Herne. In Herne ist am Sonntag beim Jugendkultur-Wettbewerb der „Herbert“ verliehen worden. Trophäen gab es aber nicht: Die hatte ein Dieb gestohlen.

Zum Beginn des Herbstes kommt immer der „Herbert“ in die Flottmann-Hallen. Mit jungen Künstlern, die – mit Kreativität geladen – um die vordersten Plätze kämpfen. Die nunmehr achte Auflage des Jugendkultur-Wettbewerbs bleibt seiner Linie treu und gibt den diesmal 55 Teilnehmern die Möglichkeit, sich vor drei Jurys zu beweisen, die sich aus (erwachsenen) Szenekennern, jungen Künstlern und dem Publikum bilden.

1200, 1000 und 800 Euro springen beim „Herbert“ für die ersten drei Plätze und pro Jury heraus. Der Publikumspreis ist mit 500 Euro dotiert (Gewinner siehe Kasten). Und trotz es fiesen Wetters ist die Stimmung am Sonntag, dem Tag der Entscheidung, locker flockig, und es herrscht reges Interesse an dem, was die 14- bis 23-jährigen Nachwuchs-Künstler da an Kunst an die Ausstellungswände gehängt haben oder auf der Bühne präsentieren.

Steckbrief gibt Hintergrundinformationen

„Oh Honey“ heißt dieses Bild von Jill Parkitny.
„Oh Honey“ heißt dieses Bild von Jill Parkitny. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Oh Honey“ etwa ist der Name eines der Bilder von Jill Parkitny, die bereits 2018 den zweiten Preis für eines ihrer Ölgemälde bekam. Zu sehen ist eine junge Frau, an ihrem nackten Rücken rinnt Honig herunter, umgeben von vertrockneten Blumen, die um sie auf die Leinwand geklebt sind.

Neben den Werken gibt ein Steckbrief Hintergrundinformationen zum Künstler und seinen Absichten. So seien es für Laura Dieckmann organische Strukturen jeder Art, welche die 23-Jährige interessieren, wobei es in diesem Jahr besonders Insekten seien. Feine Details wie unter der Lupe bestimmen ihre mit Polychromos gemalten Nahaufnahmen einer Gottesanbeterin, eines Sandlaufkäfers und einer Wiesenschnake.

Waffelduft und eine Prise Zimt liegen in der Luft

Indes macht sich Wiktoria Bryll mitsamt Ukulele auf zur Bühne. Mit ihren 14 Jahren ist sie eines der Nesthäkchen und doch frei von sichtbarer Nervosität. Noch schreibe sie keine eigenen Lieder und covert stattdessen Billy Eilish, die aktuelle Heldin und Galionsfigur einer Jugend. Waffelduft und eine Prise Zimt liegen in der Luft, während das Publikum ihrem Gesang Gehör schenkt und sie dann mit Applaus von der Bühne verabschiedet. Auch Christoph Hampel ist junger Musiker, und er habe vor seinem Rechner ein Stück komponiert, das er nun mit umgehangener Les Paul begleitet.

Zuschauer und Juroren verfolgten die Darbietungen auf der Bühne.
Zuschauer und Juroren verfolgten die Darbietungen auf der Bühne. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Vor acht Jahren von Gaby Kloke (Theater Kohlenpott) und Chris Wawrzyniak (Der goldene Raum) aus der Taufe gehoben, sei der Herbert stetig gewachsen und habe sich gewandelt, erzählt Chris Wawrzyniak nach dem ersten Set: „Neue Ideen konnten immer gut umgesetzt werden und auch Teilnehmer, die bereits über 23 Jahre alt sind, bleiben uns nicht selten im Hintergrund erhalten.“

Der „Herbert“ richte sich dabei an junge Künstler, die Erfahrungen für ihren weiteren Weg sammeln möchten. Es gehe nicht darum, die Leute auf eine künstlerische Laufbahn vorzubereiten, so Wawrzyniak weiter. Seit 2016 hat der Jugendkultur-Wettbewerb zudem ein eigenes Forum, das unter dem Namen „HIN&HERBERT“ an verschiedenen Orten der Stadt Herne durch kleinere Veranstaltungen ein Netzwerk zwischen den jungen Künstlern schafft und das so zusätzlich eine Bühne bereitet.

Als Ersatz gab es Luftballons

Übrigens: Eine „Herbert“-Figur als Sieger-Trophäe gab es für die Gewinner diesmal nicht. Die Trophäen wurden einem der Organisatoren von einem Dieb vom Fahrrad gestohlen. Als Ersatz gab es für die Sieger Luftballons. Auch eine Premiere.

Auch interessant