Herne. . Die Herner Tafel hat sich in ihrem neuen Quartier in Holsterhausen eingerichtet. Die WAZ konnte sich in dem ehemaligen Supermarkt umschauen.

Die ganze Angelegenheit war noch etwas provisorisch, doch selbst dieses Provisorium war schon besser als der Zustand in den vergangenen Jahren: Die Herner Tafel hat am Mittwoch zum ersten Mal am neuen Standort an der Bielefelder Straße das Essen ausgegeben. Die WAZ konnte sich bereits in den Räumen des ehemaligen Edeka-Supermarkts umschauen.

Zur Erinnerung: Jahrelang war die Arbeit der Tafel auf zwei Punkte verteilt. Die Waren, die die Helfer bei den Lebensmittelgeschäften abholten, wurden zunächst am Schultenhof in Eickel gesammelt und aufbereitet. Von dort mussten sie zur Ausgabestelle an der Buschkamp­straße gefahren werden, die in Containern untergebracht war. Die Tafel war am Schultenhof Untermieter der Caritas, die dort unter anderem ihren Möbelhof betrieben hatte. Nach dem Caritas-Wegzug musste sich auch die Tafel nach einem neuen Standort umschauen. Die Suche gestaltete sich schwierig. Hallen gebe es viele in Herne, so Tafel-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe, doch die wenigsten erfüllten die Anforderungen. Dass die Tafel in den ehemaligen Supermarkt in Holsterhausen einziehen konnte, bezeichnet er als ideale Lösung.

Der neue Wartebereich mit weihnachtlicher Dekorierung.
Der neue Wartebereich mit weihnachtlicher Dekorierung. © Bastian Haumann

Viele Spenden und Engagement

Diese Einschätzung erschließt sich auf den ersten Blick. Der ehemalige Verkaufsraum, der über rund 800 Quadratmeter verfügt, bietet entsprechend viel Platz für alle Aufgaben. Die Tafel hat den Raum mit Bauzäunen und blauen Planen in drei Teile geteilt. Ein Teil wird als Lager genutzt, zum Beispiel für Sonderposten oder Konserven, die keine Kühlung benötigen. In einem zweiten Abschnitt, wo anhand der Ausstattungsreste zu erkennen ist, wo die Frischetheke einst stand, werden die Lebensmittel sortiert und für die Ausgabe vorbereitet. Hier erschließt sich der logistische Vorteil: Statt die Kisten von Eickel nach Holsterhausen zu fahren, müssen sie hier nur ein paar Meter weit zum Ausgabebereich getragen werden. Dieser Ausgabebereich ist deutlich gewachsen. Wobei gerade der Wartebereich größer geworden ist, was die Situation deutlich entzerre, so Berswordt-Wallrabe. Stühle aus dem Wartezimmer einer Arztpraxis stehen den Kunden zu Verfügung, die Registrierung geschieht nun an einer Theke, die ebenfalls aus einer Arztpraxis stand.

Tafel ist am neuen Standort sichtbarer

Im hinteren Trakt ist inzwischen das Kühlhaus in Betrieb genommen worden, für jene Dinge, die tiefgekühlt werden müssen, wurden am Donnerstag Truhen angeliefert, ein ganzer Raum wäre zu groß für den Bedarf.

Die Auszubildenden
Die Auszubildenden © Stefan Kuhn

Um sich in der Ideallösung einzurichten, musste die Tafel in doppelter Hinsicht einen Kraftakt bewältigen: Einerseits musste der Umzug im laufenden Betrieb umgesetzt werden, andererseits musste an vielen Stellen Hand angelegt werden. So war das Lüftungssystem überdimensioniert, deshalb wurden Heizkörper installiert. Die Aufarbeitung der Außenanlagen, Malerarbeiten kamen hinzu, Berswordt-Wallrabe ist froh, dass sich zahlreiche Firmen und Organisationen mit Spenden und ehrenamtlicher Tätigkeit eingebracht haben.

Der neue Standort, der die Tafel quasi aus der Unsichtbarkeit herausholt, habe den Vorteil, dass die Tafel damit auf dauerhaft auf ihre Arbeit aufmerksam machen könne.

>> TAFEL IST MIETER BEI DEN STADTWERKEN

Da die Tafel finanziell nicht in der Lage war, selbst Eigentümer zu werden, wählte man eine andere Konstruktion: Die Stadtwerke haben das Gebäude gekauft und vermieten es langfristig an die Tafel. Stadtwerke Vorstand Ulrich Koch ist auch Vorsitzender des Vereins Herner Tafel.

Ein Dauerproblem sind ehrenamtliche Helfer. Auch in diesem Bereich sucht die Tafel. Weitere Information zu beiden Themen gibt es unter WAN 587056 oder www.herner-tafel.de