Herne. . In Herne-Süd engagierte sich über viele Jahre eine Bürgerinitiative gegen den Müllentsorger AGR-DAR. Ihr Sprachrohr: Dietmar Maschmeier. Der 68-Jährige freut sich auf ein Leben ohne den ungeliebten Nachbar auf der anderen Seite der Stadtgrenze.

Wer vor dem Mehrfamilienhaus im Herner Süden steht, in dem Dietmar Maschmeier (68) und seine Frau Monika (59) wohnen, riecht: nichts Ungewöhnliches. Doch das kann sich von jetzt auf gleich ändern. Dreht der Wind, zieht möglicherweise ein erbärmlicher Gestank von der Bochumer Stadtgrenze zu Maschmeiers Heim herüber. 17 Jahre lang hat Dietmar Maschmeier als Sprachrohr vieler Herne-Süder gegen den Gestank aus Bochum-Riemke gekämpft. Seit ein paar Wochen ist klar: Bald hat sich’s ausgestunken.

Gemeinsam mit Mitstreitern aus Herne und Bochum hat sich der 68-Jährige dafür eingesetzt, dass das Bochumer Entsorgungsunternehmen AGR-DAR geschlossen wird oder zumindest die Geruchsbelästigung eindämmt. Im November dann die für sie gute Nachricht: AGR-DAR – vielen besser bekannt unter dem alten Namen Kost – gibt bis Ende 2014 den Standort an der Rensingstraße auf: „Als wir die Nachricht erhalten haben, ist meine Frau sofort rüber zur Nachbarin. Die beiden lagen sich in den Armen und haben vor Freude geweint.“

Viele Menschen krank

Was Maschmeiers, ihre Nachbarin Anke Pra-Mio (53) und die vielen anderen Herner und Bochumer Bürger im Umkreis des Recyclingbetriebs über Jahre ertragen mussten, ist kaum vorstellbar. „Manche Leute haben sich wegen des Geruchs übergeben“, erinnert sich Dietmar Maschmeier. Dazu gekommen seien Fliegenplagen, Ratten, unzählige kleine Feuerausbrüche sowie zwei Großbrände 2007 und 2013.

Ob die Dämpfe gesundheitsschädlich waren, darüber lässt sich nur spekulieren. Auffällig sei, wie viele Menschen in der Nachbarschaft herzkrank seien oder an Asthma litten. „Monika und ich, wir sind beide herzkrank“, erzählt Pra-Mio, „aber das interessiert ja keinen der Verantwortlichen.“ Auch Dietmar Maschmeier erkrankte schwer, ohne dass Ärzte die Ursache klären konnten.

1996 ist der Herner aktiv geworden. Immer wieder hat er den Kontakt zum Entsorger, zur Politik und zur Bezirksregierung gesucht. Unterlagen und Fotos füllen fünf dicke Ordner. Seine Frau und Pra-Mio haben öffentlichkeitswirksame Aktionen vor Geschäften auf die Beine gestellt. „Dass Kost jetzt schließt, ist natürlich nicht allein unser Verdienst“, weiß Maschmeier. Vielmehr sei das Engagement der Bürger eines von vielen Zahnrädern, die ineinandergriffen, zieht seine Frau einen anschaulichen Vergleich. Sie betont, dass vor allem der unermüdliche Einsatz der Bochumer IG-Gartensiedlung, zweier mittlerweile verstorbener Nachbarn und der Herner CDU-Politikerin Barbara Merten lobenswert seien.

Gegenseitig aufgebaut

Zwischendurch habe Dietmar Maschmeier ans Aufgeben gedacht, daran, einfach wegzuziehen, um Lebensqualität zurückzugewinnen. Vielleicht hätte er ohne den Rückhalt seiner Mitstreiter nicht durchgehalten: „Das Ganze hatte ja auch was Gutes“, sagt er rückblickend. „Wir haben uns gegenseitig immer wieder aufgebaut.“ Seine Frau ergänzt: „Und wir werden uns weiter treffen, auch wenn es jetzt Gott sei Dank vorbei ist.“