Herne. Die Digitalisierung ist eins der Megathemen der Zukunft. Das Herner Unternehmen Ifürel untersucht nun den Wandel der Arbeit wissenschaftlich.

Es ist das Megathema der vergangenen Jahre - und wahrscheinlich auch der kommenden: die Digitalisierung. Sie wird auch als vierte industrielle Revolution bezeichnet, weil sie weite Teile der Arbeitswelt drastisch verändert hat und weiter verändern wird. Wie diese Veränderungen aussehen und welche Konsequenzen daraus gezogen werden können und müssen, lässt das Herner Unternehmen Ifürel nun wissenschaftlich untersuchen.

Wie werden die Menschen in Zukunft arbeiten? Wie beeinflusst die Vernetzung von Dingen, Anlagen und Dienstleistungen die Zusammenarbeit im Unternehmen, mit Kunden und Partnern? Welche Kompetenzen benötigen die Mitarbeitenden von morgen? Diese Fragen will der Herner Industriedienstleister im Rahmen des Forschungsprojekts „VISITS“ gemeinsam mit der Technischen Universität Dortmund und weiteren Unternehmen erforschen.

Für Ifürel-Geschäftsführer Henrich Kleyboldt haben die Themen Digitalisierung und Wandel der Arbeit eine hohe Bedeutung.
Für Ifürel-Geschäftsführer Henrich Kleyboldt haben die Themen Digitalisierung und Wandel der Arbeit eine hohe Bedeutung. © Bodemer

Nach den Worten von Ifürel-Geschäftsführer Henrich Kleyboldt war der Antrag auf Forschungsförderung einer der wenigen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds akzeptiert worden sind und nun finanziell gefördert werden. „VISITS“ ist Teil des Dachprogramms des Ministeriums mit dem Titel „Zukunft der Arbeit“. Mit diesem Programm verfolgt das Ministerium das Ziel, das technische und soziale Innovationspotenzial mittelständischer Unternehmen mit zu stärken, indem neue Konzepte und Werkzeuge der Arbeitsgestaltung und -organisation erforscht, entwickelt und umgesetzt werden.

Dem Mittelstand - zu dem Ifürel zählt - käme eine besondere Bedeutung zu, wenn es darum ginge, nachhaltige Digitalisierungskonzepte und Umsetzungsstrategien zu entwickeln, die die neuen Technologien und die Bedürfnisse der Menschen gleichermaßen berücksichtigen. Nach den Vorgaben des Ministeriums sollen die „geförderten Projekte von konkreten betrieblichen Anwendungsfällen ausgehen und Fragestellungen zum digitalen Wandel der Arbeitswelt thematisieren, die eine Verwertbarkeit der Ergebnisse auch in anderen Unternehmen erwarten lassen“.

Digitalisierung: Von Medizin bis Kultur

Digitalisierung - das ist selbstverständlich weit mehr als der Gebrauch des Smartphones. Die Digitalisierung erreicht immer mehr Bereiche des täglichen Lebens. Sie krempelt ganze Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen um, erreicht aber selbst Orte wie Museen.

Die WAZ wird sich nun in loser Folge diesem Thema widmen und verschiedene Beispiele für die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung vorstellen.

Diese Zielsetzung könnte den Ausschlag dafür gegeben haben, dass Ifürel den Zuschlag für die Förderung bekommen hat. Dazu muss man wissen: Das Familienunternehmen mit mehr als 600 Mitarbeitern ist seit über 80 Jahren als Dienstleister in der Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik tätig. Zu den Kunden zählen unter anderem Bayer, Ineos, Shell oder Merck.

Ein Elektriker von Ifürel. Durch die immer komplexeren Hilfsmittel ändert sich für die Mitarbeiter die Arbeit.
Ein Elektriker von Ifürel. Durch die immer komplexeren Hilfsmittel ändert sich für die Mitarbeiter die Arbeit. © WAZ FotoPool | Caroline Seidel

Für Geschäftsführer Henrich Kleyboldt haben die Themen Digitalisierung und der Wandel der Arbeitswelt eine hohe Bedeutung - sie waren auch ein Grund, warum er 2017 das Ehrenamt als stellvertretender IHK-Präsident übernommen hat. Wobei Kleyboldt im Gespräch mit der WAZ-Redaktion darauf hinweist, dass die Digitalisierung seit Jahrzehnten im Gange sei, der entscheidende Faktor sei jedoch in der jüngeren Vergangenheit die immer stärker wachsende Zahl an Daten, die man zur Verfügung habe - oder bewältigen müsse. Hinzu komme der immer höhere Grad der Vernetzung. „Wenn Mitarbeiter draußen auf den Baustellen sind, haben sie auf ihren Tablets die gesamte Dokumentation für die Anlage dabei“, so Kleyboldt. Ventile würden nicht mehr nur mit dem Schraubenschlüssel, sondern auch elektronisch justiert.

Die Hilfsmittel, die die Mitarbeiter nutzten, würden immer komplexer, deshalb bräuchte das Unternehmen immer mehr Spezialisten. Das führe zu der Frage, welche Kompetenzen die Mitarbeiter in Zukunft benötigen und wie sie miteinander kommunizieren. Aber auch die Frage der Kommunikation mit den Kunden sei entscheidend. Bestandteil des Forschungsprojekts sei neben Beantwortung dieser Fragen die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen, die dann erprobt und wissenschaftlich überprüft würden.