Herne. . 2018 wurden in der Herner und Wanner City Passanten gezählt. Die Ergebnisse liefern der Wirtschaftsförderung Erkenntnisse für die Entwicklung.

Die Herner und die Wanner Innenstadt haben genügend Leben, um Handel, Gastronomie und der Dienstleistungsbranche Angebote machen zu können, die wirtschaftlich sind. Dieses Fazit zieht Holger Stoye, Geschäftsführer der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG), nach den Passantenzählungen im vergangenen Jahr.

Zur Erinnerung: Im Juli und im November ließ die WFG sowohl auf der Bahnhofstraße als auch auf der Hauptstraße an vier Tagen an sieben verschiedenen Stellen die Zahl der Passanten zählen. Die zentralen Ergebnisse: Auf der Bahnhofstraße waren es in der Spitze 2700 Passanten pro Stunde, auf der Hauptstraße 1900. In beiden Innenstädten zeige sich ein unterschiedliches Verhalten: Während die Menschen in der Herner City zwischen City Center und Robert-Brauner-Platz durchaus flanieren, registriere man in Wanne eher die Tendenz, dass die Kunden gezielt Punkte ansteuern, um dann wieder die Innenstadt zu verlassen. Auf dieser Grundlage könne man beide Innenstädte unterschiedlich weiterentwickeln. Für die Bahnhofstraße sieht Stoye gute Chancen, dass man jede Immobilie im Kernbereich für die innenstadtrelevanten Themen anbieten kann. Beispiel: Die WFG stehe in Gesprächen mit vielen Anbietern der unterschiedlichen Gastronomiekonzepte.

Aus seinen zahlreichen Gesprächen im Rahmen des Pakts für Wanne hat Stoye die Erkenntnis gewonnen, dass niemand mehr daran glaubt, dass die Länge der Fußgängerzone weiter bestehen kann. Allerdings dürfe es bei einer Öffnung keine isolierten Lösungen geben. Beispiel: Wenn die Hauptstraße für Radfahrer geöffnet werde, müsse es auch genügend sichere Abstellmöglichkeiten geben.

Viele Firmen fragen nach Flächen

Bei allen Planungen und Gedankenspielen gibt Stoye aber auch zu bedenken, dass der Wandel gerade im Einzelhandel zurzeit rasend schnell sei und man nicht wissen könne, wie es in drei Jahren aussieht. Dabei spielen Faktoren wie der Onlinehandel, aber besonders auch ein verändertes Kaufverhalten eine Rolle.

Holger Stoye: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Gewerbefläche.“
Holger Stoye: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Gewerbefläche.“ © Rainer Raffalski

Das zweite große Thema, das Stoye seit seinem Amtsantritt vor fast einem Jahr beschäftigt, sind - selbstverständlich - die Gewerbeflächen, oder besser: das Fehlen sofort verfügbarer und belastungsfreier Gewerbeflächen. Stoye: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Gewerbefläche.“ Die Wirtschaftsförderung müsse reihenweise Unternehmen abweisen, weil sie deren Anfragen nach Flächen nicht bedienen könne. Da unterscheide sich Herne aber nicht von den anderen Städten im Ruhrgebiet. Unternehmen aller Größen wollten investieren, jedoch nicht an jeder Stelle.

Heute reiche es nicht mehr, allein eine Fläche anzubieten, diese müsse immer auch eine Verbindung zum Gesamtstandort haben oder einer Leitidee folgen. Für Stoye haben Gewerbeansiedlungen drei Hauptziele: Arbeitsplätze schaffen, die Chance auf Gewerbesteuereinnahmen und/oder das Image der Stadt erhöhen. Beispiel: Die Fläche des Unternehmens Herner Glas, das die Wirtschaftsförderung gekauft hat. Auch dort sei das Interesse rege.

Suche nach Fachkräften wird immer wichtiger für WFG

Als WFG-Chef sieht es Stoye immer mehr als seine Aufgabe, sich mit dem Thema Fachkräfte auseinanderzusetzen und für Branchen individuelle Lösungen zu finden. Sein Blick bei der Suche nach Fachkräften richtet sich beispielsweise auch auf Hernes Partnerstadt Belgorod. Dort werde Deutsch gelehrt und gelernt, so dass man schauen müsse, ob dies nicht einen Nutzen für Herne darstellen könne.

Daneben freut er sich, dass es in Herne nach wie vor zahlreiche Menschen gebe, die Interesse an einer Selbstständigkeit haben und in den letzten Jahren vermehrt im Nebenerwerb gründen.

Er habe das erste Jahr auch dazu genutzt, um bei den handelnden Personen in der Stadt und darüber hinaus Vertrauen aufzubauen, aus dem später Projekte entstehen können. Stoye ruft dazu auf, sich auf den Blick in die Zukunft zu konzentrieren. Dabei müsse man aber das große Bild sehen - und sehen wollen. Dann könne man mehr bewegen als mit Detaillösungen. Der positive Glaube an Herne als attraktiver Wirtschaftsstandort als Teil des Ruhrgebiets bleibt voll bestehen.