Herne.. Vertreter der AGR gaben im Herner Umweltausschuss und der Bezirksvertretung Wanne Auskunft zu den Deponiebränden. Trotzdem blieben Fragen.
Nach fünf Bränden in nur sieben Monaten auf der Zentraldeponie Emscherbruch geht die Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhr (AGR) in die (Informations-)Offensive: Mit gleich fünf Mitarbeitern rückte das Unternehmen am Mittwoch in der gemeinsamen Sitzung des Umweltausschusses und der Bezirksvertretung Wanne an, um zur Aufklärung beizutragen und das angepasste Brandschutzkonzept vorzustellen. Alle Fragen und Zweifel konnte das Quintett im Ratssaal aber nicht aus der Welt räumen.
Das gilt vor allem für die Frage, ob insbesondere vom letzten Brand am 16. Juli auf der direkt hinter der Gelsenkirchener Stadtgrenze gelegenen Deponie eine Gefahr für die Herner Bevölkerung ausgegangen sei. Das habe die Feuerwehr direkt nach dem Vorfall zwar verneint, sagte Hans Peter Jäkel von der Bürgerinitiative „Uns stinkt’s“. Aber: „Das konnte man gar nicht wissen.“ Auf Herner Stadtgebiet seien – anders als in Gelsenkirchen – gar keine Messungen durch das Landesumweltamt durchgeführt worden, wie die Feuerwehr bestätigt habe. Die Rauchentwicklung und ein (durch Fotos belegter) Ascheregen auf Gärten in Unser Fritz lässt nach Ansicht der BI den Schluss zu, dass sehr wohl eine Gesundheitsgefahr bestanden haben könnte.
Stadt will Bezirksregierung kontaktieren
Auf Art und Umfang der Messungen hätten sie keinen Einfluss, entgegnete AGR-Sprecher Jürgen Fröhlich. Dafür sei die Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Die Stadt werde die Bezirksregierung bezüglich der offenen Fragen über Messungen, Grenzwerte und Gesundheitsgefahren kontaktieren, sagte Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs nicht zuletzt auf Drängen Pascal Krügers (Grüne) zu. Auskunftsfreudig und zum Teil auch selbstkritisch präsentierte sich die AGR bezüglich der Brandursachen und der daraus gezogenen Schlüsse.Wie schon im Juli in einer Pressekonferenz in Gelsenkirchen (wir berichteten) gab das Unternehmen detailliert Auskunft und wich Fragen nicht aus.
Zusammengefasst: Die Brände in dem Zwischenlager seien wohl bei extremer Sonneneinstrahlung auf einen „Brennglaseffekt“ durch Glasscherben und/oder durch explodierende Lackdosen, die eigentlich gar nicht in diesem Lager hätten landen dürfen, zurückzuführen, so die AGR. Den von Fröhlich über Google recherchierten Hinweis, dass auch auf anderen Deponien dieser Art die große Sommerhitze zu Bränden geführt habe, ließen Jäkel und Klaudia Scholz (Linke und BI) nicht gelten: Auch im Januar und März habe es auf der Zentraldeponie Emscherbruch gebrannt, so ihr Einwand.
Zwischenlager soll verlegt werden
Die Lage des Zwischenlagers auf dem Gipfel der Deponie sei nicht ganz glücklich, räumte Fröhlich ein. Der Prozess zur Verlagerung an einen „geschützteren Standort“ am Fuße der Deponie laufe bereits seit Jahren. Das Genehmigungsverfahren sei aber sehr komplex und ziehe sich deshalb in die Länge.
Das Zwischenlager diene nur zur vorübergehenden Deponierung von gewerblichen Siedlungsabfällen wie zum Beispiel Folien, Holz oder Papier. Die Müllwagen lüden diese Abfälle immer dann ab, wenn es Störungen in der Müllverbrennungsanlage der AGR gebe.
Am neuen Standort werde es ein mit der Feuerwehr und der Bezirksregierung abgestimmtes erweitertes Brandschutz- und Sicherheitskonzept geben, kündigte die AGR an. Dieses sehe unter anderem Überwachungskameras sowie Branderkennungs- und Lösch-Einrichtungen vor. Ein Übergreifen der Flammen auf andere Deponiebereiche sei weder am alten noch am neuen Standort möglich.
Bürgerinitiative will Deponie-Erweiterung verhindern
Nach den Bränden auf der Mülldeponie haben betroffene Anwohner im September die Bürgerinitiative „Uns stinkt’s“ gegründet. Die BI hat es sich zum Ziel gesetzt, zunächst die geplante Erweiterung der Zentraldeponie Emscherbruch in ihrer Nachbarschaft zu verhindern und langfristig die Schließung der gesamten Deponie zu beschleunigen.
Nach der ersten öffentlichen Veranstaltung hätten sie 100 Bürger in ihrem Verteiler, die sie regelmäßig informierten, sagte BI-Sprecher Hans Peter Jäkel zur WAZ. Für Anfang 2019 sei die zweite Veranstaltung geplant.
Mitglieder zählten Lkw-Fahrten
Jäkel berichtete, dass die Initiative inzwischen die Lkw-Transporte zur Zentraldeponie gezählt habe. In den Hochzeiten von 10 bis 12 Uhr steuere im Schnitt ein Lkw pro Minute die Anlage an der Wiedehopfstraße an. Etwa drei Viertel aller Lkw kämen aus Richtung Herne, nur ein Viertel aus Gelsenkirchen.
AGR will Wunsch nach Ortstermin nachkommen
Der Deponiebetreiber AGR kündigte derweil im Umweltausschuss an, für Januar einen (ersten) Austausch mit der BI anzustreben. Auch dem von Mitgliedern des Umweltausschusses geäußerten Wunsch nach einem Ortstermin auf der Deponie wolle man gerne entsprechen, sagte AGR-Sprecher Jürgen Fröhlich.
Er gehe davon aus, so der Unternehmensvertreter, dass alle offenen Fragen im Gespräch mit der BI zu klären seien. Daran äußerte Jäkel nach der Sitzung jedoch erhebliche Zweifel.