Herne. . Die 24-Stunden-Warnstreiks haben auch Herne erreicht. Bei Schwing legte ein Großteil der Belegschaft die Arbeit nieder. Das sind ihre Ziele.
Die 24-stündigen Warnstreiks im Zuge der Tarifauseinandersetzung in der Metall- und Elektroindustrie haben am Donnerstag auch Herne erreicht. Beim Betonpumpenhersteller Schwing in Crange – sowie der Unternehmenstocher Schwing Hydraulik – legte ein Großteil der Beschäftigten ab 6 Uhr die Arbeit nieder und demonstrierte vor dem Werkstor an der Heerstraße.
Verfolgt man aufmerksam die Rhetorik auf beiden Seiten, scheint sich die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass in der kommenden Woche Urabstimmungen zu unbefristeten Streiks anstehen.
Die Metaller gaben sich entschlossen, ihre Forderungen durchzusetzen. Unterstützung bekamen die Schwing-Mitarbeiter von Kollegen von Opel, der Bochumer Eisenhütte, von Thyssenkrupp oder von der ehemaligen GEA Luftkühler.
Vorbereitung für Urabstimmung läuft
Hernes IG-Metall-Chefin Eva Kerkemeier ging mit den Arbeitgebern hart ins Gericht. Die wirtschaftliche Situation sei „supergut“, deshalb hätten die Beschäftigten ein Lohnplus von sechs Prozent verdient. Das Angebot, das die Arbeitgeberseite vorgelegt habe, nannte Kerkemeier „popelig“. „2,6 Prozent. Da haben wir beim letzten Abschluss mehr bekommen, und da war die wirtschaftliche Situation eine andere“, so Kerkemeier. Die Unternehmen bräuchten die Mitarbeiter, um ihre Gewinne zu erwirtschaften, dann sollen sie sie auch beteiligen.
Bei der anderen zentralen Forderung der IG Metall – befristete Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden, für untere Lohngruppen mit einem kleinen Entgeltausgleich – griff Kerkemeier den Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest, Dirk W. Erlhöfer, frontal an. Der hatte vor einigen Wochen betont, dass es kein Geld fürs Nichtstun geben werde. „Das ist respektlos gegenüber jenen Menschen, die eine Aufgabe wahrnehmen“, sagte Kerkemeier mit Blick auf Beschäftigte, die bei reduzierter Arbeitszeit womöglich Angehörige pflegen. Kerkemeier: „Wir wollen Respekt.“
Sie erinnerte daran, dass die IG Metall in früheren Auseinandersetzungen sowohl die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall als auch den bezahlten Urlaub durchgesetzt habe. „Wir haben sozialpolitische Geschichte geschrieben, und das werden wir auch in dieser Auseinandersetzung“, rief Kerkemeier den Gewerkschaftern entgegen und zeigte die Entschlossenheit der IG Metall. Die Mitarbeiter seien mehr als ein Rädchen im Getriebe. Und wer qualifizierte Leute in seinem Betrieb haben wolle, müsse in der heutigen Zeit mehr als Geld anbieten.
„Ich bin mir sicher, dass wir viele unserer Forderungen durchsetzen werden“, so Kerkemeier. Am liebsten am Verhandlungstisch, aber man sei auch bereit, weiter zu kämpfen. Die ersten Vorbereitungen für die Urabstimmung seien im Gange.
ARBEITGEBER: STREIKS SIND KEULENSCHLAG
Wie gereizt die Stimmung zwischen Arbeitgebern und IG Metall ist, offenbart die Reaktion von Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest. Er spricht von einem abgekarteten Spiel der Gewerkschaft.
„Die 24-Stunden-Streiks sind von langer Hand geplant worden“, ärgert sich Erlhöfer. Der nun entstehende Schaden bei den Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet gehe weit über die reinen Produktions- und Umsatzausfälle hinaus.
Natürlich tue ein Stillstand über 24 Stunden weh. Natürlich würden ganze Lieferketten durcheinander gewirbelt. „Viel schlimmer aber wiegt der Image- und Vertrauensverlust in den Industrie-Standort Deutschland. Im Ausland haben die Kunden nur wenig Verständnis für Verzögerungen und Lieferausfälle. Das ist ein echter Keulenschlag gegen den Industrie-Standort und eine völlig überzogene Reaktion der Gewerkschaft“, so Erlhöfer.
Beschäftigte in anderen Branchen seien froh über eine 35-Stunden-Woche und ein Durchschnittsentgelt von 56 000 Euro. „Die IG Metall scheint in dieser Tarifrunde den Bezug zur Realität völlig zu verlieren. Der IG Metall-Vorsitzende Hofmann sollte sich nicht wundern, wenn er zukünftig keine Verhandlungspartner mehr auf der Gegenseite vorfindet, weil er die Unternehmen aus der Tarifbindung vertrieben hat. Das wird passieren, wenn er die Unternehmen permanent mit überzogenen Forderungen vor sich hertreibt“, so Erlhöfer.