Herne. Bei einer aus dem Ruder gelaufenen Kurdendemo in Herne haben sich fünf Menschen verletzt. Provokationen trugen offenbar zur Eskalation bei.

Die Kurdendemo am Montagabend in Herne hat weitreichendere Folgen gehabt, als es zunächst den Anschein hatte. Mehrere Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, darunter auch ein Polizist.

Die Tür des türkischen Vereins an der Schulstraße/Viktor-Reuter-Straße nach den Angriffen junger Kurden. Rund 15 Vereinsmitglieder hatten Schutz in den Räumen gesucht.
Die Tür des türkischen Vereins an der Schulstraße/Viktor-Reuter-Straße nach den Angriffen junger Kurden. Rund 15 Vereinsmitglieder hatten Schutz in den Räumen gesucht. © Lars Christoph

Das berichtete Polizeisprecher Frank Lemanis am Montag um 23.05 im Gespräch mit der WAZ. Nach der von der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) und Kurdenverbänden angemeldeten Kundgebung auf dem Robert-Brauner-Platz mit rund 600 Teilnehmern eskalierte die Situation beim anschließenden Protestzug.

Provokation mit dem Zeichen der „Grauen Wölfe“

Aus einem Kiosk an der Mont-Cenis-Straße heraus habe ein Mann die kurdischen Demonstranten mit dem Handzeichen für die „Grauen Wölfe“ - eine rechtsextreme türkische Organisation - provoziert, berichtete Lemanis. Daraufhin seien Kurden in den Kiosk gegangen und hätten den Provokateur und dessen Partnerin verletzt. Beide mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.

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An der Schulstraße/Viktor-Reuter-Straße kam es kurz darauf zur nächsten Eskalation: Mitglieder eines dort ansässigen Vereins hätten den Demonstranten etwas zugerufen, so Lemanis. Daraufhin seien einige Demonstranten in die Räumlichkeiten gestürmt und hätten Möbel zertrümmert.

Polizei und Ordner drängten die kurdischen Angreifer zurück

Nachdem sie auch eine Glastür, Fenster und die zum Schutz heruntergelassenen Rollläden beschädigt hatten, konnten Polizisten und Ordner von MLPD und Kurdenverbänden die überwiegend jungen Angreifer zurückdrängen und beruhigen. Der Protestzug zog dann zurück zum Robert-Brauner-Platz, wo die Demonstration beendet wurde.

Demo-Organisator Peter Weispfenning (MLPD) trug beim Versuch, kurdische Demonstranten zurückzuhalten, eine blutige Nase davon. Vier weitere Menschen wurden schwerer verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden - darunter auch ein Polizist.
Demo-Organisator Peter Weispfenning (MLPD) trug beim Versuch, kurdische Demonstranten zurückzuhalten, eine blutige Nase davon. Vier weitere Menschen wurden schwerer verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden - darunter auch ein Polizist. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

An der Schulstraße/Viktor-Reuter-Straße seien ein Türke und ein Polizist verletzt worden, berichtete Frank Lemanis. Sie mussten ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht werden. Über die Schwere der Verletzungen konnte er noch keine Angaben machen. Buchstäblich eine blutige Nase holte sich Peter Weispfenning (MLPD): Beim Versuch, kurdische Demonstranten an der Schulstraße zurückzuhalten, erhielt er im Getümmel einen Schlag auf die Nase.

Ein Polizeihubschrauber kreiste länger als eine Stunde über der Innenstadt. Und: Mehrere Polizeikräfte blieben aus Sicherheitsgründen noch bis weit nach 23 Uhr auf dem Robert-Brauner-Platz. Bereits am Dienstag werden sie in Herne-Mitte erneut im Einsatz sein – beginnen dort doch ab 18 Uhr der Marsch der sogenannten „besorgten Bürger“ und die Veranstaltung der Gegendemonstranten vom „Bündnis Herne“.

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