Die Einigung in der Tarifauseinandersetzung in der Metall- und Elektroindustrie trifft bei den Verantwortlichen für Herne auf Zustimmung.

Noch gilt der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie nur für Baden-Württemberg, doch in der Regel übernehmen auch die anderen Bezirke diesen „Piloten“. Die Reaktion der für Herne verantwortlichen Akteure reicht von „teurer, komplexer, aber akzeptabler Kompromiss“ bis zu einem „verdammt ordentlichen Ergebnis, was sich sehr sehen lassen kann“.

Für Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsgeschäftsführer der Metallarbeitgeber Ruhr/Vest, ist klar, dass die Entgeltsteigerung und die Komplexität des Tarifabschlusses manches mittelständische Unternehmen an die Belastungsgrenze bringen werde. „Die Arbeitgeberseite hat einige Kernziele erreicht, aber auch erhebliche Zugeständnisse machen müssen“, so Erlhöfer.

Freie Tage für Azubis vor Prüfung

Mit dem Erreichten dürfte die Möglichkeit gemeint sein, dass es Betrieben erlaubt wird, mit deutlich mehr Beschäftigten als bislang 40-Stunden-Verträge abzuschließen. Diese Möglichkeit hatte Erlhöfer ausdrücklich gefordert angesichts der IG-Metall-Forderung auf einen Anspruch, die Wochenarbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden absenken zu dürfen. Erlhöfer weist darauf hin, dass Unternehmen das aber unter bestimmten Voraussetzungen ablehnen können, etwa wenn es betrieblich nicht umsetzbar ist. „Wichtig ist, dass wir unter dem Strich kein Arbeitszeitvolumen verlieren. Und den von der IG Metall geforderten Teillohnausgleich wird es auch nicht geben“, erklärt Erlhöfer.

Hernes IG-Metall-Chefin Eva Kerkemeier zeigt sich im Gespräch mit der WAZ-Redaktion zufrieden mit dem Abschluss. Die 4,3 Prozent Gehaltssteigerung ab April seien gut für die Lohntüte der Kolleginnen und Kollegen. Außerdem habe man den Schritt in die 28-Stunden-Woche hinbekommen, auch wenn die genau Ausgestaltung etwas kompliziert sei. Kerkemeier weist auch auf einen Punkt hin, der bislang kaum beachtet worden sei, den die Gewerkschaft nun aber durchgesetzt habe: Auszubildende erhalten künftig vor ihren Abschlussprüfungen zwei freie Tage zur Vorbereitung.

Eva Kerkemeier:
Eva Kerkemeier:

Im Rückblick zeigt Kerkemeier Unverständnis dafür, dass die Arbeitgeber bei den Gesprächen am vorangegangenen Wochenende einen Rückzieher gemacht hätten. Dazu muss man wissen: Die große Rahmen der jetzigen Einigung war zu diesem Zeitpunkt zwischen beiden Tarifparteien ausverhandelt, es hakte lediglich bei Feinheiten. Vielleicht hätten die 24-Stunden-Warnstreiks den Arbeitgebern erst gezeigt, dass die Forderung nach flexibleren Arbeitszeiten keine Erfindung von Funktionären gewesen ist. Kerkemeier hofft, dass der Pilotabschluss auch in NRW übernommen wird.