Herne. Das Marien Hospital Herne hat sein neues Herzkatheterlabor vorgestellt. Die Anlage liefert hoch auflösende Bilder vom Herz und schont Patienten.

Von außen betrachtet scheint der Umbau des Marien Hospitals weitgehend abgeschlossen, nur noch an wenigen Stellen sind Gerüste zu sehen. Allerdings: Im Innern wird mit dem Herzkatheterlabor der Kardiologie sprichwörtlich ein Herzstück des Krankenhauses umgebaut. Fünfeinhalb Monate hat die erste Stufe gedauert. Es war kein minimalinvasiver Eingriff, es war eine Komplett-Operation. Die WAZ durfte vor der Inbetriebnahme einen Blick in die neuen Räumlichkeiten werfen.

Um den Umbau einzuordnen: Das alte Katheterlabor nahm im Jahr 2003 seine Arbeit auf, mehrere tausend Patienten wurden damit untersucht. Es war schlicht am Ende seiner Lebensdauer angelangt. „Wir haben den ganzen Bereich vollständig nach modernsten Überlegungen neu gestaltet“, sagt Prof. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II. Es sei keine Wand stehen geblieben.

Die neue Gestaltung beginnt bereits mit Führung der Patienten. Das Labor liegt ebenerdig, bei Notfällen ist es vom Rettungswagen bis zum Labor nur ein Gang. Die Tür zum Labor ist extra groß gehalten, damit Krankenliegen oder -betten ohne Rangieren in den Untersuchungsbereich geschoben werden können. „Je schneller desto besser, wenn es ums Herz geht, ist es ein Spiel auf Zeit“, betont Trappe seine Devise. Bei Patientenveranstaltungen erzählt er gerne von der Fantasiefigur des Zacharias Zauderer, der zu lange gewartet hat, bevor er ins Krankenhaus ging und den Herzinfarkt nicht überlebt hat. Deshalb ist die Untersuchungseinheit auf Schnelligkeit getrimmt. Neu sind ebenfalls mehrere Stellplätze für Krankenbetten, damit beispielsweise Patienten nach Untersuchungen noch beobachtet werden können.

Blick in den Kontrollraum des neuen Herzkatheterlabors.
Blick in den Kontrollraum des neuen Herzkatheterlabors. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Technik hat einen riesigen Sprung gemacht

Herzstück ist selbstverständlich die Katheter-Angiographie-Anlage. Seit 2003 hat die Technik in diesem Bereich einen riesigen Sprung gemacht. Die neue Anlage sei nun technisch auf dem neuesten Stand. Trappe: „Das ist fast wie ein Raumschiff.“ Die Anlage kann in alle Richtungen gedreht und geschwenkt werden. Die neue Technik habe für den Patienten den Vorteil, dass die Dosis an Röntgenstrahlung für sie gering gehalten werden kann, die Behandlung wird schonender. Den Ärzten liefert die Anlage hochauflösende Bilder vom Herzen - und dies auf nur einem Monitor. Trappe: „Dies ist ein deutlicher Zugewinn mit Blick auf die Entscheidungsfindung.“

Ein weiterer Vorteil sei, dass der Arzt alle Geräte direkt am Untersuchungstisch bedienen kann. Das spare Zeit und verkürze die Behandlungsdauer. Außerdem könne die Anlage Bildinformationen aus unterschiedlichen Bildquellen verschmelzen und gemeinsam darstellen. Diese sogenannte Bildfusion sei besonders bei der Behandlung von strukturellen Herzkrankheiten eine große Erleichterung. In den kommenden Tagen steht für Trappe und sein Team eine intensive Trainingseinheit auf dem Programm, um alle Funktionen kennenzulernen.

Fast 100.000 Patienten von 1996 bis 2016

Die Medizinische Klinik II des Marien Hospitals - das auch Uni-Klinikum der Ruhr-Universität Bochum ist - nutzt die Katheterlabore für eine Vielzahl von Untersuchungen, zum Beispiel für Herzkranzgefäße oder Herzrhythmusstörungen. Auch bei der Implantation eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators werden die Katheterlabore genutzt.

Die Zahl der Behandlungen in der Medizinischen Klinik II ist seit 1996 stetig gestiegen. Insgesamt wurden bis 2016 fast 100.000 Patienten behandelt. Lag die Zahl der ambulanten Behandlungen 1996 bei 50, so stieg sie bis 2016 auf 2100. Die Zahl der stationär behandelten Patienten lag 1996 bei 1851, im Jahr 2016 bei 4317.

Sobald der erste Patient auf dem Behandlungstisch liegt, steht die nächste Operation an, denn: Das Marien Hospital verfügt über drei Herzkatheterlabore, bis zum Jahresende werden auch sie komplett umgebaut. Die Elisabeth-Gruppe investiert rund 2,8 Millionen Euro in den Umbau.