Herne. Beim WAZ-Medizinforum sprachen Ärzte vor 60 Zuhörern über das Geheimnis von gutem Schlaf. Warum Schlaflose zum Kardiologen sollten.

  • Ärzte sprechen beim WAZ-Medizinforum im Marien Hospital zum Thema Schlafstörungen
  • Häufig stecken Herzerkrankungen hinter dem Symptom Müdigkeit
  • Nickerchen am frühen Abend fördert schlechten Schlaf

Dass einem das furchtbar spannende Fußballspiel am Abend den Schlaf raubt, mag noch normal sein. Wer jedoch regelmäßig weniger als sechseinhalb Stunden schläft und tagsüber müde ist, der leidet unter Schlafstörungen.

Beim WAZ-Medizinforum räumten am Donnerstagabend Ärzte vor knapp 60 Zuhörern im Marien Hospital mit Schlafmythen auf. Außerdem erklärten sie, welche Krankheiten hinter Müdigkeit stecken können und was bei Schlafstörungen Abhilfe schafft.

Herzprobleme häufig Auslöser

„Viele Menschen schlafen deutlich weniger, als sie eigentlich sollten“, sagte Dr. Martina Neddermann, Leitende Oberärztin am Schlafzentrum Ruhrgebiet. Die Gründe dafür seien vielfältig, fangen bei Schichtdienst, Fernsehgucken und schlechten Gewohnheiten an. Schlechter Schlaf könne aber auch bei Herzerkrankungen und Tumorbehandlung auftreten.

Daher gelte: Wer regelmäßig schlecht schläft, der sollte sich abchecken lassen. „Wer müde ist, gehört in die Kardiologie“, betonte Professor Hans-Joachim Trappe, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie/Angiologie am Marien Hospital.

Sport hat positiven Effekt

Häufig seien nämlich Probleme am Herzen der Auslöser: Herzinfarkt, Klappenfehler, Rhythmusstörungen. „Das muss behandelt werden.“ Bei Herzmuskelentzündungen seien besonders junge Sportler gefährdet. Für sie gelte die Grundregel: „Bei Schniefnase kein Sport!“

Knapp 60 Zuhörer kamen zum WAZ-Medizinforum.
Knapp 60 Zuhörer kamen zum WAZ-Medizinforum. © Rainer Raffalski

Eine Risikogruppe für Müdigkeit und Schlafstörungen seien außerdem Patienten, die mit Chemo- oder Strahlentherapie behandelt werden. „In 70 bis 80 Prozent der Fälle kommt es zu einem so genannten Fatigue-Syndrom“, erläuterte Onkologin Dr. Vera Heuer. Einen positiven Effekt habe bei der Behandlung vor allem Sport. „Außerdem sollten Patienten versuchen, mental am Leben teilzunehmen“, sagt Heuer.

Einnamhe von Medikamenten absprechen

Aus dem Alltag im Herner Schlaflabor erzählte Dr. Martina Neddermann. Sie überwacht dort Patienten mit einer Schlafapnoe, also Atemaussetzern im Schlaf, sowie mit dem „Restless-Legs-Syndrom“.

Wichtig ist der Medizinerin vor allem eines: „Die medikamentöse Therapie bei Schlafstörungen gehört in ärztliche Hände.“ Vor der dauerhaften Einnahme von Schlafmitteln warnt sie. „Da gibt es immer einen Gewöhnungseffekt, sie brauchen mehr und mehr.“

Guter Schlaf hänge allerdings auch viel an Gewohnheiten. „Das Nickerchen am frühen Abend ist tödlich“, sagte Neddermann. Und auch das „halbe Schwein auf Toast“, wie von Moderator und WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann ins Spiel gebracht, ist dem Schlaf nicht zuträglich. Dr. Martina Neddermann rät zu leichten Speisen und wenig Alkohol. Aber: „Gegen ein Gläschen Wein am Abend hat niemand etwas einzuwenden.“