Herne. . Ulrike M. verbrachte Jahre an Geldspielautomaten. Jetzt will sie nie mehr ins Casino. Vor drei Jahren gründete sie eine Gruppe.

Tagtäglich muss Ulrike M. an ihrer Lasterhöhle vorbei, und es fällt ihr immer noch schwer, nicht ins Playland an der Bahnhofstraße hineinzugehen. Aber die 60-Jährige hat sich fest vorgenommen, keine einzige Münze mehr in Spielautomaten zu werfen. Die gelernte Zahnarzthelferin ist spielsüchtig.

„Das ist genau wie bei Alkoholikern“, sagt sie. Und genauso wie es bei Alkoholikern gesagt wird, sei sie jetzt „trocken“ – seit vier Jahren mittlerweile. Vor ziemlich genau drei Jahren gründete sie die Selbsthilfegruppe „Glücksspielsucht“.

Zigtausend Euro im Casino verspielt

Immer, wenn sie Geld übrig hatte, ging Ulrike M. ins „Casino“. Sieben Jahre lang war sie süchtig nach den bunten Automaten. Es war nicht das Geld, das sie dort lockte, sondern etwas anderes: „Weil ich abschalten wollte, alle meine Probleme ausblenden. In der Spielhalle saß ich wie unter einer Käseglocke, da habe ich von meinem Umfeld nichts mehr mitbekommen.“

Dabei hat die 60-Jährige im Gegensatz zu manch anderen Zockern noch umsichtig gehandelt, sie häufte keine Schulden an, finanzierte ihre Sucht nicht über Kredite. Allerdings sah es in dieser Zeit in ihrem Kühlschrank nicht allzu üppig aus, um es vorsichtig zu formulieren. Angefangen hatte alles, als sie nach einer Selbstständigkeit, die in eine Insolvenz führte, wieder einen Job als Zahnarzthelferin suchte, aber keinen bekam.

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Da heuerte sie in einer Spielhalle an und wurde ganz schnell angesteckt von den klimpernden Münzen, von den Geräuschen und Blinklichtern der Automaten. „Das bisschen, was ich dort verdiente, habe ich gleich wieder ausgegeben. Ich habe zigtausend Euro verspielt.“

Engagement hilft, nicht rückfällig zu werden

Erst zwei Therapien in einer Klinik im Sauerland brachten Ulrike M. wieder in die Spur. Sie lernte, dass eine Sucht eine Flucht ist. Mittlerweile ist sie froh, dass das Leben für sie wieder offen steht, wieder einen Sinn macht. Dass sie ihre alten Kontakte wieder aufgenommen hat, aus der Einsamkeit einer Spielsüchtigen wieder herausgefunden hat.

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Die Selbsthilfegruppe hilft ihr, nicht rückfällig zu werden. Das Engagement für Spielsüchtige sorgt für Beschäftigung und Bestätigung. Unter anderem hat sie zusammen mit Studenten einen Blog zu dem Thema entwickelt. Sich vollständig befreien können, das sei ein langer Weg – und der führt nun einmal an der Spielhalle vorbei.