Herne. Bei den Sinterwerken in Herne droht ein massiver Personalabbau. Die Hälfte der Belegschaft könnte ihren Job verlieren, fürchtet die IG Metall.

Die Sinterwerke in Herne sind in eine Schieflage geraten. Nun droht eine Halbierung der Belegschaft. Entsprechende Informationen der WAZ haben IG Metall und Betriebsrat am Mittwochabend bestätigt.

Die Sinterwerke mit Sitz an der Forellstraße in Baukau sind ein Autozulieferer. Das Unternehmen, das sich auf die Produktion von Sinterformteilen und magnetische Werkstoffe spezialisiert hat, beschäftigt am Herner Standort aktuell 220 Mitarbeiter. Ein weiteres Werk gibt es in der Schweiz, insgesamt arbeiten 400 Menschen für die Sinterwerke, heißt es.

Die jüngste Vergangenheit war schwierig: 2013 legte der Automobilzulieferer, damals noch unter dem Namen BT Magnet-Technologie (BTMT), die Magnete-Produktion still, 87 Stellen fielen damals weg. Im vergangenen Jahr nun übernahm die japanische Sumitomo-Gruppe die Sinterwerke, so der Name seit 2015.

IG Metall: 2020 geht es ums Überleben des Werks

IG-Metall-Chefin Eva Kerkemeier: „2020 wird das Jahr, in dem es um das Überleben der Sinterwerke geht.“
IG-Metall-Chefin Eva Kerkemeier: „2020 wird das Jahr, in dem es um das Überleben der Sinterwerke geht.“ © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche


Im vergangenen Jahr nun ist ein Standortsicherungsvertrag, geschlossen von Betriebsrat und Geschäftsleitung, ausgelaufen. Offenbar mit Folgen: „2020 wird das Jahr, in dem es um das Überleben der Sinterwerke geht“, sagt Eva Kerkemeier, Bevollmächtigte der IG Metall Bochum/Herne, zur WAZ. Ihre Gewerkschaft sei von den Plänen der Sinterwerke-Geschäftsführung informiert worden, die massive Einschnitte plane. Über 100 Mitarbeiter stünden demnach auf der Kippe. Ob eine Halbierung der Belegschaft aber erforderlich ist, um das Unternehmen zu retten, könne sie (noch) nicht einschätzen. „Wir brauchen erst mal Fakten“, sagt sie.

Klar aber sei bereits, dass der Autozulieferer einen „wahnsinnigen Nachholbedarf“ habe. In den vergangenen Jahren sei an der Forellstraße viel zu wenig investiert worden, kritisiert sie. Das müsse nun von dem neuen Besitzer nachgeholt werden, wenn er auf soliden Beinen produzieren wolle. Das hat er offenbar vor: Die Verantwortlichen hätten ihr mitgeteilt, dass der Standort Herne langfristig erhalten bleiben soll. Im Gegensatz zu den drohenden Job-Verlusten seien das positive Signale, meint Kerkemeier.

Betriebsratschef: Belegschaft hat bereits einiges mitgemacht

Im Unternehmen selbst sei die „Stimmung im Keller“, sagt Heribert Hans, der Betriebsratsvorsitzende der Sinterwerke. Die Belegschaft sei am Montag in einer Belegschaftsversammlung über die Pläne des Unternehmens informiert worden. Dabei sei den Mitarbeitern mitgeteilt worden, dass bei den Restrukturierungsplänen bis zur Hälfte der Arbeitsplätze wegfallen könnten. Die Mitarbeiter seien auch deshalb bedient, weil sie in den vergangenen Jahren bereits „einiges mitgemacht“ hätten. Hans erklärt: Seit 2012 sei die Belegschaft, damals noch über 400 Mitarbeiter stark, bereits einmal halbiert worden.

Der Betriebsrat wolle nun gemeinsam mit der Gewerkschaft „in aller Ruhe“ in die Gespräche mit der Geschäftsführung über die Zukunft des Werkes gehen, kündigt Hans an. Spontane Arbeitsniederlegungen oder Demonstrationen seien zunächst nicht geplant. Der 59-Jährige begrüßt die Ankündigung der Sumitomo-Gruppe, dass sie den Standort langfristig sichern wolle; sie wolle so Nummer eins bei den Sinterprodukten werden. Ohne den neuen Besitzer aus Japan, betont Hans, gäbe es die Sinterwerke schon längst nicht mehr. Der Betriebsratschef sagt aber auch: „Wir wollen um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Die Unternehmensführung hat bis zum Redaktionsschluss auf Anfrage keine Stellungnahme über ihre Pläne abgegeben.