Herne. . Sieben Syrer, die aus ihrem Heimatland nach Herne geflohen sind, wollen eigene Firmen gründen. Ein landesweites Projekt weist ihnen den Weg.
- Wirtschaftsförderung und Jobcenter haben gemeinsam einen Workshop in mehreren Modulen durchgeführt
- Fast alle Teilnehmer waren bereits in ihrem Heimatland Unternehmer in den verschiedensten Branchen
- Startercenter und Jobcenter aus anderen Städten haben sich nach dem Herner Projekt erkundigt
Vor fast exakt zwei Jahren ist die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland – mit der Öffnung der Grenze – sprunghaft angestiegen. Recht schnell offenbarte sich, dass es eine große Herausforderung darstellen wird, diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein Aspekt fand bei diesen Anstrengungen bislang kaum Beachtung: der Weg in die Selbstständigkeit. Die Herner Wirtschaftsförderung, das Jobcenter Herne und das Netzwerk IQ Migrantenökonomie haben nun in einer Workshop-Reihe, die in Nordrhein-Westfalen Pilotcharakter hat, sieben Flüchtlingen beim Weg zum eigenen Unternehmen Orientierung gegeben.
Den Impuls, den Workshop aufzulegen, habe die Beobachtung gegeben, dass Flüchtlinge bei der Umsetzung ihrer Gründungsideen zahlreiche Fehler gemacht hätten, so Susanne Stegemann, Leiterin des Herner Startercenters NRW. Das Ziel sei es gewesen, diesen Menschen zunächst Basisinformationen zu geben, um dann in die detaillierte Konzeption eines Unternehmens einzusteigen. „Statt Schnellschüsse wollen wir Gründungen mit Struktur“, so Stegemann.
Grundvoraussetzung sei ein Sprachniveau auf der Stufe B1 (selbstständige Verwendung der deutschen Sprache), so Tim Gerber, Migrationsbeauftragter beim Jobcenter. Auf dieser Grundlage habe er gezielt Kunden angesprochen.
Die meisten waren Unternehmer
Sieben Männer aus Syrien haben in den vergangenen Wochen den Workshop absolviert. Dabei offenbarte sich, dass fast alle Teilnehmer in ihrer Heimat bereits eigene Unternehmen hatten. So finden sich zwei Apotheker unter den Teilnehmern, ein Koch, der ein eigenes Restaurant mit 30 Mitarbeitern geführt hat, oder ein Textilhändler, der früher drei Geschäfte besessen hat. Im Laufe des Workshops stellte sich heraus, dass sich die Rahmenbedingungen bei der Gründung von Unternehmen zwischen beiden Ländern deutlich unterscheiden. Trotz aller Hürden sind die Syrer fest entschlossen, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Wie Khaled Kourdi. Er war in seiner Heimat unter anderem Zugbegleiter, nun will er dem Trend der sogenannten Food-Trucks folgen und in einem Imbisswagen syrische Speisen anbieten. Einen möglichen Standort hat Kourdi bereits im Blick.
Welche Ideen am Ende realisiert werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Stegemann: „Es kann auch sein, dass wir abraten.“
Bei Bedarf wollen Startercenter und Jobcenter den Workshop wiederholen. Offensichtlich zieht das Modell Kreise. Stegemann und Gerber berichten von Anfragen von Kollegen aus anderen Städten.