Herne. Herne und Bochum praktizieren interkommunale Zusammenarbeit. Lidl wird ein neues Verteilzentrum bauen, das die Städtegrenzen überschreitet.
Den Städten im Ruhrgebiet wird nach wie vor Kirchturmdenken vorgeworfen und es wird mehr interkommunale Zusammenarbeit gefordert. Herne und Bochum setzen diese Forderung nun in die Tat um. Das Handelsunternehmen Lidl wird auf dem interkommunalen Gewerbegebiet HerBo43 einen neuen Logistik- und Verwaltungsstandort bauen.
Damit wird das Unternehmen das 21 Jahre alte Logistikzentrum an der Südstraße auf Herne Stadtgebiet ersetzen, das nicht mehr heutigen Anforderungen entspricht. Damit würden nicht nur die bestehenden rund 240 Arbeitsplätze im Logistikzentrum gesichert, so Lidl-Immobilienleiter Lothar Rungenhagen, sondern auch rund 200 neue Arbeitsplätze entstehen. Eine genaue Investitionssumme nennt Lidl nicht, doch sie dürfte in einem höheren zweistelligen Millionenbereich liegen.
40.000 Quadratmeter großes Gebäude erstreckt sich über die Stadtgrenze
Die Arbeiten werden schrittweise in Angriff genommen. Ende des Jahres könnten Abbrucharbeiten beginnen, die dann etappenweise Richtung Bochumer Gebiet voranschreiten. Dort hat noch die Firma Kost einen Mietvertrag. Während der ersten Bauphase wird das alte Logistikzentrum erhalten bleiben - um die 83 Filialen im Vertriebsgebiet zu beliefern. Später wird es für den Neubau weichen. Nicht nur das Grundstück erstreckt sich über beide Städte, auch das 40.000 Quadratmeter große Gebäude spannt sich über die Stadtgrenze.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda sprach bei der Vorstellung der Pläne davon, dass dieses ein guter Tag für den Aufholprozess Ruhr sei. Für Herne sei das Verteilzentrum wichtig, um ein sogenanntes Cluster im Ernährungsbereich zu bilden und die Internationalisierungsstrategie fortzuführen. Neben Lidl nannte Dudda Dachser und Nordfrost, die in Herne bedeutende Standorte in der Lebensmittellogistik haben. Dudda: „Das hätten wir nicht alleine hinbekommen.“
Bochums OB Thomas Eiskirch: Mehr Zusammenarbeit geht nicht
Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch betonte ebenfalls die fruchtbare Kooperation. „Fläche und Gebäude liegen in beiden Städten. Mehr Zusammenarbeit geht nicht. Zusammenarbeit ist immer besser als Abgrenzung.“ Die Tatsache, dass 200 neue Arbeitsplätze entstünden, sei eine gute Nachricht. Aus Bochumer Sicht böte sich vor allem die Chance, den Verkehr auf Riemker Seite neu zu strukturieren und die Anwohner zu entlasten. Dabei spiele der Ausbau der A43 eine zentrale Rolle. Um für eine möglichst gute Verkehrsanbindung an das Areal zu sorgen, möchte Bochum die Unterführung unter der Autobahn erhalten.
Laut Lidl spielt Nachhaltigkeit beim Neubau eine große Rolle. So wird auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert, die Kühlanlagen werden ausschließlich mit natürlichen Kältemitteln betrieben. Bei der Beheizung will Lidl ohne fossile Brennstoffe auskommen, dafür soll Abwärme genutzt werden. Regen- und Brauchwasser werde als Betriebswasser verwendet, überschüssiges Oberflächenwasser soll den Dorneburger Mühlenbach speisen. Die Recyclingquote soll nahe bei 100 Prozent liegen.