Herne. . Die Herner Kundgebung zum Antikriegstag stand im Zeichen der Ereignisse in Chemnitz. Die Redner warnten vor den Gefahren des Faschismus.

Die Herner Kundgebung zum Antikriegstag am 1. September war in der Vergangenheit ein Ritual, von dem eher am Rande Notiz genommen wurde. Dies war in diesem Jahr anders - in mehrfacher Hinsicht. Die Veranstaltung am Samstag rund um den Kugelbrunnen in der Herner Innenstadt war deutlich besser besucht als in den Vorjahren, wie Verdi-Sekretär Norbert Arndt im Gespräch mit der WAZ sagte. Und: Sie wurde offenbar von einer Gruppe Menschen beobachtet, die anscheinend nicht mit dem Motto der Kundgebung einverstanden war.

Kundgebung wird offenbar beobachtet und gefilmt

Der DGB, die Herner Friedensinitiative und das Herner Sozialforum hatten angesichts der Ereignisse in Chemnitzder Veranstaltung den Titel „Nach Chemnitz: Wir sind mehr“ gegeben. Das eigentlich Motto „Nie wieder Krieg“ sei auch eine Verpflichtung zum Handeln gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, so DGB-Vorsitzender Eric Lobach in seiner Rede. Längst sei mit den rechtsextremen Exzessen wie jetzt erneut in Chemnitz eine Grenze überschritten. „Wenn dort unter AfD-Flaggen demonstrativ der Nazigruß gezeigt wird und Menschen gejagt werden, dann wird deutlich, wie stark der rechte Mob sich bereits ausgebreitet hat, ohne Scheu provoziert und gewalttätig agiert“, so Lobach. Die Vorfälle in Chemnitz müssten allen Demokraten auch in Herne eine Warnung und Anlass ein, gegen menschenverachtenden Hass und Gewalt die Stimme zu erheben und sich selbst einzubringen. Es reiche nicht mehr, nur wachsam zu sein, jetzt müsse man sich dem braunen Spuk dieser Tage entgegenstellen, sonst sei Chemnitz bald überall.

Dennis Kazakis von der DGB-Jugend betonte anschließend: „Diese Stadt ist unsere Stadt. Diese Stadt überlassen wir nicht den Faschisten. Herne ist bunt und nicht braun. Wir müssen den Arsch hoch kriegen und zeigen, dass kein Platz für Rassismus ist.“ In Chemnitz hätten die Nazis gerufen „die Stadt gehört uns“. Doch das stimme nicht. Nicht in Chemnitz, nicht in Herne auch nichts andernorts.

Dass etwas in der Gesellschaft in Bewegung ist, offenbarte sich am Samstag: So wurde die Rede Lobachs kurz von Buh-Rufen begleitet, eine Frau ging wild gestikulierend auf das Mikro zu, bevor sie zurückgehalten wurde. Sie gehörte zu einer kleinen Gruppe Menschen, die etwas abseits standen und die Kundgebung zu beobachten schienen - wozu auch gehörte, dass sie die Besucher dem Anschein nach fotografierten oder filmten.