Herne. Nicht nur Jogginghosen sind an einigen Schulen in Herne verboten. Auch knappe Kleidung und Leggings sorgen bei sommerlichem Wetter für Zündstoff.

Es scheint ein Thema mit Zündstoff zu sein: Wie müssen sich Schüler im Unterricht richtig kleiden? Sind Jogginghosen für Jungs angemessen? Sind Leggings bei Mädchen schon zu sexy? Sechs weiterführende Schulen in Herne haben auf WAZ-Anfrage angegeben, dass sie schriftliche Regeln dazu haben, wie sich die Schüler beim Besuch des Unterrichts zu kleiden haben. Das sorgt immer wieder für Ärger mit Schülern.

Eine 15-jährige Schülerin der Realschule Sodingen hat sich an die WAZ gewandt und spricht von „schrecklichen Zuständen“. Die Mädchen dürften weder kurze Hosen, noch Kleidungsstücke tragen, die mehr Haut zeigten als gewöhnlich. „Dies gilt auch für Kleidungsstücke, die im Sommer bei praller Hitze keineswegs freizügig, sondern einfach nur angemessen sind“, sagt sie. Auch normale Leggings würden als „zu figurbetont“ gelten und das ärgert sie und ihre Freundinnen. „Eine Leggings ist einfach ein gemütliches Kleidungsstück und nicht asozial“, sagt die Schülerin.

Herner Schule schickte Jungen wegen Jogginghose nach Hause

Bereits vor knapp zwei Monaten hatte sich eine Mutter darüber geärgert, dass ihr Sohn an derselben Schule nach Hause geschickt wurde, weil er eine Jogginghose trug. Er sollte sich umziehen. Denn Jogginghosen sind seit Jahresende laut Hausordnung verboten – so hat es auch die Schülervertretung mit beschlossen. Schulleiterin Astrid Leutbecher wollte sich auf Anfrage zu den beiden Fällen nicht äußern.

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Die Realschule Sodingen ist aber nicht die einzige Schule in Herne, die sich gezwungen sieht, einen entsprechenden Passus zur Kleidung schriftlich zu fixieren. Bei einem Rundruf der WAZ gibt auch die Realschule an der Burg an, in der Hausordnung angemessene Kleidung zu fordern. Dies sei bei den Schülern immer wieder mal ein Thema, sagt Stefan Lindemann. Doch der Wunsch gehe durchaus auch von Schülern aus. „Es gibt Schüler, die hätten sogar gerne eine Schuluniform“, sagt er.

Das Haranni-Gymnasium möchte vor allem keine zu freizügige Kleidung bei den Mädchen sehen. Und in der Schulordnung der Mont-Cenis-Gesamtschule heißt es: „Wir tragen keine aufreizende Kleidung, Kleidung mit gewaltverherrlichenden oder sexistischen Aufdrucken, Tarnkleidung oder Sportsachen (Jogginghosen).“ Von „angemessener Kleidung“ ist auch beim Gymnasium Eickel die Rede.

Kleidung für die Schule nicht mit dem Strand verwechseln

Dies beziehe sich weniger auf Jogginghosen als auf zu freizügige Kleidung, bei der die Schule mit dem Strand verwechselt werde, sagte Schulleiterin Magdalene van Merwyk bereits vor einigen Wochen. Stephan Helfen, Schulleiter der Erich-Fried-Gesamtschule, sagt: „Wir verlangen, dass die Kleidung nicht vermüllt/verdreckt, nicht mit rassistisch oder beleidigenden Aufdrucken versehen sind und nicht sexistisch sein dürfen.“

Die Realschule Strünkede hat da ihren eigenen Weg gefunden. „Wenn Mädchen im Sommer zu freizügig gekleidet sind, geben wir ihnen ein Schul-T-Shirt zum Drüberziehen“, sagt Schulverwaltungsassistent Anton Gorny. Eine offizielle Kleiderordnung oder ein Verbot gebe es aber nicht.

Einige Schulen suchen das Gespräch ohne Verbote für Jogginghosen und Leggings

So handhaben es auch das Pestalozzi Gymnasium und die Realschule Crange. „Wenn eine Schülerin bauchfrei rumläuft, suchen wie das Gespräch“, sagt Wiltraud Zimmermann, stellvertretende Schulleiterin auf Crange.

Zu knapp sollte es auch am Gymnasium Wanne nicht werden, Vorschriften gebe es hier aber nicht, sagt Schulleiterin Heike Bennet. „Jugendliche finden sich in der Pubertät noch – auch über ihre Kleidung“, sagt sie. Diese sei Ausdruck ihrer Individualität. Eine Kleiderordnung möchte sie deshalb bewusst nicht.