Herne. Der Herner SPD-Vorstand hat eine Liste mit Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl 2020 erarbeitet. Darauf finden sich einige Überraschungen.
Die Herner SPD stellt erneut personelle Weichen für die Kommunalwahl am 13. September 2020. Nach der Aufstellung der Direktkandidaten in den 27 Wahlkreisen durch die Ortsvereine hat der Parteivorstand nun eine Reserveliste für den Rat der Stadt erarbeitet. Darauf finden sich einige Überraschungen - und eine Vorentscheidung für die Wahl eines Bürgermeisters.
Kai Gera (51) soll den ausscheidenden SPD-Bürgermeister Erich Leichner nach der Wahl beerben: Der Altenhöfener SPD-Ratsherr und Sportausschussvorsitzende soll auf Platz 3 der Liste stehen, so Parteichef Alexander Vogt. Auf Platz 1 möchte der SPD-Vorstand den amtierenden SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski (62) platzieren.
SPD will alle Wahlkreise gewinnen
Jenseits dieser beiden Personalien habe der SPD-Vorstand diesmal eine neue Linie verfolgt, so Vogt im Gespräch mit der WAZ. Und zwar: „Wir wollen ein möglichst breites Spektrum der Bevölkerung abdecken.“ Die Liste sei auch „hart durchquotiert“, sprich: Frauen besetzen alle geraden Listenplätze.
Bisher hatten die Partei die vorderen Plätze der Reserveliste stets mit den auch als Direktkandidaten antretenden Spitzen der Fraktion belegt und diese damit ein Stück weit abgesichert. „Wir haben aber den Anspruch, alle 27 Direktwahlkreise zu gewinnen“, begründet Vogt den neuen Ansatz. Trotz der starken Verluste bei der Europawahl im Mai habe die SPD in Herne mit Ausnahme von Eickel-Mitte damals auch in allen Wahlkreisen vorne gelegen.
Zwei Jusos auf vorderen Plätzen
Die größte Überraschung auf der Liste: Petra Herrmann-Kopp (47) belegt Platz 2. Die Vorsitzende des Sportvereins Baukauer TC und Mitarbeiterin des Stadtsportbundes hatte bisher noch kein Mandat für die Partei inne. Platz 4 hat die SPD für Kirsten Eink (43) reserviert, die durch ihre (letztlich gescheiterte) Europawahlkandidatur an Renommee in der Partei gewonnen hat.
Die weiteren Spitzenränge: Juso-Chef Benny Grabowski (31) auf 5, Juso- und Falken-Vertreterin Vanessa Thiel (22) auf 6, der Integrationsratsvorsitzende Muzaffer Oruc (46) auf 7, die bei den Demos gegen „besorgte Bürger“ aktive Julia Steinbach (34) auf 8 und Unternehmer Carsten Bielefeld (51) als Chef der SPD-Selbstständigen auf 9. Ab Platz 10 folgen dann alle Direktwahlkandidaten der Ortsvereine, beginnend mit der Schulausschussvorsitzenden Birgit Klemczak (58).
Vier Genossen rückten seit 2014 nach
Ins Gewicht fallen wird die Liste aber wohl erst im Laufe der nächsten Ratsperiode, denn: Angesichts der Wahlergebnisse der vergangenen Jahre ist es rechnerisch sehr unwahrscheinlich, dass die Liste direkt nach der Kommunalwahl zieht. Im Laufe der aktuellen Ratsperiode sind bisher vier Sozialdemokraten über die Reserveliste in den Rat nachgerückt.
OB-Wahl- Nominierung im März
Das Kommunalwahlprogramm und die Nominierung des Oberbürgermeisterkandidaten will die SPD 2020 vornehmen, konkret: Mitte März.
Frank Dudda (SPD), der 2015 als Nachfolger von Horst Schiereck mit 55,9 Prozent zum Oberbürgermeister gewählt worden ist, hat seine erneute Kandidatur noch nicht öffentlich verkündet. Er müsse dies erst mit seiner Familie und seiner Partei besprechen, so seine bisherige Aussage.
Die SPD geht allerdings fest davon aus, dass sich der 56-Jährige erneut zur Wahl stellen wird.
Zurück zum Bürgermeister-Kandidaten: Das letzte Wort hat nach der Kommunalwahl die dann neu zusammengesetzte SPD-Ratsfraktion. Und die ist durchaus mal für große Überraschungen gut: Nach der Kommunalwahl 2014 nominierte die Fraktion in einer Kampfabstimmung nicht die vom Parteivorstand vorgeschlagene Birgit Klemczak, sondern den damals wie Kai aus der Kiste kandidierenden Ratsherrn Erich Leichner fürs Bürgermeisteramt. Die anschließende Wahl Leichners im Rat war dann nur noch Formsache.
Die SPD will die Ratsreserveliste sowie die Listen für die vier Bezirksvertretungen am Samstag, 14. Dezember, im Volkshaus Röhlinghausen aufstellen. Beginn ist um 10 Uhr.