Herne. Neun Kirchen haben sich vor einem Jahr zur Großpfarrei St. Christophorus zusammengeschlossen. Nun gibt es eine Vereinbarung als Handlungsbasis.

Neun Gemeinden in einer Großpfarrei bündeln: Das war ein wahrer „Kraftakt“, sagt Gemeindereferentin Monika Klöckener und beschreibt damit die letzten zwölf Monate seit der Gründung von St. Christophorus.

Im Januar vergangen Jahres wurde die Großpfarrei aus den neun katholischen Gemeinden in Wanne-Eickel – Allerheiligste Dreifaltigkeit, Heilige Familie, Herz Jesu, St. Barbara, St. Franziskus, St. Joseph, St. Laurentius, St. Marien und St. Michael – in einem Gottesdienst in der Sporthalle Eickel mit 1000 Besuchern gegründet. Nun wird am Samstag die Pastoralvereinbarung überreicht, die die inhaltliche Richtung der neuen Pfarrei vorgeben wird.

Bereits seit 2016 arbeiten die Haupt- und Ehrenamtlichen der neun Gemeinden an der Zusammenlegung, im Juli vergangen Jahres wurde die Pastoralvereinbarung unterzeichnet und dient von nun an als Basis für alle weiteren Handlungen in der Großpfarrei. „Damit wollen wir inhaltlich festhalten, wie wir uns aufstellen werden in den nächsten Jahren“, erklärt Pfarrer Ludger Plümpe, Leiter der Großpfarrei.

St. Christophorus: Aus Einzelkämpfern werden Teamplayer

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Denn nach einem Jahr gebe es noch einige Hürden, die es zu bewältigen gibt. Besonders schwierig sei es, die einzelnen Gemeindegrenzen aus den Köpfen der Gemeindemitglieder zu bekommen, so Plümpe. „Es ist aber natürlich verständlich, dass sich jahrzehntelang aufgebaute Gewohnheiten nicht einfach so verändern lassen – das braucht Zeit.“

Am 27. Januar 2019 feierten die neun Gemeinde den Gründungsgottesdienst von St. Christophorus in der Sporthalle Eickel.
Am 27. Januar 2019 feierten die neun Gemeinde den Gründungsgottesdienst von St. Christophorus in der Sporthalle Eickel. © FunkeFotoServices | Kai Kitschenberg

Das habe man gerade zu Beginn auch im Verwaltungsbereich gemerkt. So gibt es nun ein zentrales Pfarrbüro in der Gemeinde Heilige Familie an der Rottbruchstraße 9, die einzelnen Gemeindebüros sind nur noch ein- bis zweimal in der Woche geöffnet. „Gerade für ältere Menschen ist das häufig ein Problem“, sagt der Pfarrer. Dennoch: Die Erreichbarkeit habe sich seit der Zusammenlegung verbessert. So ist von morgens bis nachmittags an fünf Tagen in der Woche telefonisch eine Pfarrsekretärin zu erreichen. „Und die jungen Leute stellen sowieso ihre Anfragen mittlerweile fast alle per E-Mail“, sagt Plümpe.

Für die Mitarbeiter der Gemeinden sei der Zusammenlegung ebenfalls eine Umstellung gewesen. Aus Einzelkämpfern in den einzelnen Gemeinden mussten Teamplayer werden. Eine Erleichterung oder zusätzliche Belastung? „Es ist einfach anders geworden, diesen Beruf auszufüllen“, sagt Klöckener.

Wanne-Eickel verbindet die neun Gemeinden

Trotzdem zeige sich, dass viele Ehrenamtliche sich engagieren und gemeinsam das Ziel der Großpfarrei und einer guten Zusammenarbeit verfolgen. Sei es bei Veranstaltungen wie dem Kirmesumzug oder Lecker in Eickel: „Die Gemeindemitglieder merken, was sie alle verbindet. Und das ist Wanne-Eickel“, erklärt Plümpe.

Die Pastoralvereinbarung

Die Pastoralvereinbarung gliedert sich in fünf Punkte: Jugend: Der Sachausschuss Jugend setzt sich für die Vernetzung der verbandlichen und gemeindlichen Jugendarbeit ein. Es sollen Angebote für Jugendliche geschaffen werden.

Ehrenamt: Hier wurde ein Leitfaden zur Ehrenamtsförderung entwickelt, um die Vielfältigkeit von Ehrenamt zu betrachten und zu fördern. Missionarisch Kirche sein: Pastorale Orte wie Kitas sollen gefördert werden.

Evangelisierung: Die Glaubensvermittlung soll an die gesellschaftlichen Veränderungen und andere Lebensrhythmen angepasst werden. Caritas und Weltverantwortung: Ein Netzwerk aller karitativ Handelnder in Wanne-Eickel soll aufgebaut werden.

Und genau dieses Wissen sei die Grundlage für die Pastoralvereinbarung: Ganz nah an den Menschen in der Stadt sein und erkennen, was sie an welchen Stellen brauchen. Die wesentliche Erkenntnis aus der Analyse, die im Vorfeld gemacht wurde, sei zudem: 25 Prozent der Menschen in Herne leben in prekären Lebensverhältnissen. Viele davon sind Kinder und Jugendliche. Gerade die dürften nicht aus dem Blickfeld geraten, erklärt Plümpe.

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Denn besonders ein Vorteil habe sich durch die Zusammenlegung ergeben, weiß Plümpe. „Viele Kräfte können gebündelt und Netzwerke geschlossen werden, um so möglichst viele Gruppen der Gesellschaft zu erreichen.“