Herne. Die Suche nach der hochgiftigen Kobra aus Herne geht weiter. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass das Tier sich noch im Haus aufhält.
Die Suche nach der Kobra, die am Sonntag an der Bruchstraße in Herne-Holthausen entwichen war, geht weiter. Wie die Stadt Herne am Mittwochmorgen bekannt gab, setzt sie jetzt auf eine Fachfirma. Wie die Spezialisten genau vorgehen, werde im Laufe des Tages bekannt gegeben, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die Experten seien in ähnlichen Fällen bereits tätig gewesen. Es ist nicht die einzige Hilfe.
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Die Einsatzkräfte gehen laut den Informationen der Stadt weiter davon aus, dass das gefährliche Tier noch in einem Mehrfamilienhaus ist. Unterstützung bei der Suche bekommt die Stadt Herne auch aus Düsseldorf – von dortigen Feuerwehr. Die Herner Feuerwehr hatte die Düsseldorfer Kollegen um Rat gebeten. Ein kleines Team werde im Laufe des Mittwochs anreisen, um die Herner Kollegen zu beraten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu planen, so die Stadt Herne.
Vermisste Kobra hat eine Länge von mindestens 1,40 Metern
Die Schlange, eine hochgiftige Monokelkobra mit einer geschätzten Länge von mindestens 1,40 Metern, war am Sonntag im Treppenhaus von Bewohnerin Lisa-Marie Schapeit entdeckt worden.
Sie sei am Mittag auf dem Weg zum Briefkasten gewesen, als sie im Flur auf der ersten Etage die Schlange entdeckt habe, erzählt die 17-Jährige im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. „Sie hat gezischt und mit dem Schwanz gewackelt“, so Schapeit. In Panik sei sie zurück in die Wohnung. Ihr Freund habe ein Foto von der Schlange gemacht, die sich zu diesem Zeitpunkt schon im Erdgeschoss vor der Haustür befunden habe. Danach hätten sie ihre Wohnung verschlossen, von innen ein Jacke vor die Tür gelegt und dann den Notruf gewählt.
Bürste und Handtasche eingepackt
Dass der Nachbar giftige Schlangen in seiner Wohnung halte, hätten sie gewusst, erzählen Schapeit und ihr 19-jähriger Freund Collin Bleck; Schapeit spricht auch von Spinnen. Sie hätten ihren Nachbarn und deren Freundin gekannt, doch wenn beide erzählen, wird schnell klar, dass es kein gutes nachbarschaftliches Verhältnis gewesen sein kann.
Und durch diesen Vorfall dürfte es kaum besser werden. Denn Schapeit und Bleck konnten nicht bei Verwandten oder Bekannten unterschlüpfen, bis die Suche nach dem hochgiftigen Tier beendet ist. Deshalb hat die Stadt sie in der Notunterkunft an der Buschkampstraße untergebracht.
Kobra bringt Alltag durcheinander
Lisa-Marie Schapeit konnte nur Kleidung mitnehmen, die sie am Sonntag trug, außerdem eine Haarbürste, ein Deo und ihre Handtasche. Eine Nachbarin von der Bruchstraße, die ebenfalls an der Buschkampstraße untergebracht ist, hat ihr mit frischen Sachen ausgeholfen. Bleck hat immerhin ein paar Wechselsachen greifen können.
Es sei gut, dass es so eine Notunterkunft gebe, sagen beide. Dennoch fühlen sie sich in der Wohnung, in der sie seit Sonntag leben, sehr unwohl. Die Dusche hätten sie nicht benutzt. Collin Bleck ist in diesen Tagen eigentlich damit beschäftigt, Bewerbungen für eine Ausbildung vorzubereiten, doch die entschwundene Kobra hat ihm eine Zwangspause verpasst. Um auszudrücken, wie sie sich in dieser Situation fühlen, reicht ihnen ein Wort: „Scheiße!“ Immerhin: Beiden ist zugesagt worden, dass sie abends kurz in ihre Wohnung könnten, um frische Sachen zu holen. Und eine kleine Hoffnung haben sie: dass sie ab Mittwoch bei Blecks Großmutter wohnen können.
Stadt hält Sicherheitsmaßnahmen aufrecht
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Die Experten haben am Dienstagmorgen in den Häusern noch einmal nach Spuren gesucht, teilt die Stadt derweil mit. Darüber hinaus verglichen sie die Haut, die sie im Keller gefunden haben, mit den sichergestellten Tieren.
Wie der Herner Ordnungsdezernent Johannes Chudziak am Dienstagnachmittag mitteilte, habe sich die Hoffnung der Stadt zerschlagen, dass sich unter den am Montag sichergestellten Tieren die am Sonntag gesichtete Schlange befindet.
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Da die Schlange weiter verschwunden bleibt, werden bis auf weiteres die Sicherheitsmaßnahmen aufrechterhalten. In einem Radius von 500 Metern rund um den Bereich Bruchstraße/Im Ostenfeld ist besondere Vorsicht geboten. „Bleiben Sie möglichst auf befestigten Wegen und vermeiden Sie es, durch hohes Gras oder dichten Bewuchs zu gehen“, so Chudziak. Lärm und Erschütterungen sollen abschreckend auf die Schlange wirken. Türen und Fenster sollten geschlossen bleiben. Sollte jemand das Tier sichten, sollte man es auf keinen Fall versuchen anzufassen. Es sei unbedingt sofort der Notruf 110 oder 112 zu wählen.
Stadt kann keine zeitliche Prognose abgeben
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An die Bewohner der betroffenen Häuser, die evakuiert worden sind, sagte Chudziak: „Wir wissen, dass wir den Menschen, die in den Häusern und im Umfeld wohnen, gegenwärtig einiges abverlangen müssen. Wir sind dankbar dafür, dass sie bislang die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen mitgetragen haben. Wir sagen ihnen zu, dass wir auch weiterhin alles tun werden, was in unserer Macht steht, diese missliche Situation zu beenden. Wir hoffen, dass uns das zügig gelingen wird.“
Gleichwohl könne noch keine belastbare zeitliche Prognose dazu abgegeben werden, wann die Stadt Maßnahmen zurückfahren kann. Denn nach wie vor gelte, dass die Sicherheit der Menschen für die Stadt im Mittelpunkt steht.