Herne. . Die Historikerin und Schreibdozentin Annette Pehrsson leitet das Erzählcafé. Die Teilnehmer berichten bei Kaffee und Keksen aus ihrem Leben.
Mit Erzählcafés kennt sich Annette Pehrsson aus. „Sich erinnern, erzählen, sich begegnen“: Das sind die drei Punkte, die nach Erfahrung der Historikerin und Schreibdozentin diese Form des Zusammentreffens ausmachen. In Nürnberg hat sie selbst ein Erzählcafé ins Leben gerufen, in Herne, wo sie seit ein paar Jahren wohnt, steht ihr nächstes kurz vor der Gründung.
Erzählcafé passt in das Quartiersprojekt
Partner ist das Diakonische Werk, dessen Quartiersmanager für Altenhöfen und Süd, Stephan Chilla, der Idee viel abgewinnen kann. „Ich war gleich interessiert, weil sich das Erzählcafé organisch in das Quartiersprojekt einfügt“, sagt Chilla. Nun haben sich beide auf einen ersten Termin geeinigt: Am Donnerstag, 11. Oktober, soll es um 17 Uhr beim Diakonischen Werk an der Altenhöfener Straße 19 losgehen.
Als Einstiegserzähler ist Karl-Heinz Abraham eingeladen, früher Vorstand des Wohnungsvereins Herne. Er berichtet von seiner Kindheit in der Siedlung Teutoburgia. Annette Pehrsson wird als Moderatorin im halbstündigen Zwiegespräch mit Abraham das Erzählcafé eröffnen.
Anschließend sind die Besucherinnen und Besucher gefragt: Sie können zum Thema des Tages ihre eigenen Erfahrungen beisteuern. Das Thema kann ein biografisches sein, wie bei der Auftaktveranstaltung, aber auch ein allgemeines wie „Ehrenamt“ oder „Leben im Alter“. „Wir suchen auch den Generationendialog“, beugt Annette Pehrsson der Annahme vor, es seien ausschließlich Ältere angesprochen. „Dadurch bekommt das Erzählcafé seine Würze.“ Monologe sollen vermieden werden, deshalb darf die Moderatorin auch mal den Erzählfluss stoppen.
Wertschätzung von Zuhörenden
Die Themen sollen so gewählt werden, dass alle etwas dazu zu sagen haben. „Es geht um die eigene Lebensgeschichte“, präzisiert Pehrsson. „Geschichte wird in Lebensgeschichten erzählt.“ Biografisches Erzählen bilde und fördere die Teilhabe. „Ich habe das immer als spannend und belebend erfahren“, sagt sie. Sie möchte „Freude und Lust am Erzählen wecken“. Für die Teilnehmenden berge es zudem die Chance in sich, durch Erinnern das eigene Leben noch einmal anders interpretieren zu können und sich in den Erzählungen anderer wiederzuerkennen. Ganz zu schweigen von der Wertschätzung, die dem Vortragenden entgegen gebracht werde. Wichtig: „Es gibt keinen Erzählzwang.“
Stephan Chilla hofft, im Herner Süden auch „die Unerreichbaren zu erreichen“, so wie es die Quartiersarbeit generell versuche. Darüber hinaus seien natürlich Besucher aus der gesamten Stadt willkommen. Chilla möchte auf diese Weise auch ein bisschen Imagepflege leisten: „Die Diakonie wird immer nur mit Kranken- und Altenpflege assoziiert.“
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Mitveranstalterin des Erzählcafés ist neben dem Diakonischen Werk die Ev. Kreuzkirchen-Gemeinde. Das Erzählcafé soll alle zwei Monate stattfinden. Jeder kann teilnehmen.
Ansprechpartner sind Quartiersmanager Stephan Chilla, HER 496949, und Annette Pehrsson, HER 987 90 93.
Annette Pehrsson leitet unter anderem die Schreibwerkstatt des Vereins ID55 und hat für „1001 Geschichten" Frauen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammengeführt.