Herne. . Premiere in Herne: Bei einem Speeddating lernten am Mittwoch Geflüchtete Unternehmen kennen und loteten die Chancen auf Job oder Ausbildung aus.

Die Vermittlung von Geflüchteten in Arbeit gewinnt an Tempo. Im vergangenen Jahr nahmen in Herne nach Angaben der Agentur für Arbeit mehr als 450 Menschen eine Arbeit auf.

Um für eine weitere Beschleunigung zu sorgen, fand am Mittwoch erstmals ein Speeddating statt, bei dem Geflüchtete und Unternehmen in lockerer Atmosphäre Kontakt aufnehmen konnten, um die Chancen auf ein Praktikum, eine Ausbildung oder einen Job auszuloten. Voraussetzungen waren ausreichende Deutschkenntnisse und eine gute Bleibeperspektive. Als Vorbild diente das Speeddating für Herner Schüler, das bereits zweimal stattfand. Um im Bild zu bleiben: Alle Beteiligten gaben Vollgas, der große Saal der Kreishandwerkerschaft war schon zum Start proppevoll. Die Bewerber belagerten die Tische, an denen die Vertreter der Betriebe Platz genommen hatten.

Entmonta Parangkoni (38) interessierte sich für eine Stelle als Verkäuferin bei der Konditorei Wiacker. Vera Wiacker beriet sie.
Entmonta Parangkoni (38) interessierte sich für eine Stelle als Verkäuferin bei der Konditorei Wiacker. Vera Wiacker beriet sie. © Svenja Hanusch

Andrea van Dillen, Ausbildungsleiterin bei der Malzers Backstube, hatte schon nach einer knappen halben Stunde vier Bewerbungsmappen eingesammelt. Malzers sucht Verkäufer - sowie Bäcker. Dieser Ausbildungsberuf wird bei jungen Menschen immer unbeliebter. „Die Motivation der Bewerber ist hoch, diese Menschen wollen arbeiten“, schildert van Dillen ihren Eindruck. Viele hätten erkannt, dass Arbeit der Schlüssel ist, um sich in Deutschland ein Leben aufzubauen.

Passgenauigkeit verbessern

Einer, der diesen Weg schon eingeschlagen hat, ist der 22-jährige Syrer Joudat Abbas. 2015 kam er nach Deutschland. Sein Deutsch ist nach knapp vier Jahren ausgezeichnet, über ein Praktikum und eine Stelle als Altenpflegehelfer kam er bei der St. Elisabeth-Gruppe zu einer Ausbildung als Altenpfleger. Dass er die erfolgreich abschließen wird und beste Chancen auf eine Übernahme hat, steht für seinen Chef Jacek Michalak, der das Seniorenzentrum St. Georg leitet, fest. Beim Speeddating unterstützte Abbas das Team der Elisabeth-Gruppe bei den Gesprächen.

Auch das Sicherheitsunternehmen H2K suchte den Kontakt. Es hat in der Vergangenheit bereits Langzeitarbeitslosen Chancen geboten, Geschäftsführer Heiko Kurzawa kann sich vorstellen, auch Flüchtlinge einzustellen. Allerdings steht er vor einer branchenspezifischen Herausforderung: Sicherheitsunternehmen benötigen Führungszeugnisse und Zuverlässigkeitsprüfungen für ihre Mitarbeiter.

Dezernentin Gudrun Thierhoff war begeistert, dass das Speeddating von den Geflüchteten geradezu „überrannt“ worden sei.
Dezernentin Gudrun Thierhoff war begeistert, dass das Speeddating von den Geflüchteten geradezu „überrannt“ worden sei. © Didschuneit

Dezernentin Gudrun Thierhoff war begeistert davon, dass das Speeddating so „überrannt“ worden sei. Die Idee dazu sei aus dem gesamtstädtischen Projekt für Integration entstanden, alle Beteiligten hätten sofort ihre Bereitschaft erklärt. Das persönliche Gespräch könne die passgenaue Vermittlung verbessern, und die stattliche Anzahl der Unternehmen zeige einmal mehr, dass Fachkräfte benötigt würden.

>> INTEGRATION POINT UND QUAZ LEISTEN HILFE

Vor einem Jahr wurde an der Heidstraße 2 in Wanne das Zentrum für Vermittlung eröffnet. Dort ist auch der Integration Point angesiedelt, der Flüchtlingen und Zuwanderern Orientierung beim Weg in Arbeit bietet.

Außerdem hat sich der Verein Quaz die Vermittlung von Flüchtlingen auf die Fahnen geschrieben. Quaz wurde vor etwas mehr als zwei Jahren gegründet. Das daraus entwickelte und unterstützte Sprach- und Qualifizierungszentrum „quaz.ruhr“ hat seit Beginn seiner Arbeit 456 Zugewanderten aus 45 Nationen eine sprachliche und berufliche Einstiegsqualifizierung in verschiedenen Branchen ermöglicht. Bislang konnten nach Angaben von quaz.ruhr 184 Maßnahmen-Teilnehmer in eine Weiterbildung oder in Arbeit vermittelt werden.