Herne. . Dem Handwerk in Herne geht es ausgesprochen gut, vor allem der Bau und Ausbau brummt. Die Kehrseite: Viele Kunden warten auf Termine.
Die Lage im Handwerk ist „ausgesprochen gut“, sagt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer. Besonders positiv gehe es jenen Firmen, die im Bau und Ausbau von Gebäuden beheimatet sind. Eine Folge: Viele Unternehmen arbeiteten am Limit, Kunden müssten mitunter länger auf einen Kostenvoranschlag oder gar einen Handwerker warten. Tipp des Handwerkspräsidenten: Menschen sollten Umbaumaßnahmen rechtzeitig planen. „Wenn’s mal klemmt, kommt der Handwerker des Vertrauens aber schnell“, fügt er an.
In Herne, sagt Schröder, gebe es 1200 Betriebe, das seien 50 mehr als noch vor zehn Jahren. 10,1 Prozent der Firmen würden von ausländischen Inhabern geführt – knapp zwei Prozent mehr als im Kammerbezirk insgesamt. Dass es dem Bau- und Ausbau-Gewerbe so gut gehe, liege auch an der verstärkten Technisierung der Gebäude. Menschen verlangten moderne Energiesysteme wie Geothermie oder vernetzten ihre Häuser, steuerbar übers Internet (Stichwort: Smart Home).
Dass es nicht in allen Sparten rund laufe, will die Kammer nicht verhehlen. Metallverarbeitende Betriebe, Bäcker und Fleischer etwa seien nicht zufrieden. Auch der Kfz-Handel habe wegen des Diesel-Skandals zu kämpfen. „Wir spüren eine große Unsicherheit bei Kunden“, sagt Schröder. Auch Handwerksbetriebe seien „stark verunsichert“. Sie könnten es sich nicht leisten, ganze Fuhrparks „von jetzt auf gleich auszutauschen“. Für den Fall von Diesel-Fahrverboten setzt die Kammer deshalb auf Ausnahme-Regelungen für Betriebe.
Appell: Verstärkt auf Ausbildung setzen
Längst bemerkbar gemacht habe sich auch im Handwerk der Fachkräftemangel. Ob der guten Auftragslage würden Mitarbeiter gesucht, es gebe viele offene Stellen. Die Kammer ruft Betriebe deshalb auf, sich verstärkt in der Ausbildung zu engagieren. Junge Menschen, die im Handwerk lernten, hätten beste Chancen auf einen Job, spätestens als Meister sogar auf sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Unternehmen müssten ihnen aber auch gute Arbeitsmöglichkeiten bieten. Arbeitsklima und eine gute Ausbildung seien vielen jungen Menschen bei der Berufswahl wichtiger als der Verdienst, sagt Kammer-Vize Kerstin Feix.
Kritik übte Kammer-Präsident Schröder in diesem Zusammenhang am Bildungssystem. Viele Bewerber hätten heute Defizite beim Schreiben, Lesen und Rechnen. „Wir können nicht der Reparaturbetrieb eines schlechten Schulsystems sein“, sagt er und fordert Abhilfe. Schulen müssten zudem „für ein besseres Grundlagenwissen sorgen“, fügt Kammer-Vize Feix an.
Firmen sollten Online-Angebote nutzen
Aber auch viele Unternehmen müssten sich besser aufstellen. Vor allem Online-Angebote ließen zu wünschen übrig. „Da sind wir zu träge“, so Schröder. Kunden erwarteten in der digitalen Welt auch digitale Angebote.
Das weiß Gerwin Schweppe von Wärmetechnik Leickel. Das Unternehmen für Haustechnik von der Dorstener Straße beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter. Auf seiner Homepage könnten sich Kunden nicht nur etwa über Heizungsanlagen informieren, sondern sich bereits durch einen Konfigurator klicken. Das seien „wenige Schritte bis zur passenden Heizung inklusive Preis“, wirbt das Unternehmen.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Handwerkskammer
Die Handwerkskammer Dortmund vertritt die Interessen von knapp 20 000 Unternehmen zwischen Soest und Herne.
Außerdem nimmt sie hoheitliche Aufgaben wahr, darunter die Regelung der Berufsausbildung, das Erlassen von Prüfungsordnungen sowie die Bestellung von Sachverständigen.