Herne. . Die Herner Wirtschaftsförderung lässt Passanten in Wanne-Mitte und Herne-Mitte aufwändig zählen. Die Ergebnisse können mehrfach helfen.
Sie sitzen oder stehen unauffällig auf der Hauptstraße in Wanne und auf der Bahnhofstraße in Herne und schauen scheinbar ins Leere. Im Gegenteil: Frauen und Männer in den orangefarbenen Westen schauen ganz genau hin und zählen, wie viele Menschen über die beiden Haupteinkaufsstraßen in der Stadt laufen. Am Freitag und am heutigen Samstag lässt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft die Zahl der Passanten ermitteln.
Das Ziel dieser Zählung: Die Wirtschaftsförderung will konkrete Zahlen haben, wie viele Menschen sich zu welchen Zeiten in den beiden Zentren aufhalten. Bislang, so WFG-Chef Holger Stoye, sei alles nur ein Bauchgefühl, wenn man aber etwas in der Stadt bewegen möchte, benötige man verschiedene und konkrete Informationen.
Deshalb ist die Zählung personal- und zeitaufwendig. Am Freitag wurde von 10 bis 20 Uhr gezählt, heute dauert die Erhebung von 10 bis 16 Uhr. Um ein möglichst genaues Gesamtbild zu erhalten, stehen die Helfer in Herne an sieben Punkten, in Wanne sogar an acht.
Bauchgefühl durch Fakten ablösen
So könne man sehen, wo die Passantenfrequenz eventuell abbricht. Und: Die Zahlen werden im 15-Minuten-Takt notiert. Außerdem seien die Helfer so postiert, dass sie auch die Seitenstraßen im Blick haben. So ließen sich Rückschlüsse ziehen, inwiefern die Parksituation Einfluss auf die Frequenz hat, so Stoye. Anfang Dezember soll eine weitere Zählung stattfinden, um die Situation in einer völlig anderen Jahreszeit zu kennen.
Liegen die Daten vor, können sie mehrfach verwendet werden. Einerseits könnten sich Ansätze ergeben, gefällte Entscheidungen zu revidieren – in Wanne gibt es nach wie vor Klagen über Parkbeschränkungen. Für Stoye sind sie auch eine wichtige Argumentationshilfe mit Handelsunternehmen, die Standorte für neue Filialen suchen. Denn für den Handel und die Gastronomie sei es besonders wichtig, wie viele Menschen sie an einem bestimmten Ort erreichen können.
Stoye betont, dass der Handel sowohl in der Wanner als auch der Herner Innenstadt nicht allein von den Kunden aus der eigenen Stadt überleben könne, „wir brauchen Gäste von auswärts“. Und die kommen, wenn die Innenstädte dementsprechend attraktiv seien.
Stoye hat in anderen Städten bereits Erfahrungen mit Passantenzählungen gemacht. Die Ergebnisse seien hilfreich bei den Kontakten zum Handel gewesen, auch im Gespräch mit den Bestandsunternehmen. Sie hätten auch regelmäßig geholfen, um über die Rahmenbedingungen für Innenstädte wie ÖPNV oder Parkplätze zu diskutieren. Stoye: „Wir wollen die Chancen, die da sind, anpacken.“
Jens Rohlfing, Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne, unterstützt die Initiative der Wirtschaftsförderung. Er habe so eine Zählung bereits in der Vergangenheit gefordert. Verlässliche Zahlen zu haben, sei auch interessant und wichtig in der Frage der verkaufsoffenen Sonntage.