Herne. . Träger von Pflegediensten in Herne fordern neue Ausbildungswege und Akzente in der Rekrutierung von Fachkräften. Das sind ihre Argumente.
Als Antwort auf die Frage, wie dem Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden kann, setzen Arbeitgeber auf die verstärkte Ausbildung von Nachwuchs. In der Krankenpflegeschule der St. Elisabeth-Gruppe stehen nach eigenen Angaben 300 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege zur Verfügung. „Kurzfristig soll diese Zahl auf 600 verdoppelt werden“, teilt Geschäftsführer Theo Freitag mit.
Umstrukturierung der Ausbildung
Die Diakonie bildet seit vier Jahren selber aus. „Bei einer Belegschaft von 300 gibt es derzeit 26 Azubis“, so Geschäftsführer Jörg Kasbrink. Hinsichtlich der Ausbildung im Pflegebereich sieht Pflegewissenschaftlerin Andrea Heier jedoch grundsätzlichen Umstrukturierungsbedarf. Bevor Nikola Musin 2015 ihre Ausbildung in der ambulanten Altenpflege bei der Diakonie anfing, hatte sie bereits ein Jahr zuvor eine Ausbildung zur Krankenpflegerin angefangen.
Die Grundlagen, die sie in dem Jahr in der Krankenpflegeschule erlernt hatte, konnten ihr nicht angerechnet werden. „Dabei waren die Inhalte ziemlich gleich“, sagt die 24-Jährige, die seit ihrem Abschluss als examinierte Altenpflegerin bei der Diakonie fest angestellt ist. Andrea Heier plädiert daher für eine Umstrukturierung der Ausbildungswege hin zu einer generalistischen Pflegeausbildung, mit der eine Spezialisierung im Anschluss möglich sein soll.
Förderung von Quereinsteigern
Zur Gewinnung von neuen Fachkräften schlägt Heike Strauss von der Awo vor, nicht nur auf die jüngere Generation zu setzen, sondern auch auf die Generation ab 30. Zum einen angesichts des demografischen Wandels. Zum anderen, weil „bei Quereinsteigern ab diesem Alter die Abbrecherquote dazu tendiert, geringer zu sein“, meint Strauss. Von Förderprogrammen der Arbeitsagentur wie WeGeBau, die Quereinsteigern eine Chance geben, profitiert auch die Awo-Auszubildende Tanja Thiel. „Die meisten rutschen irgendwie rein“, sagt Thiel.
Andrea Heier von der Diakonie bedauert, dass der Zivildienst abgeschafft wurde. „Das war eine gute Möglichkeit, um jungen Menschen das Berufsfeld Pflege nahezubringen.“ Als der Dienst noch Pflicht war, habe es ihren Beobachtungen zufolge mehr junge Menschen gegeben, die nach dem Kontakt in die Pflege eingestiegen sind.
„Grundsätzlich herrscht auch der Gedanke vor, dass Pflege etwas ist, dass man nicht erlernen kann und einfach so können muss“, meint Heier. Das sei eindeutig Image-Problem, was angegangen werden müsse.