. Immer mehr Menschen fallen durch die Führerscheinprüfung. Was sind die Gründe? Das meint Heinrich Hendricks von der Verkehrswacht in Herne.

In NRW ist im vierten Jahr hintereinander die Durchfallquote bei den Führerscheinprüfungen gestiegen. Medienberichten zufolge schafften den Theorieteil nach den aktuellsten Zahlen rund 35 Prozent der Kandidaten nicht und in der Praxis lag der Anteil bei 28,9 Prozent. Die WAZ sprach mit Heinrich Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht Wanne-Eickel, und Fachanwalt für Strafrecht.

1 Haben Sie eine Erklärung für diese Entwicklung?

Heinrich Hendricks Verkehrswacht Wanne-Eickel)
Heinrich Hendricks Verkehrswacht Wanne-Eickel) © OH

Wenn ich die Diskussionen über diese Zahlen verfolge, stelle ich fest, dass die Fachleute keine eindeutigen Gründe nennen. Meines Erachtens nach sollte die Frage gestellt werden, wie Verkehrserziehung in den Schulen derzeit gehandhabt und welche Bedeutung ihr beigemessen wird.

2 Aber es sind doch eine ganze Reihe von Polizisten in Grundschulen unterwegs, um mit den Kindern grundlegende Regeln für den Straßenverkehr einzuüben, beispielsweise für den Schulweg.

Natürlich gibt es solche Aktionen, aber es fehlt an einem übergreifenden Konzept, in das alle Schulen eingebunden sind. Damit meine ich auch vor allem die Sekundarstufen I und II. Denn dort hat Verkehrserziehung keinen festen Platz. Daher denke ich auch, dass viele Jugendliche nur wenig Anknüpfungspunkte haben, sich mit den Anforderungen an das Autofahren und dem Verkehrssystem zu befassen. Das sind meines Erachtens nach wichtige Voraussetzungen, um einen Führerschein zu erwerben.

3 Das hört sich alles nach einem Argument an, so schnell wie möglich die Jugendverkehrsschule wieder zu eröffnen, die die Verkehrswacht hat schließen müssen, weil das Gelände anderweitig vermarktet wird?

Sicherlich spielen solche Überlegungen, wie ich sie gerade dargestellt habe, dabei auch eine Rolle. Aber dass die Verkehrserziehung, ob nun schulisch oder gesamtgesellschaftlich betrachtet, Mängel aufweist, zeigt sich meines Erachtens auch an der recht hohen Zahl von Jugendlichen, die bei Fahrradunfällen zu Schaden kommen. Gerade auch bei den jungen Radfahrern müsste mehr Präventionsarbeit geleistet werden.