Herne. . Die Herner Verbraucherzentrale registriert eine steigende Zahl an Beschwerden über Handyläden. Das sind die Gründe, so reagieren die Firmen.

Die Herner Verbraucherzentrale registriert eine steigende Anzahl an Beschwerden über schlechte Beratungsgespräche in den Geschäften von Telekommunikations-Unternehmen. Dabei stechen Unitymedia und Vodafone hervor. In Zahlen: Landeten im vergangenen Jahr acht Beschwerden über Unitymedia und 14 über Vodafone bei der Beratungsstelle, so stieg diese Zahl allein bis Ende Oktober auf 29 (Unitymedia) und 30 (Vodafone).

Veronika Hensing, Leiterin der Herner Verbraucherzentrale, hat alle Hände voll zu tun mit Fällen unterschiedlichster Ausprägung. So würden im Geschäft versprochene Zusagen nicht eingehalten, die Rechnungen, die die Kunden später erhielten, seien deutlich höher als erwartet. So sei in einem Fall ein Tarif von 44,99 Euro mit Rabatten auf 19,99 Euro heruntergerechnet worden, doch auf der Rechnung sei 39,99 Euro als Betrag angegeben worden. In einem anderen Fall sei auf dem Vertrag die Klausel zu einer Handyversicherung durchgestrichen gewesen, doch in der Rechnung sei dieser Posten wieder aufgetaucht.

Veronika Hensing, Leiterin der Verbraucherberatung Herne, hat ständig Kontakt zu Telekommunikations-Unternehmen, um Beschwerden zu klären.
Veronika Hensing, Leiterin der Verbraucherberatung Herne, hat ständig Kontakt zu Telekommunikations-Unternehmen, um Beschwerden zu klären. © Ralph Bodemer

Ein Grund für die Zahl der Beschwerden sieht Hensing in dem extrem umkämpften Markt. Gerade der Handymarkt ist eigentlich gesättigt. Rein rechnerisch hat jeder Deutsche mehr als ein Handy. Es herrsche sehr wenig Transparenz, die Verkaufsmethoden seien zuweilen recht aggressiv. „Wenn jemand in ein Geschäft geht und sich beraten lässt, denkt er ja, der Verkäufer sei kompetent“, so Hensing. Doch vor dem Hintergrund der Beschwerden stelle sich die Frage, ob das immer der Fall ist. Für Kunden hat Hensing einen wichtigen Rat: Niemals nur mündlichen Absprachen vertrauen, man sollte sich alle Vereinbarungen schriftlich bestätigen lassen. Hensing berichtet, dass es für die Verbraucherzentrale so etwas wie eine Hotline zu verschiedenen Unternehmen gebe. Es gebe offenbar Bedarf für die Klärung von Beschwerden.

Unternehmen sehen keine Fehler

Ein möglicher Grund für die steigende Zahl könnte sein, dass die Verkäufer auf Provisionsbasis arbeiten. Vodafone und Unitymedia schreiben auf WAZ-Nachfrage von „selbstständiger Partneragentur“ und „Retail-Partner“. Falsche Beratungen wollen beide Unternehmen nicht erkennen. Die Partner hätten hohe Qualitätsanforderungen und Standards einzuhalten. Unitymedia teilt mit, dass man Sicherungsmechanismen habe, um Verträge auf ihre Rechtmäßigkeit zu prüfen. Vodafone weist auf Testkäufe sowie hauseigene Qualitätskontrollen hin. Beide Unternehmen sehen für die Herner Filialen keine Auffälligkeiten.

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Bereits im Zusammenhang mit der Umstellung auf das digitale Fernsehen im Frühjahr gab es Beschwerden über Unitymedia.

Ein Beispiel, über das die WAZ berichtet hatte: Ein Ehepaar berichtete, dass es im Geschäft nicht beraten worden sei, sondern sofort einen Receiver erhalten habe - der sich später als unnötig entpuppte.

>> KOMMENTAR: KOMISCHE BLÜTEN

Na, wie viele Handys haben Sie? Wahrscheinlich mehr als eins. In Deutschland gibt es mehr aktive Mobilfunkanschlüsse als Einwohner.

Das heißt: Für Unternehmen in dieser Branche ist das Wachstum in dieser Branche ausgereizt. Und das treibt komische Blüten. Um sich die Kunden abspenstig zu machen, werden immer neue Produkte erfunden, Kunden verirren sich im Dschungel, weil sich die Angebote nicht vergleichen lassen. Und wenn die Verkäufer noch auf Provision angewiesen sind, bleibt eine faire und transparente Beratung auf der Strecke und der Kunde tappt in die Falle. Doch Kunden können sich wappnen. Mit guter Vorbereitung und Geduld. Wer mit Bedacht einen Handyvertrag abschließt, vermeidet langen Ärger.