Herne. Im Herbst 2020 findet die Kommunalwahl zeitgleich mit der OB-Wahl statt. Bei der CDU zeichnet sich ab, wer gegen Amtsinhaber Frank Dudda antritt.
Die Parteien laufen sich für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr warm. Als erster prominenter Kandidat hat am Dienstag ein CDU-Vorstandsmitglied seinen Ring in den Hut geworfen. Er will bei der OB-Wahl Oberbürgermeister Frank Dudda ablösen.
Gewählt wird im Herbst 2020, dabei stimmen die Bürger über die Zusammensetzung von Rat und Bezirksvertretungen ab, außerdem steht die Wahl des Oberbürgermeisters an. Bei den letzten Kommunalwahlen 2014 verwies die SPD mit 44,8 Prozent die CDU deutlich auf den zweiten Platz und erreichte knapp 20 Prozentpunkte mehr als die Union, die 25,9 Prozent einfuhr. Rot-Schwarz bildet seither eine Koalition im Rat. Bei der OB-Wahl 2015 machte Frank Dudda, bis dahin SPD-Fraktionschef, im ersten Wahlgang mit 55,9 Prozent der Stimmen das Rennen. 2020 finden beide Wahlen parallel statt.
Kandidatur auf Facebook angekündigt
In erster Reihe will Hernes CDU-Kreisvorsitzender Timon Radicke für die Union antreten. Das kündigte der 33-Jährige am späten Vormittag auf Facebook an. In einem Videoclip unterschreibt er augenscheinlich seine Bewerbung für den Parteitag im November und tütet sie in einen Briefumschlag mit der Aufschrift „OB-Wahl 2020“ ein. Dann schüttet er sich einen Whisky ein und prostet den Zuschauern zu. Auf Anfrage der WAZ bestätigt Radicke, dass er für den Listenplatz eins kandidieren und OB Frank Dudda (SPD) herausfordern wolle.
Frank Dudda siegt 2015 im ersten Wahlgang
Frank Dudda brauchte 2015 keine Stichwahl: Der damalige SPD-Fraktionschef setzte sich bei der OB-Wahl im September im ersten Wahlgang durch. Dudda erhielt 20.119 Stimmen und damit 55,9 Prozent.
Auf Platz zwei landet Thomas Reinke (Grüne), der gemeinsame Kandidat von Grünen, Linken, FDP, Piraten und Alternative Liste: Er bekam 9210 Stimmen und 25,6 Prozent. Abgeschlagen war Peter Neumann-van Doesburg (CDU) mit 6669 Stimmen und 18,5 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag bei 29,9 Prozent – ein historischer Tiefstand für Herne.
Der CDU-Kreisvorstand sei auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er antreten wolle. Er wolle, sagt er zur WAZ. Er sei dynamisch und klar strukturiert, außerdem habe er die nötige Fachkompetenz, um im OB-Wahlkampf gut abzuschneiden, sagt Radicke, der als Lehrer arbeitet. Gegen Amtsinhaber Dudda zu gewinnen, sei nicht einfach, aber auch nicht unrealistisch: Dass immer die SPD gewinne, sei nicht mehr in Stein gemeißelt – auch in Herne nicht.
Grundsatzrede für Nominierungsparteitag angekündigt
Über seine Ideen oder seine Schwerpunkte will sich der CDU-Chef noch nicht äußern. Auf dem Nominierungsparteitag im November wolle er eine Grundsatzrede halten, kündigt er an. Fakt aber sei: Die CDU mache in der „Stadtregierung“ mit der SPD eine gute Arbeit. Mit diesen Pfunden wolle die Union im Wahlkampf wuchern.
Antreten wolle er für besagten Listenplatz eins. Sollte es für den OB-Posten nicht reichen, dann schielt Radicke offenbar auf den Fraktionsvorsitz im künftigen Rat. Mit einem Listenplatz eins habe man einen „geborenen Anspruch auf den Fraktionsvorsitz“, antwortet der 33-Jährige auf eine entsprechende Frage. Die aktuelle CDU-Fraktionsvorsitzende Bettina Szelag will auch nicht ausschließend, noch einmal für den Posten anzutreten; sie hatte ihn vor zwei Jahren von Markus Schlüter übernommen, der beruflich zum RVR gewechselt ist. Sie wolle zunächst das Wahlergebnis und die Zusammensetzung ihrer Fraktion abwarten. Eine Kampfkandidatur um den Fraktionsvorsitz schließt sie aber quasi aus: „Das werden wir intern regeln.“
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Auch die anderen Parteien schauen bereits auf den Herbst 2020. So die Grünen. Fraktionschef Thomas Reinke trat 2014 als gemeinsamer Kandidat von Grünen, Linken, FDP, Piraten und AL bei der OB-Wahl an. Ob es 2020 wieder einen gemeinsamen Kandidaten mehrerer Parteien geben wird? Der wieder Reinke heißt? Abwarten, sagt der Grünen-Fraktionschef. Die Partei werde bis Ende des Jahres über einen OB-Kandidaten entscheiden; bis jetzt gebe es nicht mal einen Termin für einen Parteitag.