herne. . Noch 110 Termine bewältigt die Herner SPD-Kandidatin Kirsten Eink bis zur Europawahl. Warum die 42-Jährige ins EU-Parlament einziehen möchte.

„Der Einzug von Kirsten Eink (SPD) ins Europaparlament ist in etwa so realistisch wie der Gewinn der Fußball-WM durch Costa Rica“: Den Satz aus der WAZ von vor fünf Jahren, als die Hernerin zum ersten Mal für Europa kandidierte, kann sie noch heute aus dem Stegreif zitieren. Damals stand sie auf dem völlig aussichtslosen Platz 52 der SPD-Liste – heute hat sie Platz 21 erobert. „Vor fünf Jahren wäre das eine sichere Sache gewesen“, sagt sie. Inzwischen eher nicht. Laut Umfragen kommen die Sozialdemokraten aktuell auf 18 Prozent - knapp zu wenig, um sich entspannt zurücklehnen zu können.

Im Januar konnte Kirsten Eink (re.) die SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley (li.) persönlich begrüßen. Die Bundesjustizministerin war Überraschungsgast beim Neujahrsempfang des SPD-Ortsvereins Röhlinghausen. Mit im Bild: die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering und SPD-Ortsvereins-Chef Hendrik Bollmann.
Im Januar konnte Kirsten Eink (re.) die SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley (li.) persönlich begrüßen. Die Bundesjustizministerin war Überraschungsgast beim Neujahrsempfang des SPD-Ortsvereins Röhlinghausen. Mit im Bild: die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering und SPD-Ortsvereins-Chef Hendrik Bollmann. © Rainer Raffalski

Kirsten Eink weiß, dass es für sie zumindest eng wird. Trotzdem – oder gerade deswegen – stürzt sie sich mit Elan in den Wahlkampf. In den letzten 30 Tagen vor der Wahl hat sie 110 öffentliche Termine auf dem Plan. Hinzu kommt noch einmal die gleiche Anzahl an nichtöffentlichen Terminen. Unterwegs ist sie dabei nicht nur in Herne, sondern auch in Gelsenkirchen und Bottrop und manchmal noch zusätzlich außerhalb „ihres“ Bezirks, wenn sie zum Beispiel an Diskussionsrunden in Dortmund oder Bochum teilnimmt.

Europa treibt Eink seit ihrem Studium um

Europa treibt die 42-Jährige schon seit vielen Jahren um, seit ihrem Dualen Studium ab 1997 an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Berlin/Bochum; gleichzeitig machte sie eine Ausbildung bei der Knappschaft. Durch das Seminar „Staats- und Verfassungsrecht“ sei ihr erstmals bewusst geworden, welche wesentlichen Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden, erzählt sie. „Aber da guckte keiner hin, und es hat mich gestört, dass ich nicht wusste, wer da was entscheidet.“

Also guckte sie immer genauer hin und erreichte dann den Punkt, an dem sie mitgestalten wollte. Auch bei ihrer Arbeit bei der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft Bahn-See bekam sie immer öfter mit Europa-Themen zu tun, zum Beispiel wenn es um das europäische Sozialversicherungsrecht ging.

Sie trat in die Europa-Union ein, einem überparteilichen Zusammenschluss von Menschen, die sich für Europa einsetzen. Seit September 2013 ist sie hauptamtliche Geschäftsführerin der Europa-Union NRW; ihre Arbeit bei der Knappschaft ruht seitdem. Das könnte sich demnächst ändern: Sollte Kirsten Eink den Einzug ins Europäische Parlament verpassen, geht sie im Juli zur Knappschaft zurück und gibt die hauptamtliche Geschäftsführung bei der Europa-Union NRW auf. „Das war von Anfang an so geplant“, sagt sie. Europa will sie aber auch dann „auf jeden Fall“ ehrenamtlich verbunden bleiben.

Die westfälische Gesprächseröffnung

Aber auch schon den Wahlkampf an sich wertet die Kandidatin als Erfolg: Weil sie dabei Inhalte vermitteln könne, um die es ihr gehe und die ihr wichtig seien, wie die Einführung eines europäischen Mindestlohns und europäischer Sozialstandards, Förderprogramme zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, einheitliche Standards für Schwerbehinderte. „Menschen sollen überall in Europa leben können“, heißt ihre Forderung.

„Alles Mist“ höre sie dagegen häufig von Passanten an den Info-Ständen. „Das ist die westfälische Gesprächseröffnung“, schmunzelt Kirsten Eink. Frage man nach, stellten sich oft Existenzängste heraus, bei Älteren auch Angst vor Krieg. Armutsmigration sei ein weiteres Thema, Sicherheit ebenso, weshalb sich gerade die SPD Herne für eine grenzüberschreitende Bekämpfung von Kriminalität, gleich welcher Art, einsetze. Und für eher in europäisches Arbeits- und Einwanderungsrecht, „damit wir wissen, wer da nach Europa kommt. „Nur wenn Menschen sich sicher fühlen“ sagt Kirsten Eink, „leben sie gerne in Europa. Sonst ziehen sie Grenzen hoch.“

>> INFO: 1998 trat sie der SPD bei

Kirsten Eink stammt aus Essen und machte 1996 ihr Abitur auf dem Mariengymnasium in Werden. Ihr Studium schloss sie als Diplom-Verwaltungswirtin der Sozialversicherung ab.

Der SPD trat sie 1998 bei. Seit 2010 ist sie aktiv im Ortsverein Pantringshof und Mitglied in verschiedenen Gremien der Partei. Sie wohnt in Pantringshof, ist verheiratet und hat zwei Kinder.