Herne. Herne ist neben Oberhausen und Bottrop Teil des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“. Nun liegen erste Ideen von Herner Bürgern vor. Eine Auswahl.
Herne wird wieder Pilotstadt. Neben Oberhausen und Bottrop ist die Stadt Teil des Projekts „Ruhrgebiet besser machen“ der Brost-Stiftung. Dafür setzt die Stiftung ausdrücklich auf Bürgerbeteiligung und hatte zum Auftakt vor wenigen Wochen aufgerufen, Ideen beizusteuern. Die ersten Vorschläge für Herne sind eingegangen.
Zur Erinnerung: Den Anstoß zu diesem Projekt gaben aktuelle Umfragen: Diese offenbarten eine generelle Stimmung, dass viele Bürger das Gefühl haben, ihre Meinung würde nicht zählen, ihre Ideen nicht gehört werden. Rund 60 Prozent der im Ruhrgebiet lebenden Menschen sind stark am politischen Geschehen in ihrer Stadt oder ihrer Gemeinde interessiert. Aber nur 38 Prozent sind zufrieden damit, wie sie ihre eigenen Ideen und Vorschläge in dieses Geschehen einbringen können. Und das, obwohl in nahezu allen Ruhrgebietsstädten Abteilungen damit betraut sind, die Bürgerbeteiligung zu erhöhen und die Menschen stärker einzubinden. So sinkt das Vertrauen in die Politik weiter, 64 Prozent attestieren eine Entfremdung zwischen Politik und Bürgern. Umso wichtiger ist es nach den Worten der Brost-Stiftung, die Menschen zu unterstützen, sich mit ihren Ideen aktiv in die Gestaltung der Stadtgesellschaft einzubringen.
Nachdem die Plattform „www.ruhrgebietbessermachen.de“ vor wenigen Wochen online gegangen ist, sind erste Vorschläge für Herne eingetrudelt. Ein Auszug:
So gibt es den Wunsch, dass Polizei- und Rettungskräften wieder mehr Respekt und Wertschätzung entgegengebracht wird. Auch sollten mehr Polizisten eingestellt werden, damit die vorhandenen Kräfte ihre vielen Überstunden abbauen können. Stadt und Land könnten sich bedanken, indem die Mitarbeiter Gratifikationen oder Einladungen zu kostenlosen Konzerten oder Veranstaltungen bekommen.
Leerstehende Ladenlokale örtlichen Künstlern zu Verfügung stellen
Sehr konkret wird Dirk Biermann: „In Herne und Wanne gibt es einige Brücken und Unterführungen, die durch Kritzeleien und schlechte Graffiti verunstaltet sind“, schreibt er. Seine Frage: „Kann man diese Flächen nicht Sprayern zur Verfügung stellen, die ihr Handwerk verstehen und nach freien Flächen suchen?“ Vielleicht könne man auch gewisse Vorgaben machen, die sich jeweils auf den Stadtteil beziehen, wie zum Beispiel Bergbauthemen, bekannte Persönlichkeiten oder Gebäude. „Für die Brücke an der Wilhelmstraße in Wanne würde ich mir zum Beispiel als Thema die Zeche Pluto wünschen. Alternativ würde ich für diese Brücke eine Patenschaft anbieten.“
Dirk Biermann hat weitere Ideen formuliert: Leerstehende Ladenlokale würden ein trostloses Bild in den Innenstädten vermitteln. „Ich würde mir wünschen, dass man mit den Vermietern Kontakt aufnimmt, damit zum Beispiel örtliche Künstler eine Werbe- oder Ausstellungsfläche für ihre Arbeit erhalten, solange kein neuer Mieter gefunden ist, damit die Schaufenster wieder zu einem Blickfang werden.“
Kneipengespräche in den Stadtteilen
Bei den Kneipengesprächen in den Stadtteilen sollen sich die Teilnehmer zu Thementischen zusammenfinden. Deshalb geht es nicht ohne Anmeldung per Telefon (0201-749936-16) oder auf der Homepage: www.ruhrgebietbessermachen.de.
Die Termine: 19. Februar, 19 Uhr: Zum krummen Hund, An der Cranger Kirche 1; 26. Februar, 19 Uhr: Gaststätte An der Stadtgrenze, Bahnhofstraße 287; 27. Februar, 19 Uhr: Haus Stolpe, Händelstraße 26; 2. März, 19 Uhr: Gaststätte Heinrich, Heinestraße 5; 3. März, 19 Uhr: Schacht V, Edmund-Weber-Straße 178; 4. März, 19 Uhr: Holsterhauser Hof, Gartenstraße 8; 9. März, 19 Uhr: Zille, Willi-Pohlmann-Platz 1; 10. März, 19 Uhr: Kulturbrauerei Hülsmann, Eickeler Markt 1.
Kein Alkoholverkauf an Tankstellen nach 22 Uhr
Ein weiterer Wunsch, der Richtung mehr Sicherheit zielt: kein Alkoholverkauf an Tankstellen und Kiosken nach 22 Uhr. Es gebe polizeiliche Statistiken darüber, dass die Gewaltbereitschaft im Zusammenhang mit Alkoholkonsum deutlich zunimmt. Deshalb solle die Verfügbarkeit von Alkohol nach 22 Uhr eingeschränkt wird. In Baden-Württemberg sei diese Maßnahme schon umgesetzt worden.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels lautet ein Vorschlag, die Dächer der Bushaltestellen zu begrünen, allerdings müsse die technische Umsetzung geprüft und eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf gestellt werden.
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Weitere Ideen, aber auch Kritik können im nächsten Schritt in Kneipengesprächen geäußert werden. Die Gespräche am Tresen sollen sich um die Themen Mobilität, Soziales und Wohnen, Umwelt, Wirtschaft und Integration drehen. Laut Brost-Stiftung soll es auch eigene Beteiligungsformate für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund geben. Nach dieser ersten Phase diskutieren die Teilnehmer der Kneipengespräche die Ergebnisse, mit dem Instrument einer Ideenwerkstatt sollen die Lösungsvorschläge weiterentwickelt und konkretisiert werden. Im Sommer sollen bei einer großen Konferenz die besten Zukunftsideen vorgestellt werden. Gemeinsam mit der Politik und den Verwaltungsspitzen sollen die Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert und vorangetrieben werden.