Herne. . Der „Reisemarkt“ in der Herner City bietet die Möglichkeit, mit der digitalen Währung Bitcoin zu zahlen. Noch hält sich die Nachfrage aber in Grenzen.

Bargeld abschaffen? Über diese Frage ist in den vergangenen Wochen eifrig diskutiert worden. Gerade wir Deutschen hängen sehr an unserem Bargeld. Doch was wäre die Alternative? Eine gibt sie bereits, allerdings ist sie in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Bitcoin heißt die Währung. Der Name lässt es bereits erahnen: Sie existiert ausschließlich im Internet. Mit ihr bekämen die Menschen eine digitale Brieftasche. Einer, der diese Brieftasche bereits hat, ist Yildirim Yildiz. Doch er nutzt sie nicht nur privat, sondern bietet in seinem „Reisemarkt“ an der Behrensstraße die Möglichkeit, mit Bitcoins zu zahlen, wenn auch bislang mit Einschränkungen (dazu später mehr).

Bislang ist Yildiz mit diesem Service ziemlich allein - nicht nur in Herne, sondern auch im Ruhrgebiet. Schaut man sich - selbstverständlich im Internet - eine Landkarte mit der Verbreitung von Bit­coins an, ist das Ruhrgebiet weitgehend eine weiße Fläche. Dass Yildiz mit seinem Reisebüro bereits in eine neue Phase des Bezahlens eingetreten ist, erklärt sich mit seiner großen Affinität zum Internet. „Ich habe bereits vor rund 15 Jahren damit gerechnet, dass Reisen in Zukunft sehr viel online gebucht werden“, sagt er. Deshalb habe er die Plattform „hotelkatalog24“ entwickeln lassen, auf der man bewerten und buchen kann. Er sei auch einer der ersten gewesen, die den Bezahldienst Paypal angeboten hätten.

Auf die virtuelle Währung der Bitcoins hätten ihn seine Mitarbeiter, die die Buchungsplattform betreuen, aufmerksam gemacht. Yildiz sammelte zunächst privat Erfahrungen mit der virtuellen Währung. Und diese seien „sehr gut“ gewesen. Er bestelle manchmal Bücher oder Filme im Ausland, die Amazon & Co. nicht im Angebot hätten, bei der Bezahlung nutze er die Bitcoins.

Vor etwa einem Jahr hat er auch für sein Reisebüro die Technik installieren lassen, damit Kunden mit Bitcoins Reisen zu bezahlen können. Über seine Buchungsplattform habe er internationale Kunden, deshalb müsse er sich auch internationalen Bedingungen stellen.

Mit der Zahlungsabwicklung über das Internet könne das Geschäft vereinfacht werden, so Yildiz. Für ihn böten die Bitcoins mehr Sicherheit, Zahlungsausfälle gebe es nicht mehr, weil Bitcoin-Überweisungen nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten.

Bislang können bei Yildiz aber nur Kunden aus dem Ausland mit den Bitcoins zahlen, in Deutschland sei der gesetzliche Rahmen nicht geklärt. Allerdings halte sich die Nachfrage auch bislang in überschaubaren Grenzen. Yildiz berichtet von einer Anfrage aus Berlin. Er hofft, dass sich dies ändert, die Akzeptanz steigt und sich das bislang ungewöhnliche Zahlungsmittel durchsetzt. Auch wenn es dann wohl noch Bargeld geben wird.

Digitale Währungen haben Chancen und Risiken

Ist der Bitcoin die Währung der Zukunft? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Nach Meinung von Experten bietet er Chancen, aber auch Risiken.

Vorteile der digitalen Währung: Sie ist von Banken und Staaten unabhängig. Was bedeutet, dass es theoretisch keine externe Einmischung gibt. Was wiederum nicht heißt, dass der Kurs stabil ist. Denn wie jede Währung unterliegen auch Bitcoins Schwankungen. Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Bezahlen im Netz keine Gebühren anfallen und der Vorgang anonym ist. Allerdings: Bisher wurden fast alle Verschlüsselungen irgendwann einmal geknackt. Zudem lockt die Anonymität gerne dunkle Gestalten an, sie ist so gut geeignet für Geldwäsche. Weitere Risiken: Gefährlich für die Stabilität sind Hacker-Angriffe oder technische Pannen. Und da es keine staatlichen Garantien gibt, liegt ein Totalverlust des in Bitcoins umgetauschten Geldes immer im Bereich des Möglichen.

Nach Meinung von Verantwortlichen in Finanzunternehmen werden digitale Währungen wie Bit­coin auch in zehn Jahren nur ein Nischendasein fristen. Das gaben 95 Prozent der befragten Geschäftsführer und Vorstände in einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom an. In der Bevölkerung gebe es dagegen ein großes Interesse. In einer im Sommer vergangenen Jahres durchgeführten Befragung hätten sich 36 Prozent der Menschen vorstellen können, Bitcoins oder andere digitale Währungen zu nutzen. In der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren lag der Anteil sogar bei 53 Prozent.

Weitere Informationen zur digitalen Währung - etwa zum Einstieg in die Bezahlung per Bitcoin - gibt es unter www.bitcoin.de