Herne. . Das Herner Mulvany-Berufskolleg will ab dem kommenden Schuljahr einen Bildungsgang „Kaufmann im E-Commerce“ anbieten. Das sind die Gründe.
Die rasant fortschreitende Digitalisierung spiegelt sich womöglich ab dem kommenden Schuljahr im Lehrplan wider. Das Mulvany-Berufskollegs will einen dualen Bildungsgang zum „Kaufmann/-frau im E-Commerce“ einrichten.
Stimmt die Bezirksregierung Arnsberg zu, könnte das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in der Region ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal bekommen. „Im Umkreis gibt es kein Kolleg, was sich bislang um das Thema gekümmert hat“, sagt Schulleiter Thomas Brechtken.
An der Spitze in der Region
Der Ist-Zustand erstaunt, denn: Obwohl der Internethandel in den vergangenen Jahren rasant gewachsen ist und auch immer mehr kleinere und mittelständische Unternehmen Onlineshops einrichten, fehlt eine Ausbildung für das neue Berufsbild. „In vielen Fällen betreuen Quereinsteiger die Onlineshops“, sagt Studiendirektor Henk Wiering, der den neuen Bildungsgang betreut. Mit dessen Einrichtung könne dem Fachkräftemangel, der sich deutlich abzeichne, entgegengewirkt werden. E-Commerce sei darüber hinaus nicht nur für den Handel wichtig, sondern auch für Branchen, die in Herne eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel die Logistik, das produzierende Gewerbe oder das Handwerk. „Wir haben bereits zahlreiche Unternehmen in Herne angesprochen. Die Resonanz war sehr positiv, es gibt einen klaren Bedarf“, so Brechtken.
IHK und Wirtschaftsförderung unterstützen
Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft und IHK Mittleres Ruhrgebiet begrüßen und unterstützen die Einrichtung des Bildungsgangs ausdrücklich - den entsprechenden Rahmenplan für die Ausbildung hat der Handelsverband Deutschland entwickelt.
„Das ist aus meiner Sicht sehr nachvollziehbar, denn es gibt keinen spezifischen Ausbildungsberuf in der boomenden Branche“, teilt WFG-Chef Joachim Grollmann mit. Gerade in Herne seien einige Logistik-Unternehmen auch online sehr aktiv. Grollmann weist aber auch auf den klassischen Einzelhandel hin, der über kurz oder lang verschiedene Einkaufsmöglichkeiten anbieten müsse, um überleben zu können. Für den Einzelhandel wäre es ideal, Mitarbeiter mit den entsprechenden Kenntnissen zu haben, die das Geschäft in die entsprechende Richtung beeinflussen können.
Für die IHK Mittleres Ruhrgebiet ist der starke Wachstumsbereich E-Commerce ein Beispiel dafür, dass eine Ergänzung oder Überarbeitung von Berufsbildern nicht ausreicht. „Wir sind sehr sicher, dass dieser neue Ausbildungsberuf sich in unserem IHK-Bezirk und darüber hinaus etablieren wird. Schon jetzt erreicht uns das sehr positive Feedback vieler unserer Mitgliedsunternehmen“, teilt Carsten Venghaus in der IHK-Stellungnahme mit.
>> DIE FÄHIGKEITEN DER ABSOLVENTEN
Die Absolventen sollen nach dem erfolgreichen Abschluss des Bildungsgang folgende Fähigkeiten haben:
Einen Onlineshop bewirtschaften, Online-Marketing durchführen, Kundenkommunikation gestalten, Bezahlsysteme bewerten und deren Abläufe kennen, Shopmanagementsysteme kennen, beurteilen und vergleichen, Prozesse im Onlinehandel analysieren und verbessern.
Dazu sollen die Auszubildenden klassische kaufmännische Tätigkeiten durchführen, Englisch als Fremdsprache einsetzen, Projekte durchführen und durchgängig den Bereich Datenschutz und Datensicherheit beachten.