Herne. . Zahlreiche Geldinstitute haben in der Vergangenheit auch in Herne Filialen geschlossen. Die Commerzbank bekennt sich zu ihren drei Herne Filialen.
Das Internet hat eine Vielzahl an Geschäftsmodellen förmlich auseinandergerissen - Fachleute sprechen von Disruption. Die Bankenbranche macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Zahl der Kunden, die ihre Geldgeschäfte online abwickeln, wächst täglich und rasant. Die Commerzbank bedient diesen Trend, denn die Nutzungsquote sei hoch. Doch sie setzt daneben weiter auf die persönliche Beratung in den Filialen.
„Alle drei Herner Standorte bleiben erhalten“, betonte Filialleiter Jörg Middelhoff. Michael Mandel, Privatkundenchef der Commerzbank, hatte vor wenigen Tagen im Interview mit der WAZ gesagt, dass die Bank sich mit einem Netz von 1000 Filialen bundesweit wohl fühle. Dies gelte auch für Herne, so Middelhoff.
Bis zu 20 Neukunden pro Woche
Um diese Nachricht einordnen zu können, muss man sich speziell die Entwicklung in Wanne und Eickel vor Augen führen. Die Santander Bank hat längst Wanne-Süd den Rücken gekehrt - leistet sich in Herne-Mitte aber zwei Filialen in Abstand von weniger als 300 Metern. Die Deutsche Bank hat in Wanne-Mitte noch einen Automatenstandort, doch nach Informationen der WAZ ist der Mietvertrag zum Jahresende gekündigt. Auf Anfrage der WAZ wollte sich die Deutsche Bank zunächst nicht äußern. Und vor wenigen Tagen verabschiedete sich die Postbank aus Eickel. Das löste sofort Gerüchte aus, dass sich auch die Commerzbank zurückziehen werde. Doch an diese Gerüchten sei nichts dran, „wir bleiben auch in Eickel vertreten“, so Middelhoff. Und es werde keinen Herner Standort ohne Personal geben, also als reine Selbstbedienungszone.
Die Schließung der Eickeler Postbank-Filiale mache sich für die Commerzbank positiv bemerkbar. Pro Woche registriere man bis zu 20 Neukunden, innerhalb eines Jahres sei man in Herne um etwa 1000 Kunden gewachsen. Damit einher gehen auch Steigerungen in den verschiedenen Bereichen. Ob Ratenkredit oder Baufinanzierung - überall verzeichne die Commerzbank in Herne Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich.
Neuer alter Filialleiter
Apps ersetzten keine Filiale, so Middelhoff. Der Großteil der Kunden würde nicht auf persönliche Beratung vor Ort verzichten wollen. „Langfristige Kundenzufriedenheit ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.“
Middelhoff trägt seit Anfang September die Verantwortung für alle drei Filialen, der 51-Jährige ist quasi der alte Neue. Der Grund: Nach Leitungsaufgaben in verschiedenen Ruhrgebietsstädten war Herne von 2010 bis 2014 bereits eine seiner Stationen. Nach vier Jahren in Bochum ging es nun wieder nach Herne. Sein Büro an der Heinrichstraße in Herne-Mitte werde er wohl nicht häufig sehen, er werde jede Woche in einer der drei Filialen unterwegs sein. Eben nah am Kunden.
Filiale in Wanne besteht seit 100 Jahren
Die Wanne Filiale der Commerzbank besteht seit dem 7. September seit 100 Jahren.
Entstanden war sie durch die Übernahme der Geschäftsstelle des Gelsenkirchener Bankvereins. Seither nehme die Filiale laut Commerzbank einen festen Platz im Wirtschaftsleben der Stadt ein.
Die Filiale hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich: So zerstörte 1944 eine Fliegerbombe das Bankgebäude. Ein Blindgänger war schräg unter das Dach eingeschlagen. Die Mitarbeiter bargen das Geld und Material, einige Tage später brach das Gebäude zusammen. Die Filiale wurde provisorisch in die Wirtschaft „Schulte-Berge“ ausgeliefert, das Geld lagerte zeitweise in einem Bierkeller.
Nach dem Kriegsende begann 1946 der Wiederaufbau. 1954 wurde die Filiale umgebaut, vier Jahre später ein Erweiterungsbau hinzugefügt. Das wachsende Geschäftsvolumen machte 1970 einen weiteren Ausbau der Räume notwendig, die erste Etage wurde den Bankräumen hinzugefügt. 1994 wurden die Räume modernisiert und eine Selbstbedienungszone eingerichtet.
Seit 1964 war auch die Dresdner Bank in Wanne in der Hauptstraße 251 vertreten. Diese wurde - in Folge der Übernahme - 2012 in den Standort an der Gerichtsstraße integriert.