Herne. . Defibrillatoren können den plötzlichen Herztod verhindern. Ihre Verbreitung lässt jedoch zu wünschen übrig, sagt ein Herner Herzspezialist.
Ein wenig Frust ist seinen Worten durchaus zu entnehmen, wenn der Herner Herzspezialist Professor Hans-Joachim Trappe über Defibrillatoren spricht. Mit den Geräten kann man Leben retten und den plötzlichen Herztod verhindern. Doch die Verbreitung lässt zu wünschen übrig.
2001 hatte sich der Kardiologe dafür eingesetzt, dass im Herner Lago bundesweit der erste Defibrillator angeschafft wurde. Danach entwickelte sich bundesweit eine Initiative mit klarem Ziel: In öffentlichen Einrichtungen, an zentralen Stellen oder auch bei großen Organisationen sollten die „Defis“ einen Platz finden. Während anfangs eine ganze Reihe an Geräten Einzug hielt, scheint „die Euphorie inzwischen verklungen zu sein“, sagt Trappe. Man höre nur noch selten, dass irgendwo weitere Apparate zur Verfügung gestellt würden. Dass der Bedarf längst gedeckt sei, könne kaum sein, meint der Klinik-Direktor des Marien-Hospitals. Denn die Geräte seien nun mal vielerorts notwendig. Eine Übersicht allerdings, an welchen Stellen überhaupt Defis zu finden sind, besteht nicht, weiß Trappe. Eine entsprechende Liste zu führen hält Michael Penzel vom DRK-Kreisverband Herne Wanne-Eickel für äußerst schwierig. Es bleibe nun mal öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen, Sport- und Kleingartenvereinen oder Herzsportgruppen selbst überlassen, ob sie „Defis“ anschaffen. „Es gibt auch keine Meldepflicht“. Außerdem wisse man bei einer solchen Liste auch nicht, ob das Gerät einsetzbar und betriebsbereit sei. „Wer will bei einer so heterogenen Verteilung die Verantwortung für die Richtigkeit der Liste haben“, merkt Penzel an.
Kinderleichte Handhabe
Dass sich in den vergangenen Jahren die Zahl neu angeschaffter Defibrillatoren stark in Grenzen hielt, mag nach Ansicht von Trappe auch mit folgendem Moment zusammenhängen: Pro Jahr erleiden zwar rund 100 000 Menschen den plötzlichen Herztod und ein jeder sei erschrocken, wenn es einen nahen Verwandten oder Bekannten treffe. Aber es handele sich eben um singuläre Ereignisse und es bleibe im Bewusstsein der Bevölkerung offensichtlich nicht haften, wie viele Menschen insgesamt betroffen seien.
Diese Einschätzung deckt sich mit der Aussage von Michael Penzel. Wenn Geräte angeschafft werden, dann gehe meist voraus, dass jemand aus dem persönlichen Umfeld entweder den plötzlichen Herztod erlitten habe oder durch einen Defi gerade noch gerettet worden sei. Ein Hindernisgrund für eine Anschaffung können allerdings auch die Kosten sein, gibt Penzel zu bedenken. Sie liegen im unteren vierstelligen Bereich, zuzüglich der Ausgaben für Batterien, Elektroden und gegebenenfalls auch der Wartung.
DRK bietet Schulungen an
Wie Professor Trappe hält auch Penzel mehr öffentliche Geräte für sinnvoll und erforderlich. „Das Risiko an einem plötzlichen Herztod zu sterben ist nach wie vor hoch und wird auf Grund demographischer Faktoren nicht geringer werden“, so der DRK-Experte.
Die Handhabe der Defis sei im wahrsten Worte kinderleicht, hebt der Herner Kardiologe hervor. Im Grunde komme es nur darauf an, die Elektroden auf den Brustkorb der jeweiligen Person zu setzen und auf den entsprechenden Knopf des Defis zu drücken. Gleichwohl bietet das DRK auch Schulungen an, nicht zuletzt, um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, wie Penzel erläutert. „Das DRK ist in Herne mit etwa 3000 Teilnehmern pro Jahr in diesem Schulungsbereich tätig.“
>> HILFE DURCH ELEKTROSCHOCK
Alle vier Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch am plötzlichen Herztod. Viele Patienten könnten heute noch leben, wenn sie schneller einen Elektroschock bekommen hätten, der das häufig auftretende Herzkammerflimmern, die Ursache für den Herztod, beseitigt.
Die ersten Minuten sind entscheidend. Wird innerhalb der ersten Minute mit einem Elektroschock behandelt, besteht eine Überlebenschance von über 90 Prozent. Während früher nur Ärzte oder Pfleger Defibrillatoren anwenden konnten und durften, können heute auch Laien die Geräte bedienen. Da allerdings bis zum Eintreffen des Notarztes wertvolle Zeit verstreicht, hat die Medizintechnik die so genannten automatisierten, externen Defibrillatoren (AED) entwickelt, die in der Handhabe keine Vorkenntnisse erfordern.
Wie ein AED angewandt werden muss, verrät eine Computerstimme, die sofort nach dem Einschalten beginnt. Der Helfer bekommt die weiteren Schritte genannt oder kann sie auch auf dem Display nachlesen. Der Nutzer wird aufgefordert, zwei Klebeelektroden am Körper des Patienten anzubringen. Die Apparatur erkennt dann, ob Elektroschocks notwendig sind und gibt die entsprechenden Anweisungen. So wichtig es ist, schnellstmöglich den Defibrillator anzuwenden, so zügig sollte auch der Rettungsdienst unter 112 angerufen werden.