Herne. . Helen Kunigk und Jasper Thimm machen eine Pflegeausbildung in der St. Elisabeth Gruppe. Sie sind beide mehr als zufrieden mit ihrer Wahl.

Das Rennen um Ausbildungsplätze biegt auf die Zielgerade ein. Die Statistiker des Landes haben vor wenigen Tagen Zahlen zu diesem Thema veröffentlicht. Zum 31. Dezember 2017 zählten sie 1917 Azubis in Herne. In der Rangliste der beliebtesten Berufe liegt die Zahnmedizinische Fachangestellte auf dem Spitzenplatz. Welcher Zweig sich unter den Top Ten nicht findet: die Pflege. Auch das ist ein Indiz für den Mangel an Fachkräften, der in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv diskutiert worden ist. Meiden junge Menschen die Pflege? Die WAZ hat zwei Auszubildende der St. Elisabeth Gruppe getroffen, die sich ganz bewusst für diesen Beruf entschieden haben.

Mehr als Waschen und Essenausgabe

„Wer immer noch glaubt, dass Pflegekräfte nur Essen austeilen und Patienten waschen, hat ein völlig falsches Bild“, betont Helen Kunigk. Schon als sie in der Schule ihre Jahresarbeit zu den Themen Sport, Gesundheit und Psyche verfasst hatte, sei der Gesundheitsaspekt für sie „richtig spannend“ gewesen, erzählt sie. Sie machte das, was allen jungen Menschen vor der Berufswahl empfohlen wird: ein Praktikum. Die 20-Jährige absolvierte gleich zwei. Und nach den Erfahrungen in der Anästhesie und der Kinderstation sei sie „Feuer und Flamme gewesen“ für den Pflegeberuf. Da sollte die Bewerbung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin bei der Elisabeth-Gruppe eigentlich nur noch Formsache gewesen sein. Nicht unbedingt, denn: Die Krankenpflege der St. Elisabeth-Gruppe verfügt pro Jahr über 60 Azubi-Plätze, doch die seien sehr gefragt, sagt Leiterin Sabine Dreßler. „Wir nehmen sehr gerne Bewerber, die schon mal im Haus gearbeitet haben“, so Dreßler.

Jasper Thimm (21) ist inzwischen im dritten Ausbildungsjahr. Er hat zuvor schon eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert.
Jasper Thimm (21) ist inzwischen im dritten Ausbildungsjahr. Er hat zuvor schon eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert. © Svenja Hanusch

Auch Jasper Thimm hatte Vorwissen - durch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Die habe sein Interesse geweckt, tiefer in das Thema einzusteigen. Inzwischen befindet er sich um dritten Lehrjahr, und bislang zieht er ein rundum positives Fazit. Dazu gehört die große Palette der Einsatzfelder.

Auszubildende wachsen mit ihren Aufgaben

Der Grund: Neben dem Anna Hospital und dem Marien Hospital zählen zur Elisabeth-Gruppe die Rheumaklinik, die Psychiatrie in Eickel, die Kinderchirurgie in Börnig, aber auch das Lukas -Hospiz sowie verschiedene Pflegeeinrichtungen. Da gleiche eben keine Krankheitsgeschichte der anderen. Thimm betont, wie vielseitig die Ausbildung sei. Bei dem Wissen, das verlangt werde, erinnere sie ihn manchmal an ein Medizinstudium. Hinzu komme pflegerisches und soziales Wissen, das man sich als Auszubildender aneignen müsse. Man wachse persönlich mit seinen Aufgaben.

Neben der praktischen Arbeit auf den Stationen, die von Pflegeanleitern begleitet wird, spielt die Lehrstation in Börnig eine besondere Rolle. Dort können die Auszubildenden ihre wesentlichen Tätigkeiten unter Anleitung, aber auch frei üben. „Um besser zu verstehen, wie man sich als Patient fühlt, schlüpfen die angehenden Pflegekräfte dort auch selbst in die Patientenrolle“, erläutert Dreßler. Auch die sozialen und persönlichen Kompetenzen würden dort geübt.

Erwartungen zum Teil übertroffen

Die Erwartungen, die sie an die Pflegeausbildung hatte, seien teilweise übertroffen worden, sagt Helen Kunigk. Selbstverständlich hat auch sie die Diskussion um die Pflege verfolgt. Ganz nachvollziehen könne sie sie nicht. „Die Pflege ist für mich der tolle Beruf, den ich machen darf.“ Eine Einstellung, mit der sie auch im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis auf Vorurteile stoße. Man dürfe aber nicht nur schimpfen, sondern müsse sich selbst fragen, was man einbringen könne. Sie selbst habe schon viele positive Erlebnisse gehabt. Auch wenn es viele Gerüchte gebe: „Man muss keine Angst vor der Pflege haben. Ich kann nicht verstehen, dass das Ansehen nicht so gut ist.“

Elisabeth-Gruppe will mehr ausbilden

Die Krankenpflegeschule der St. Elisabeth-Gruppe verfügt zurzeit über 300 Plätze. „Wir möchten die Anzahl der Ausbildungsplätze der Krankenpflegeschule schnellstmöglich verdoppeln, müssen jedoch zunächst die räumlichen und personellen Rahmenbedingungen dafür schaffen“, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der Elisabeth-Gruppe. Die Gruppe bilde ausschließlich für den eigenen Bedarf aus.

In Schulen um Nachwuchs werben

Bei der Rekrutierung des Pflegenachwuchses gehe die Gruppe gezielt vor. Alle Interessierten, die ein Praktikum machen möchten, erhielten dazu die Gelegenheit. Die Praxisanleiter kümmerten sich bereits auch um die Praktikanten. Der nächste Schritt sei in Vorbereitung: Die Gruppe wolle gezielt in Schulen um Pflegenachwuchs werben.

Die theoretische Ausbildung umfasse 2100 Stunden, heißt es auf der Homepage. Als Grundlage diene die Ausbildungsrichtlinie NRW. Durch das fächerintegrative Prinzip erwürben die Auszubildenden eine Vorstellung davon, unter welchen Aspekten die Pflege des Menschen betrachtet werden kann und was lebensweltbezogene Pflege ausmacht. Die 2500 Stunden umfassende praktische Ausbildung wird in den Fachabteilungen der Krankenhäuser der St. Elisabeth Gruppe durchgeführt.