Herne. Benjamin Eisenberg präsentierte Herne erstmals das Neujahrskabarett. Es lieferte ein fulminantes Feuerwerk an Ideen und Gedanken.
Mit einem fulminanten Feuerwerk der Ideen faszinierte Benjamin Eisenberg beim Neujahrskabarett am Freitagabend in den Flottmannhallen Jung und Alt. Unterstützung erhielt er dabei von Klavierkabarettist Matthias Reuter, Kabarett-Urgestein Helmut Sanftenschneider sowie dem Duo „Die Becker und Frau Sierp“.
In seiner Heimatstadt Bottrop lädt Benjamin Eisenberg seit neun Jahren zum „Neujahrskabarett“ ein, in Herne feiert seine beliebte Kleinkunst-Mix-Show Premiere. Stand-up Comedy, Politsatire, Poetry und Musikkabarett gehen hier fließend ineinander über, eine Idee jagt geradezu die andere. Eisenbergs Scharfblick und scharfzüngigem Witz entgeht kaum etwas, seine Beobachtungen sind sehr präzise und seine satirischen Kommentare treffen genau ins Schwarze.
Die Untiefen von Politikerzitaten
Anlässlich des Jahreswechsels hat er sich Gedanken gemacht, wer wohl das Schießpulver erfunden hat – natürlich ein Chinese, wahrscheinlich mit dem Namen Peng Peng. Und Eisenberg beleuchtet die Untiefen von Politikerzitaten des vergangenen Jahres. „Wir wollen kein Stückchen vom Kuchen, wir wollen die Bäckerei“, so eine Verlautbarung der AfD. „Was glauben Sie wohl, wer dann alles in den Ofen muss“, warf Eisenberg daraufhin in die Runde.
Andere Politiker erwiesen sich allerdings wider Erwarten als Befürworter des Grundgesetzes, wie zum Beispiel der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich als Fan der Meinungsfreiheit outete. „Wenn ich der Meinung bin, dass ich die Wahl hätte gewinnen müssen, dann nehme ich mir die Freiheit, sie zu wiederholen.“ Eine eigenwillige Auslegung, ohne Zweifel. Auch Promis wie Daniela Katzenberger wissen die deutsche Verfassung zu schätzen, denn „ohne das Recht auf Freizügigkeit hätte es viele Fotos von mir nicht gegeben“, ist sie überzeugt. In Ausblicken auf das Jahr 2020 sieht Eisenberg Donald Trump das „Galaktische Imperium“ ausrufen und Greta Thunberg auf dem Weg zu einer Klimakonferenz mit dem Segelboot im Grönlandeis feststecken, was eine Helikopter-Rettungsaktion erforderlich macht.
Schon mit 16 als Kabarettist aktiv
Benjamin Eisenberg wurde 1982 in Bottrop geboren und ist seit seinem 16. Lebensjahr als Kabarettist aktiv. Sowohl in Soloprogrammen als auch mit den Partnern Ludger K oder Matthias Reuter tritt er regelmäßig in Bottrop wie auch in anderen Städten im Ruhrgebiet und am Niederrhein auf.
Er gewann mehrere regionale wie deutschlandweite Kabarettwettbewerbe und trat auch bereits beim WDR auf.
Parabel vom pazifistischen Hasen
Eisenbergs Gast Matthias Reuter macht sich Gedanken über die zunehmende Aggressivität in unserer Gesellschaft, die dank Facebook, Twitter & Co. so ungehemmt wie noch nie ausgelebt werden kann, und fordert in einem seiner Songs einen „Hassausfall“. Auch Pazifismus und Rüstungsexporte unterzieht er einer kritischen Analyse in seiner Parabel vom pazifistischen Hasen, der sich waffenscheu in den Wald zurückzieht, von dort aus aber Waffen in alle Welt verkauft und sich meist am Strand aufhält, wenn sie losgehen. Ein Seitenhieb auf die Tücken des Internets ist sein satirischer Song über die russischen Hacker Boris, Pjotr, Igor – und die Doris von der O2-Hotline. Virenprogramme gegen sie sind völlig sinnlos, denn sie haben sie ja programmiert.
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Die Becker und Frau Sierp giften sich immer wieder an, die spießig-altjungferliche Frau Sierp kann an der poppig-quirligen Becker einfach kein gutes Haar lassen. Der in Herne bestens bekannte Helmut Sanftenschneider nimmt die Medien mal unter die Lupe. „Alzheimer – bald können Sie die Angst davor vergessen“, fordert da zum Beispiel eine Apothekerzeitschrift ihre Leser auf. Das Publikum in den Flottmann-Hallen dagegen wird diesen witzig-spritzigen Abend dagegen so schnell nicht vergessen.