Herne. . Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, obwohl die Familien in direkter Nähe wohnen. Nun hat Stadt die Initiative ergriffen.

Verdutzt schaute der junge Familienvater, als er um kurz vor 8 Uhr seine beiden Töchter mit dem Auto zur Grundschule Pantrings Hof brachte. Weshalb ihn und auch andere Eltern ein Team von Stadt und Polizei erwartete, erfuhr er von Schuldezernentin Gudrun Thierhoff: „Wir wollen darüber sprechen, ob es unbedingt notwendig ist, dass Sie Ihre Kinder mit dem Pkw bringen.“

Zum ersten Mal hatte die Stadtverwaltung die Aktion „Zu Fuß zur Schule“ an der Eberhard-Wildermuth-Straße organisiert, zu der das Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) aufrufen.

„Untersuchungen zeigen, dass es für Kinder viele Vorteile hat, wenn sie sich vor dem Schulbeginn ausreichend bewegen“, erklärte Thierhoff. Die Mobilitätsbeauftragte der Stadt, Dana Jakert, ergänzte, wie sehr auch die Selbstständigkeit der Kinder gefördert werde, wenn sie mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule kommen.

Der junge Vater wendete ein, seine Kinder seien doch erst sieben beziehungsweise neun Jahre alt. Unterstützung erhielt der Herner von einer Mutter, die ihre Töchter ebenfalls mit dem Auto brachte. „Das ist meiner Ansicht nach zu gefährlich“.

Schulleiterin: Kinder sind ausgeglichener

Bisera Gorcevic hingegen hatte ihre Tochter Sanela (6) auf dem Schulweg zu Fuß begleitet. „Wir wohnen am Emsring und brauchen gut eine Viertelstunde.“ Dauerhaft wolle sie aber nicht mitgehen, spätestens im zweiten Schuljahr soll ihr Kind die Strecke allein zurücklegen.

Schulleiterin Elif Roßmannek: „Die Kinder sind viel ausgeglichener, können sich auch besser konzentrieren, „wenn sie vorher an der frischen Luft waren“.

Eine 33-jährige Mutter, die in der Innenstadt lebt, meinte zwar, es sei für ihren Sohn zu weit, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen, aber im Sinne der Verkehrserziehung habe sie eine andere Lösung gefunden: „Ich parke meistens ein paar Straßen entfernt. Dann kann ich mit meinem Kind beispielsweise üben, wie man sich beim Überqueren der Straße verhält“.

Drei Mädchen im Alter von sechs, neun und zehn Jahren, die alle am Emsring wohnen, erklärten indes, dass sie die Verkehrsregeln beherrschten. Darum hätten sich auch ihre Eltern gekümmert.

Unterhaltung vor dem Unterricht

Die Zeit auf dem Schulweg nutzten sie auch gern zum Reden, sagte das Trio einhellig. „Es ist doch gut, wenn sich die Kinder vor dem Unterricht unterhalten“, so Roßmannek. Ein Vater berichtete, dass er seinen Sohn nicht direkt zur Schule, sondern zu einem Schulfreund bringe. Die beiden machten sich dann von dort aus gemeinsam auf den Weg.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Mobilitätskonzept
Nach der Grundschule Pantrings Hof will die Stadt noch an weiteren Schulen den Einsatz von Elterntaxis thematisieren.

Die Initiative ist eingebunden in das Mobilitätskonzept der Stadt, so Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs. Dazu gehöre auch das Bemühen, das Verkehrsaufkommen zu verringern.