Die Kreishandwerkerschaft hat zum „Tag des Handwerks“ nach Herne geladen. Dabei gab es Geschenke – und den Appell, die Lehre durchzuziehen.
Wer sich bei der Veranstaltung „Willkommen im Handwerk“ bei der Kreishandwerkerschaft umsah, der konnte am Samstag für einige Berufe gar keine Nachwuchskräfte erblicken. Doch das lag nicht nur an den bekanntermaßen niedrigen Azubi-Zahlen, es kamen schlichtweg wenige der erwarteten Nachwuchshandwerker zu ihrer Begrüßung.
„Auch einen Azubi braucht man am Wochenende im Betrieb“, begründete Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Drath, als nur ein junger Mann bei der Begrüßung der Friseure und Kosmetiker die Bühne betrat.
Mohamed Ali Hemen heißt er und absolviert seit August eine Ausbildung zum Friseur bei Ohh-Lala Haarmoden in Castrop-Rauxel. „Ich habe dort ein Praktikum gemacht, und es macht mir Spaß“, erzählte der 19-Jährige bei der Kreishandwerkerschaft an der Hermann-Löns-Straße. Auch sein Bruder sei Friseur. „Wir wollen die jungen Leute heute symbolisch in die Familie des Handwerks aufnehmen“, sagte Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel, zum Sinn des „Tages des Handwerks“.
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber ihr habt Helfer“, appellierte Hans-Joachim Drath. Schließlich gebe es eine Abbruchquote von mehr als 30 Prozent bei Auszubildenden. „Nicht aufgeben. Stattdessen weitermachen und durchziehen“, wünscht sich Drath. Danach könne beispielsweise die Meisterausbildung folgen. Die sei auch gar nicht mehr so teuer.
Einige der jungen Berufsanfänger wurden interviewt – Dachdecker, Fleischer, Maler. Viele kommen ursprünglich aus dem Ausland, beispielsweise aus Syrien oder Afrika. Anlass genug für Drath, an die Vertreter der Politik zu appellieren. „Die Hürden sind viel zu hoch, um Flüchtlinge auszubilden. Hier ist die Kommunalpolitik gefragt.“
Nächstes Jahr ist Party angedacht
Damit meine er nicht die Sprachbarrieren. „Man kann auch im Laufe der Ausbildung die Sprache lernen. Früher unter Tage hat man die Arbeiter ja auch nicht erst in die Sprachschule geschickt. Die Flüchtlinge werden aber zurückgehalten und nicht an uns vermittelt. Wir müssen sie uns selbst suchen“, kritisierte der Kreishandwerksmeister.
Für die Auszubildenden gab es allerlei Geschenke. Die sieben anwesenden Dachdecker erhielten alle eine Erstausstattung im Wert von 300 Euro. „Ihr habt eine goldene Zukunft vor euch. Arbeit werdet ihr immer finden“, verspricht Draht. Im nächsten Jahr findet die Begrüßungsveranstaltung möglicherweise am Abend statt, mit einer Party. Die Hoffnung der Kreishandwerkerschaft: dass mehr Auszubildende zu ihrer Begrüßung kommen.