Herne. . Herner Banken raten privaten Anlegern davon ab, Geld in virtuelle Währungen wie den Bitcoin zu investieren. Ein Geschäftsmann wagte es trotzdem.
Selbst wer sich nicht mit dem Thema befasst, ist sicherlich schon damit konfrontiert worden und sei es in Spammails, die sie einem anpreisen. Gemeint sind Bitcoins, eine digitale Währung, für die sich scheinbar immer mehr Menschen interessieren. Doch was sind Bitcoins eigentlich und ist diese sogenannte Kryptowährung auch interessant für den normalen Bürger?
Bitcoins sind eine virtuelle Währung, deren Transaktionen und Guthaben in einem dezentralen Netzwerk verwaltet werden, definiert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (bafin). Weiter heißt es: „Durch kryptografische Berechnungen kann prinzipiell jeder Netzwerk-Nutzer an der Geldschöpfung teilnehmen.“ Der entscheidende Punkt sei aber, dass diese Ersatzwährung nicht durch eine Zentralbank kontrolliert wird.
Yildirim Yildiz, Inhaber des Reisemarkts in Herne, bietet seinen Kunden seit einiger Zeit die Zahlung mit Bitcoins an. „Ich beschäftige mich mit dem Thema schon seit knapp acht Jahren“, erklärt er. Ein Programmierer habe ihn darauf hingewiesen, dass Bitcoins die Zahlungsvorgänge in seinem Reisebüro vereinfachen könnten. „Der Vorteil ist, dass Überweisungen in Sekundenschnelle ankommen und nicht zurückzubuchen sind.“ Ein weiterer Vorteil der Technologie sei die sogenannte Blockchain, eine zentrale Datei, in der alle Nutzer alle bisherigen Transaktionen einsehen können. „Da kann man dann nicht behaupten, man habe das Geld nicht bekommen.“
Anfangs habe es im Reisemarkt einige Anfragen von Kunden zu den Bitcoins gegeben, seitdem stagniert es. „Das System ist zu schnell gewachsen, und jetzt horten alle ihre Bitcoins, anstatt damit zu bezahlen.“ An die Technik Blockchain glaubt Yildirim Yildiz nach wie vor. „Die Technik ist revolutionär und erlaubt es beispielsweise ganz unproblematisch auch Gelder ins Ausland zu überweisen. Aber ob es künftig der Bitcoin sein wird oder eine andere Währung, die langsamer gewachsen ist, kann ich nicht sagen.“ Zum Vergleich: Als der Reisemarkt mit den Bitcoins anfing, lag der Wert eines unter zwei Euro, mittlerweile sei man bei 11000 Euro angelangt.
Der Reisemarkt stellt in Herne jedoch eine Ausnahme dar. „Wir interessieren uns für Bitcoins, aber eigentlich ist es noch kein Thema für den Einzelhandel“, erklärt Elisabeth Röttsches, 1. Vorsitzende des Einzelhandelsverbands Herne. Es herrsche eine gewisse Unsicherheit, weswegen man erstmal abwarte. „So richtig ist der Knoten nicht geplatzt, dazu ist das Thema mit zu vielen Fragezeichen behaftet.“
Banken mahnen zur Vorsicht
Bafin und Herner Banken wie die Sparkasse und die Sparda-Bank West sind bei dem Thema ebenfalls zurückhaltend. Beide Banken investieren nicht in Bitcoins und mahnen Kunden zur Vorsicht: „Wir raten unseren Kunden davon ab, in Kryptowährungen zu investieren, da wesentliche Funktionen, die ein Privatkunde mit dem Begriff ,Währung’ verbindet, nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben sind“, erklärt Marc-André Pahl von der Sparda-Bank West. So stehe bislang der Beweis aus, ob Kryptowährungen in Krisenzeiten Solidität, Sicherheit und Stabilität bieten.
„Durch die extremen Kursentwicklungen der jüngsten Vergangenheit besteht die Gefahr, dass Anleger auf dem derzeit hohen Niveau einsteigen und durch einen möglichen Kursabfall enorme Verluste verzeichnen.“ Auch seien Kryptowährungen keine Konkurrenz für traditionelle Währungen, mit denen sich weltweit zu jeder Zeit jedes Produkt bezahlen lässt. „Durch ,instant payment’ werden diese Zahlungsvorgänge zudem aktuell auf Echtzeit beschleunigt“, so Pahl.