Viele Herner Arbeitgeber lassen ihre Beschäftigten das WM-Spiel der Deutschen nicht im Büro gucken. Keine Durchsagen bei HCR und Feuerwehr.

Für eingefleischte Fußballfans kann der heutige Mittwoch zum Problem werden. Denn während manche mit Chips und Bier vorm Fernseher sitzen oder beim Public Viewing im Revierpark Gysenberg beim entscheidenden WM-Vorrundenspiel der Deutschen gegen Südkorea mitfiebern, müssen einige Arbeitnehmer in Herne um 16 Uhr noch arbeiten. „Fußball schauen während der Dienstzeit ist tabu“, sagt Stadtsprecher Horst Martens als Maxime für die städtischen Mitarbeiter.

„Dienst ist Dienst und Fußball ist Fußball“, sagt er. Das stelle für viele Mitarbeiter in der Verwaltung jedoch kein Problem dar, weil dort die Arbeitszeit flexibel sei. „Alle Mitarbeiter haben die Möglichkeit, nach Absprache ,auszustempeln’ und sich das Deutschland-Spiel anzusehen, wie sie es möchten“, sagt Martens. Dabei müsse natürlich immer gewährleistet sein, dass jeder Fachbereich zu den Servicezeiten besetzt ist, um für alle erreichbar zu sein, denen der Fußball nicht so wichtig ist.

Denn nicht ganz Deutschland wird vor den Bildschirmen sitzen können. So auch die Mitarbeiter der Feuerwehr, die sich während des Arbeitsdienstes vom TV fern halten müssen, auch wenn sie „nur“ Verwaltungsarbeit zu leisten hätten, erklärt Martens. Während des Bereitschaftsdienstes bestehe die Möglichkeit, das Spiel zu verfolgen. „Rückt die Feuerwehr aber zu einem Einsatz aus, tritt das Fußballspiel komplett in den Hintergrund.“ Auch das Radio bleibe dann aus.

Ähnlich halten es auch die Krankenhäuser der St. Elisabeth Gruppe. Gemeinsames Fußball-Gucken mit den Patienten wird es auch hier nicht geben. „Die Versorgung unserer Patienten steht in der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr stets im Vordergrund“, sagt Sabine Edlinger, Mitglied der Geschäftsleitung. Fußball-interessierte Mitarbeiter könnten privat das Spiel verfolgen oder sich bei der Versorgung eines Fußball-interessierten Patienten über den aktuellen Spielstand informieren.

Einen Stillstand darf es auch bei der Firma Vulkan nicht geben. Die Produktion unter anderem von Schiffskupplungen müsse weitergehen, auch wenn ein Fußballspiel läuft. „Die Mitarbeiter werden sicherlich Radio hören“, sagt Sprecherin Katja Grothe. Wer einen Computer hat, könne auch mal schnell einen Blick auf den Live-Stream werfen. „Da sagt keiner was.“ Aber: „90 Minuten Fußball gucken geht natürlich nicht“, sagt Katja Grothe.

Besser haben es da die Mitarbeiter der Herner Sparkasse. Einige von ihnen werden heute im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft oder mit sonstigen Fanartikeln in der Geschäftsstelle arbeiten, kündigt Sprecher Jörg Velling an. Weite Teile des Fußballspiels könnten sie aber in der Freizeit schauen, denn auch hier sei, ähnlich wie bei der Stadt, um 16 Uhr schon die Kernarbeitszeit vorüber.

Bei der HCR geht die Arbeit rund um das Fußball-Spiel erst richtig los. Denn mit zusätzlichen Bussen der Linie 324 wird sie heute, in den zwei Stunden vor dem Spiel und nach Abpfiff, die Fans im 15-Minuten-Takt vom Herner Bahnhof zum Public Viewing im Gysenbergpark bringen. Hierbei und vor allem bei allen anderen Bussen und Bahnen gilt: kein Fernsehen, kein Radio, keine Durchsagen. „Die Mitarbeiter sind natürlich angehalten, sich auf den Verkehr zu konzentrieren“, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Auch Durchsagen werde es vorerst nicht geben. Das scheint für die Mitarbeiter in Ordnung zu sein, zumindest habe noch niemand versucht, den Dienst zu der Zeit zu tauschen. Und auch ohne entsprechende Durchsagen werden die meisten Bus- und Bahnfahrer und ihre Fahrgäste es in Zeiten von Smartphones wohl mitbekommen, sollte Deutschland am Ende Grund zum Jubeln haben – oder auch nicht.