Herne. Weil sich die Gefahrenlage in der Welt ändert, stellt sich das THW neu auf. Das hat auch Folgen für Herne: Eine Drohnen-Einheit wird aufgebaut.
Das Technische Hilfswerk (THW) in Herne rüstet sich für die Zukunft. Die Ortsverbände in Herne und Wanne-Eickel werden neu aufgestellt, außerdem ziehen sie 2020 in neue, moderne Zentralen. Es sind die größten Umwälzungen in dem Verband seit vielen Jahren.
Zwei Ortsverbände des Technischen Hilfswerks gibt es in dieser Stadt, was nicht gerade üblich ist in Deutschland; einen in Herne an der Cranger Straße, einen in Wanne-Eickel an der Plutostraße. Dabei soll es auch bleiben. Jeweils um die 100 Ehrenamtlichen engagieren sich dort, rücken aus, wenn Not am Mann ist, irgendwo in der Republik oder auch vor Ort. Schwerpunkt der Arbeit ist seit jeher der Katastrophenschutz. So packten THWler aus Herne beim Hochwasser an der Elbe oder beim Moorbrand im Emsland mit an, oder sie sicherten vor Ort Straßen beim Pfingststurm Ela und halfen bei der Suche nach der verschwundenen Kobra. Nun kommt beim THW ein weiterer Schwerpunkt hinzu: die Sicherung der „kritischen Infrastruktur“ im Land.
Bedrohungslage in der Welt hat sich verändert
„Die Bedrohungslage in der Welt hat sich geändert“, begründet Sven-Eric Leichner, Chef des THW in Herne, die neue Weichenstellung. Terroranschläge, Cyberangriffe auf Strom oder Trinkwasser, ja auch militärische Konflikte, sagen er und sein Amtskollege Aimo Glaser, Chef des THW in Wanne-Eickel, rückten ins Blickfeld. Darauf reagiere der Bundesverband mit dem Projekt „Kritis“, also der besagten Sicherung der kritischen Infrastruktur im Ernstfall, darunter vor allem der Strom- und Wasserversorgung.
Dafür werden überall in der Republik beim THW neue Einheiten aufgebaut. Auch in den Ortsverbänden Herne und Wanne-Eickel gibt es bereits jeweils mehrere Einheiten, die einzeln angefordert werden können, darunter Bergungsgruppen oder Beleuchtungsgruppen. Neu hinzu kommt jeweils die Gruppe Notinstandsetzung und Notversorgung, sagen die beiden Ortsbeauftragten. In Wanne-Eickel soll dazu eine der beiden Bergungsgruppen umgewandelt werden, in Herne sollen eine Bergungsgruppe und eine Gruppe Beleuchtung zusammengelegt werden. Die neuen „N-Gruppen“, so das Ziel, sollen flexibler agieren können, sagen die Ortsbeauftragten. Für all das seien viele Schulungen nötig, etwa wenn Beleuchtungsexperten nun auch das Bergen beherrschen müssten. „Das wird Jahre dauern, man kann nicht den Hebel einfach umlegen“, sagt Aimo Glaser.
Beide Ortsverbände ziehen 2020 um
Neben den inhaltlichen Umstrukturierungen peilen beide Ortsverbände Umzüge an. Beim THW Wanne-Eickel sind die Ehrenamtlichen an der Plutostraße zurzeit provisorisch in Containern untergebracht, die Bedingungen für die Ehrenamtlichen seien dort schlecht, sagt Glaser (66), der mittlerweile Rentner ist. Das neue Domizil auf dem selben Gelände soll aber im nächsten Jahr bezogen werden.
Ebenfalls 2020 will Sven-Eric Leichner (40), hauptberuflich Geschäftsleiter beim Evangelischen Johanneswerk, mit dem THW Herne in die neue Zentrale auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Horsthausen umziehen. Ob die Feuerwehren von Herne und Wanne-Eickel an beiden Orten Nachbarn werden, steht noch immer nicht fest. Die THW-Chefs würden das begrüßen: „Wir arbeiten mit der Feuerwehr hervorragend zusammen, Hand in Hand“, sagt Glaser.
Für Nachteinsätze und Flüge in Häusern geeignet
Wegen „Krisis“ soll das THW in Wanne-Eickel als einer von zehn Standorten in NRW auch die neue Gruppe UL, also unbemannte Luftfahrzeuge, aufbauen. Die künftige vierköpfige Einheit erhält laut Glaser zwei Drohnen und ein Transportfahrzeug. Eine Drohne, ausgestattet mit Infrarot und damit auch für Nachteinsätze tauglich, soll Gebiete absuchen, etwa wenn dort Verletzte vermutet werden. Sogar in Häusern könne sie eingesetzt werden und durch Räume fliegen. Nicht zuletzt könne die Drohne Gebiete vermessen. In den kommenden zwei Jahren soll die Einheit stehen.
Auch interessant
Auch in Herne wird im Zuge der Neuausrichtung „aufgerüstet“: Dort bekommt das THW einen großen Bagger zusätzlich, um bei Einsätzen, wenn erforderlich, etwa durch Wände brechen zu können. „Beide Ortsverbände in Herne haben ihre Spezialitäten, die bundesweit anerkannt sind“, sagt Sven-Eric Leichner.