Herne. . Die Herner Elisabeth-Gruppe zahlt ihren 220 Fachpflegekräften freiwillig ab sofort fünf Prozent mehr Gehalt. Das sind die Gründe für den Schritt.

Die St. Elisabeth-Gruppe zahlt ihren rund 220 spezialisierten Pflegekräften ab sofort fünf Prozent mehr Gehalt. Dafür investiert die Krankenhaus-Gruppe etwa 750 000 Euro.

Nach Einschätzung von Geschäftsführer Theo Freitag ist dieser Schritt in der deutschen Krankenhauslandschaft einmalig. Mit dem Lohnplus wolle man ein Zeichen für die Rolle der Pflege setzen, aber auch Druck machen, dass die neue Bundesregierung ihre Ankündigungen im Koalitionsvertrag umsetzt.

Theo Freitag zitiert aus Koalitionsvertrag

„Ich habe den Eindruck, dass die Bedeutung der Pflege endlich in der Politik angekommen ist“, sagt Freitag im Gespräch mit der WAZ-Redaktion, und zitiert aus dem Koalitionsvertrag, in dem es zu diesem Thema unter anderem heißt: „Es werden Sofortmaßnahmen für eine bessere Personalausstattung ...im Krankenhausbereich ergriffen und dafür zusätzliche Stellen zielgerichtet gefördert.“

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Von Tobias Bolsmann

Und: „Im Krankenhausbereich werden wir eine vollständige Refinanzierung von Tarifsteigerungen herbeiführen.“ Freitag betont, dass die fünf Prozent mehr Gehalt zusätzlich zur bevorstehenden Tariferhöhung gezahlt würden. Die Krankenhäuser lehnen sich mit ihren Gehältern an die des öffentlichen Dienstes an.

Marion Schmitz, Gesamtpflegedienstleiterin der Elisabeth-Gruppe, weist auf das Fachwissen der Pflegekräfte hin. Sie seien hoch spezialisiert: Sie richten auf Intensivstationen Intensivplätze ein, sind im OP selbstständig für Tätigkeiten rund um eine Operation verantwortlich oder sind auf die Versorgung von Krebspatienten spezialisiert.

Fachweitergebildete Pflegekräfte in der St. Elisabeth Gruppe erhalten ab sofort fünf Prozent mehr Gehalt: Rolf Böhning, Stationsleitung Intensivstation, St. Anna Hospital, Theo Freitag, Geschäftsführer, Marion Schmitz, Gesamtpflegedienstleitung, und Michael Röttger, Gesamtleitung Personalwesen und Mitglied der Geschäftsleitung (v.l.)
Fachweitergebildete Pflegekräfte in der St. Elisabeth Gruppe erhalten ab sofort fünf Prozent mehr Gehalt: Rolf Böhning, Stationsleitung Intensivstation, St. Anna Hospital, Theo Freitag, Geschäftsführer, Marion Schmitz, Gesamtpflegedienstleitung, und Michael Röttger, Gesamtleitung Personalwesen und Mitglied der Geschäftsleitung (v.l.) © EG

Mit dieser Spezialisierung werde die Pflege im Krankenhaus optimiert. Mit der Gehaltserhöhung will die Elisabeth-Gruppe das Wissen dieser Fachkräfte würdigen.

Menschen für Pflege interessieren

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Pflegebereich will Freitag mit diesem Schritt aber auch junge Menschen für den Pflegeberuf und für Weiterbildung interessieren. „Qualifikation soll sich lohnen“, so Freitag. Er berichtet davon, dass das Unternehmen inzwischen mehr Zeit benötige, um freie Stellen in der Pflege wiederzubesetzen. Die Gehaltserhöhung könnte der Elisabeth-Gruppe in dieser Hinsicht einen Wettbewerbs-Vorteil verschaffen.

Doch Freitag will die Lohnerhöhung nicht nur auf die Fachpflegekräfte, die zehn Prozent des gesamte Pflegepersonals der Gruppe ausmachen, beschränken. Dies könne nur der erste Schritt sein. „Wir sind der Überzeugung, dass alle Pflegekräfte kurzfristig besser bezahlt werden müssen. Leider fehlen uns dazu zurzeit die finanziellen Mittel“, so Freitag.

Theo Freitag: „Wir sind der Überzeugung, dass alle Pflegekräfte kurzfristig besser bezahlt werden müssen. Leider fehlen uns dazu zurzeit die finanziellen Mittel.“
Theo Freitag: „Wir sind der Überzeugung, dass alle Pflegekräfte kurzfristig besser bezahlt werden müssen. Leider fehlen uns dazu zurzeit die finanziellen Mittel.“ © Rainer Raffalski

Zwar habe die Elisabeth-Gruppe noch genügend Bewerber für die Pflege - zurzeit werden 300 junge Menschen in diesem Bereich ausgebildet -, doch es gebe einen erheblichen Anteil von Mitarbeitern, die auf Grund der hohen Belastung und der schlechten Rahmenbedingungen ausstiegen.

Deshalb sieht Freitag jetzt die Politik am Zug. „Sie legt über ihre gesetzlichen Finanzierungsentscheidungen fest, welche Gehälter wir zahlen können.“ Wenn jetzt nicht die Weichen entsprechend gestellt würden, steuere Deutschland auf eine katastrophale Versorgungssituation in der Pflege zu.