Der Künstler Ibrahim Mahama will Schloß Strünkede mit gebrauchten Jute-Säcken verhüllen. Das sagt die Stadt Herne zu der geplanten Kunstaktion.

Die geplante Verhüllung von Schloß Strünkede mit gebrauchten Jutesäcken durch den Künstler Ibrahim Mahama wird seit der Berichterstattung in der WAZ von den Bürgern kontrovers diskutiert. Hernes Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff zeigt sich begeistert von dem Projekt: „Das wird eine herausragende Veranstaltung, ein echter Hingucker.“

Hintergrund ist der Kohleausstieg. 17 Ruhr-Museen präsentieren unter dem Thema „Kunst & Kohle“ zwischen Mai und September Ausstellungen und Projekte. Die laut Thierhoff wohl spektakulärste Schau soll in Herne stattfinden: besagte Verhüllung der Schlossfassade am Wasser.

Lebenswerk wird im Museum

Im Emschertal-Museum, genauer: im Rittersaal des Schlosses, soll parallel das Gesamtwerk des Konzept-, Aktions- und Performancekünstlers Mahama in Skizzen und multimedialen Darstellungen erlebbar gemacht werden, sagt Oliver Doetzer-Berweger, Leiter des Museums. Bei einem Besuch im November in Herne habe sich der 1987 geborene Afrikaner begeistert gezeigt vom Schloß.

In Kassel verhüllte der Künstler 2017 mit Jutesäcken die Torwache.
In Kassel verhüllte der Künstler 2017 mit Jutesäcken die Torwache.

Die Jute-Säcke, die nicht an, sondern vor die Schlossfassade gehängt werden sollen, dienten in Ghana unter anderem dem Transport von Kohle. Für Mahama seien sie lebendige Zeugen, gespickt mit den Erinnerungen der Menschen, die sie gefertigt, gefüllt, transportiert und geleert haben. So zeugten sie etwa von schwerer Arbeit und Billiglohn. Die Verhüllung sei also „ein hoch emotionales Thema“, sagt Doetzer-Berweger. Zuletzt hatte Mahama auf der documenta in Kassel denkmalgeschützte Gebäude verhüllt.

Fassade im Innenhof nackt

Die Fassade im Innenhof soll unverhüllt bleiben, um eine reibungslose Durchführung der Großveranstaltungen zu gewährleisten. Ebenso blieben standesamtliche Trauungen im Kaminzimmer möglich, außerdem Hochzeitsfotos auf der Hofseite „mit der klassischen Schlossansicht“.

Ibrahim Mahama schaute sich  im November 2017 vor Ort in Herne um.   
Ibrahim Mahama schaute sich im November 2017 vor Ort in Herne um.  

Noch nicht abschließend geklärt sind Fragen des Brandschutzes, deshalb fehlt noch die Genehmigung. Nach Gesprächen mit der unteren Denkmalbehörde am Mittwoch sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken, dass das Projekt aber „grundsätzlich genehmigungsfähig“ sei. Dezernentin Thierhoff betont, dass die Stadt für die Aktion kein zusätzliches Geld ausgebe. Finanziert werde sie aus dem Kulturetat, außerdem beteiligten sich RAG- und Brost-Stiftung.

Lob von Oberbürgermeister Dudda und der SPD

Oberbürgermeister Frank Dudda hat am Dienstag die Politik im Hauptausschuss über die Pläne fürs Schloss informiert. Die ersten Reaktionen fielen verhalten bis kritisch aus - mit einer Ausnahme.

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CDU-Fraktions-Chefin und Kulturausschuss-Vorsitzende Bettina Szelag fragte nach, ob die Fassade nach der Aktion gereinigt werden müsste. Das verneinte Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff. Andreas Ixert (Linke) kündigte an, dass seine Fraktion ganz genau darauf achten werde, was „der Spaß“ die Stadt kosten werde. Und er berichtete, dass er „solche Drecksäcke“ früher selbst mal geschleppt habe.

Stadt will Großprojekt angemessen begleiten

SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski brach eine Lanze für die Kunstaktion: Er hob hervor, dass die Beteiligung an der Ausstellungsreihe eine große Chance sei. Das sah Frank Dudda ähnlich. Bürger könnten es vielleicht als Provokation empfinden, so der OB, „dass unser schönes Schloss mit zum Teil nicht schönen Jutesäcken verhüllt wird“. Das passe aber zum Kohleausstieg, der ja mit Trauer und Wehmut verbunden sei. Und: „Kunst sucht sich nun mal eigene Wege.“

Die Verhüllung des Schlosses sei eines der spektakulärsten Projekte der „Kunst ist Kohle“-Reihe, sagte der OB. Die Stadt werde sich etwas einfallen lassen, um dieses Großprojekt angemessen zu begleiten. Zunächst müsse aber mal das Brandschutzproblem gelöst werden, so Dudda.