Herne. . Am 28. Februar vor genau 100 Jahren ereignete sich das zweitschwerste Grubenunglück in der Bergbaugeschichte Hernes. Die ganze Stadt trauerte.

Im Abschied werden Dinge immer etwas verklärt und negative Seiten ausgeblendet. Zu dunklen Seiten des Steinkohlebergbaus gehören mit Sicherheit die Grubenunglücke. Eins ereignete sich genau heute vor 100 Jahren: Eine Schlagwetterexplosion auf der Zeche Friedrich der Große kostete 26 Bergleute das Leben. Es ist im Zeitraum zwischen 1871 und 1973 – gemessen an der Zahl der Opfer – das zweitschwerste auf den Herner Schachtanlagen.

Kriegsgefangene unter den Opfern

Ein Gedenkstein auf dem Horsthauser Friedhof, der 1921 eingeweiht wurde, erinnert an dieses Unglück – und bei genauem Hinsehen offenbart er eine Besonderheit. Auf dem Gedenkstein sind auch russische und englische Namen eingraviert: Peter Pelkowski, Niketta Brugekoff, Jefin Bitkin, Frederik Tombs und Charles Lunt. „Das waren Kriegsgefangene“, erzählt Heinz-Jürgen Steinbach, der ehemalige Vorsitzende des Bergmannsvereins Horsthausen-Nord, im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Deren Namen seien auch in den Todesanzeigen genannt worden und sie seien gemeinsam mit den deutschen Bergleuten bestattet worden. „Das ist ein Beweis dafür, dass im Bergbau Kameradschaft anders definiert wird“, so Steinbach.

Auslöser für die Explosion soll eine defekte Grubenlampe gewesen sein. Bevor Maschinen zum größten Teil den Abbau der Kohle übernahmen, überschatteten regelmäßig Grubenunglücke das Arbeitsleben. Wie der Herner Historiker Ralf Piorr im Band „Vor Ort – Geschichte und Bedeutung des Bergbaus in Herne und Wanne-Eickel“ darstellt, gab es zwischen 1859 und 1973 mehr als 100 Grubenunglücke in beiden Städten, die Gesamtzahl der Todesopfer beläuft sich auf über 600.

1921 wurde der Gedenkstein eingeweiht, er nennt die Namen der verunglückten Bergleute  - auch die der Kriegsgefangenen.
1921 wurde der Gedenkstein eingeweiht, er nennt die Namen der verunglückten Bergleute - auch die der Kriegsgefangenen.

Auch wenn die Quellenlage zum Unglück auf Friedrich der Große I/II alles andere als umfangreich ist, so darf man annehmen, dass die Umstände in etwa die gleichen waren wie bei anderen Unglücken: Sirenengeheul lässt die Menschen ahnen, dass etwas Schreckliches passiert ist, sie versammeln sich aufgeregt am Werkstor, aus Gerüchten wird traurige Gewissheit. Frauen und Kinder bangen, ob ihre Liebsten überlebt haben. Später versinkt die gesamte Stadt in Trauer. Der Herner Anzeiger notierte am aus Anlass der Beerdigung am 4. März 1918: „Hoch von den Fördergerüsten der Schächte der Gewerkschaft Friedrich der Große wehen die Flaggen auf halbmast. Scharen von Menschen ziehen schon in den frühen Mittagsstunden des Sonntags die Straßen gen Horsthausen. Je näher die Zeche, desto dichter die Menge; wie eine starre Mauer sind Kopf an Kopf die zum Ostfriedhof führenden Wege besetzt.“

>> DOPPELTES GEDENKEN

Am Mittwoch, 28. Februar, steht das Grubenunglück auf Friedrich der Große I/II vor 100 Jahren im Mittelpunkt der Horsthauser Gespräche.

Beginn ist um 16 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Bladenhorst-Zion, Roonstraße 84.

Heinz-Jürgen Steinbach wird an das Grubenunglück erinnern, Stadtarchivar Jürgen Hagen wird die Bedeutung des Bergbaus in Horsthausen aufzeigen. Der Eintritt ist frei.

Bereits um 14 Uhr wird der Bergmannsunterstützungsverein Horsthausen 1888 eine Gedenkfeier auf dem Horsthauser Friedhof am Trimbuschhof veranstalten.