Herne. Die Schule startet, damit fahren auch wieder „Elterntaxis“ durch Herne. Das hält Heinrich Hendricks, Chef der Verkehrswacht, von diesen Fahrten.

In dieser Woche enden die Sommerferien, und damit beginnt - vor allem an Grundschulen - wieder die Zeit der „Elterntaxis“. Die WAZ sprach mit Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel, über Sinn und Unsinn dieser Fahrten.

Was halten Sie davon, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen?

Eltern möchten natürlich, dass ihr Kind sicher zur Schule gelangt. Auf einem Schulweg im Stadtgebiet können viele Gefahren lauern, gerade Mädchen und Jungen im Grundschulalter kennen sich im Straßenverkehr noch nicht aus.

Wo liegt denn dann das Problem der Elterntaxis?

Da sind mehrere Aspekte zu nennen. Die Autofahrten schaden nicht nur der Umwelt, durch das hohe Aufkommen an Fahrzeugen kommt es an vielen Schulen geradezu zu chaotischen Zuständen. Zudem halten sich viele Eltern nicht an Verkehrsregeln, missachten Halteverbote und überschreiten das Tempolimit. In 30er Zonen wurden mehrfach Geschwindigkeiten von 50 Stundenkilometer und mehr gemessen.

Vorsitzender der Verkehrswach Wanne-Eickel: Heinrich Hendricks.
Vorsitzender der Verkehrswach Wanne-Eickel: Heinrich Hendricks. © OH

Lautet daher Ihre Forderung, komplett auf Elterntaxis zu verzichten?

Ich finde, dass hier keine generellen Vorgaben weiterhelfen. Jede Familie muss erst einmal für sich überlegen, welche Lösung für sie in Betracht kommt. Wenn man sich dann entscheidet, dass das Kind die Strecke zu Fuß zurücklegen soll, dann braucht es in der ersten Zeit natürlich eine Begleitung.

Nun sind aber viele Eltern berufstätig, haben dafür überhaupt keine Zeit – und wählen daher auch lieber das Auto. Oder gibt es Alternativen?

Es gibt durchaus Beispiele, bei denen Eltern andere Varianten gewählt haben. So gehen Kinder aus einem Wohngebiet gemeinsam zur Schule, benötigen nur in den ersten Tagen Begleitung. Andere Eltern bringen ihr Kind zu einem Treffpunkt, an dem weitere Schüler zusammenkommen. Sie alle treten dann von dort aus den restlichen Schulweg an.

Gibt es eigentlich eine Richtschnur, wie lang ein Schulweg sein darf, der zu Fuß zurückgelegt wird?

Eine solche Regel besteht zwar nicht, aber eine Länge von bis zu zwei Kilometern kann durchaus akzeptabel sein. Es kommt aber immer auf die Verkehrsbedingungen an und sicherlich werden auch die Eltern zu Recht überlegen, ob ihr Kind schon in der Lage ist, die Strecke - nach einer Zeit der Begleitung - allein zu schaffen.

Nun gibt es auch Stimmen, die meinen, Kinder sollten gleich ab dem ersten Schultag zu Fuß gehen. Was halten Sie davon?

Der erste Tag ist vielleicht nicht so wirklich geeignet, denn da sind die Kinder nun mit Schultüten und Geschenken beladen unterwegs. Vom Prinzip hat es natürlich Vorteile, wenn man schon früh auf die Eigenständigkeit der Kinder achtet. Und da ist der Schulweg durchaus ein wichtiger Faktor.

Wie sieht es eigentlich mit den Bemühungen aus, Familien auf das Thema Elterntaxi anzusprechen?

Genau das ist bei einer Aktion der Stadt im vergangenen Jahr an der Grundschule Pantrings Hof geschehen. Aber darüber gehen auch Grundschullehrer bei Elterngesprächen auf das Thema ein. Wir als Verkehrswacht befassen uns ebenso mit der Problematik.

Die Verkehrswacht bietet für Schulen auch Verkehrserziehung an. Wie werden die Angebote eigentlich genutzt?

1000 Reflektoren für Grundschüler

Für ihre Präventionsarbeit in der Verkehrserziehung erhält die Verkehrswacht Wanne-Eickel, zuständig für ganz Herne, 1000 Sicherheitsreflektoren von Augenoptiker Fielmann.

Die Blinkis in Eulenform werden bei der Schulanfangsaktion am Dienstag, 3. September, an der Grundschule Kunterbunt in Herne-Mitte sowie im Rahmen von weiteren Verkehrssicherheitsprojekten an Grundschüler aus Herne und Umgebung verteilt.

Im Rahmen der Schulanfangsaktion werden auch Informationen über den sicheren Schulweg verteilt, außerdem wird eine Busschule angeboten. Dabei lernen die Kinder Verhaltensregeln für Busfahrten kennen.

Zahlreiche Grundschulen nutzen die Möglichkeit, meist für das dritte Schuljahr. Derzeit haben wir nur die mobile Verkehrsschule, mit der unsere ehrenamtlichen Helfer die Schulen aufsuchen, einen Parcours aufbauen und Fahrräder mitbringen. Nun soll auf dem Gelände des Heimatmuseums die stationäre Verkehrsschule untergebracht werden - als Ersatz für den Standort an der Karlstraße. Ich denke, dass der Platz günstig gelegen ist und regen Zulauf finden wird.