Herne. Tierrechtsaktivisten machen mobil: Beim Cranger Weihnachtszauber in Herne demonstrierten Tierfreunde gegen das Ponyreiten. So lief die Demo.

Der Cranger Weihnachtszauber ist nun Ziel von Tierrechtsaktivisten: Am Wochenende haben in Herne gleich zwei Gruppen gegen die Ponyreitbahn auf dem Cranger Kirmesgelände demonstriert. Mit Plakaten und Flugblättern forderten am Samstag rund 30 Demonstranten ein Aus für das Ponyreiten. Einen Tag später protestierten rund zehn Tierrechtsaktivisten – es soll nicht das letzte Mal sein.

„Kaisers Reitbahn“ ist Aktivisten seit Jahren ein Dorn im Auge, auch in Herne hat sie einen Proteststurm ausgelöst. In dem Fahrgeschäft auf dem Cranger Weihnachtszauber laufen 14 Ponys und ein Esel abwechselnd über eine Strecke von 35 Metern durch ein Oval, auf dem Rücken tragen sie Kinder, die vier Euro für zehn Runden zahlen.

Aktivisten demonstrierten auf dem Cranger Weihnachtszauber in Herne

In der Kritik von Tierrechtsaktivisten: „Kaisers Reitbahn“ auf dem Cranger Weihnachtszauber.
In der Kritik von Tierrechtsaktivisten: „Kaisers Reitbahn“ auf dem Cranger Weihnachtszauber. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Tierrechtsaktivistin Adrienne Kneis organisierte am Samstag die erste von bislang fünf angemeldeten Demos. Mit rund 30 Mitstreitern kam sie gegen 13 Uhr auf den Weihnachtszauber. Sie protestierten mit Plakaten und einem Banner gegen das Ponyreiten, verteilten Flugblätter und sprachen mit Besuchern. Dabei wurden leidenschaftliche Diskussion geführt. Tumulte gab es aber nicht.

„Ponyreiten ist Tierausbeutung“, betont Tierrechtsaktivistin Kneis in ihrer Ansprache. Egal ob Ponys nun im Kreis oder im Oval laufen: Die Tiere hätten auf Veranstaltungen wie dem Weihnachtszauber oder Kirmessen nichts zu suchen.

Das Fahrgeschäft sei winzig klein, die Ponys müssten stundenlang hintereinander her trotten, seien Lärm und Trubel ausgesetzt, eingespannt und müssten unentwegt Kinder tragen. „Das ist keine Umgebung für ein Tier, nicht artgerecht und auch nicht mehr zeitgemäß“, stellte die 43-Jährige klar.

Schausteller bietet Aktivisten Blick hinter die Kulissen an

Schausteller Stefan Kaiser fordert sie auf, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen: „Er nutzt die Tiere zu Unterhaltungszwecken aus.“ Gegen Kaiser persönlich habe sie nichts. „Wir sind für Unterhaltung, für Kirmessen, für Weihnachtsmärkte, aber bitte ohne Tiere“, so Kneis. Auch Tierschützer Achim Betticher meinte, es gehe nur um den Tierschutz. Man wolle niemandem das Geschäft kaputt machen.

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Das scheint von den Protesten am Wochenende tatsächlich nicht beeinflusst gewesen zu sein. Am Sonntag sind die Pferderücken trotz der Demonstranten des Peta-Street-Teams vor der Bahn fast immer besetzt. Sie sei zwar von den Protesten erschrocken, sagt Mutter Sarah Spitzenberg (37). Ihre Tochter Hanna (8) habe sie dennoch reiten lassen.

Keine Angst vor Protesten – solange sie friedlich bleiben

Die Tierrechtsaktivisten Oliver Loos (23, aus Oberhausen) und Lisa Theißen (36, aus Recklinghausen) wurden von Norman Schmidt verbal attackiert. Er hat für die Demo kein Verständnis.
Die Tierrechtsaktivisten Oliver Loos (23, aus Oberhausen) und Lisa Theißen (36, aus Recklinghausen) wurden von Norman Schmidt verbal attackiert. Er hat für die Demo kein Verständnis. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die freiwilligen Aktivisten von Peta verteilen am Sonntag Anti-Ponyreiten-Aufkleber an Kinder. Einige Passanten verwickeln die Demonstranten in wütende Gespräche, andere versorgen sie mit heißem Tee. „Wir sind zufrieden, es läuft sehr gut“, sagt Organisatorin Lisa Theißen.

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Schausteller Stefan Kaiser selbst gibt sich am Wochenende betont gelassen. Während die Pferde ihre Bahnen ziehen, erzählt er, wie er seine Tiere pflegt. Er bietet den Demonstranten an, sich seine Stallungen anzuschauen. Er habe keine Angst vor Protesten – „solange sie friedlich bleiben“ – und sei kein Tierquäler. Die 15 Tiere würden regelmäßig gewechselt – die vorgeschriebenen Höchstzeiten halte er natürlich ein.

Demo wollte Kunden wachrütteln

Mit der Demo wollen die Tierrechtsaktivisten Besucher des Weihnachtszaubers wachrütteln und dafür werben, dass sie ihre Kinder nicht auf das Fahrgeschäft lassen. Wenn es keine Nachfrage für Ponyreiten mehr gebe, erledige sich das Problem von allein, sagt Adrienne Kneis. Die Krefelderin ist Beamtin und als Ermittlerin für Sozialbetrug in einer Kommune tätig; privat kämpft sie seit Jahren deutschlandweit unter anderem gegen Tiere in Fahrgeschäften.

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