Herne. . Die Herner Verbraucherzentrale ist ein Erfolgsmodell. 2016 zählte sie 12 221 Anfragen und Kontakte. Doch dieser Andrang bringt auch Probleme.

  • Im Schnitt besuchen rund 40 Ratsuchende die Beratungsstelle in der Herner Innenstadt
  • Ärger mit Telefon und Internet steht auf Platz Eins der Hitliste der Beratungen
  • Bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten gibt es bereits intensive Gespräche

Die Verbraucherzentrale ist in Herne ein echtes Erfolgsmodell. 2016 zählte die Beratungsstelle Anfragen von 7804 Ratsuchenden. Addiert man Veranstaltungen hinzu, ergeben sich 12 221 Anfragen und Kontakte. Leiterin Veronika Hensing hat diese Zahl auf die Öffnungszeiten umgerechnet - Ergebnis: Rund 40 Verbraucher suchen täglich die Räume an der Freiligrathstraße auf. Die Beratungsstelle wird quasi vom Erfolg überrollt.

Veronika Hensing, Umweltberaterin Silke Gerstler und Honorarkräfte mussten sich sowohl mit Dauerbrennern als auch mit neuen Themen beschäftigen. In der „Hitliste“ liegt Ärger mit Telefon und Internet mit 24 Prozent an der Spitze (siehe Infokasten). Hensing kennt eine Reihe von Abzockmaschen. So versprach eine Internetseite mühelose Gewichtsreduktion mit einem löslichen Pulver - und lockte mit einem Bluetooth-Fitnessband als Gratiszugabe. Doch bei näherem Hinsehen wurde es nur ausgeliefert, wenn man ein 90-Tage-Abo abschließt. Doch darüber hatte die Webseite nicht eindeutig informiert und so versucht unrechtmäßig abzukassieren.

Auch Flüchtlinge suchen Rat

Beim Weltverbrauchertag im vergangenen Jahr informierten Brigitte Grüning (Weisser Ring), Veronika Hensing (Verbraucherzentrale), Ralph Jeske (Polizei, v.l.) über Abofallen und die sogenannte Drittanbietersperre.
Beim Weltverbrauchertag im vergangenen Jahr informierten Brigitte Grüning (Weisser Ring), Veronika Hensing (Verbraucherzentrale), Ralph Jeske (Polizei, v.l.) über Abofallen und die sogenannte Drittanbietersperre. © Ralph Bodemer

Über eine andere Masche hatte auch die WAZ berichtet: Mit Blick auf die Einstellung des analogen Fernsehens schürten Drückerkolonnen gerade bei älteren Menschen Ängste, dass nach dem 30. Juni ihr Fernseher schwarz bleibt, um ihnen so Verträge für einen bestimmten Anbieter anzudrehen.

Mit Flüchtlingen hat sich eine neue Gruppe von Ratsuchenden entwickelt. Da sie mit den Geschäftsgepflogenheiten in Deutschland keine Erfahrungen haben, werden sie bei Vertragsabschlüssen teilweise über den Tisch gezogen. „Wir engagieren uns im Herner Integrationsnetzwerk, damit die Integration auch im Verbraucheralltag gelingt“, so Hensing.

Beratungen sind Daseinsvorsorge für die Stadt

Reichlich zu tun hatte auch Energieberaterin Silke Gerstler, beispielsweise beim Thema „Wechsel des Energieanbieters“. Neben einem Thermostat-Check führte sie auch einen Marktcheck zur Rücknahme von Elektro-Altgeräten durch. Ergebnis: Es gibt noch Luft nach oben.

So viel dürfte sicher sein: Die Themen werden nicht ausgehen. In wenigen Wochen wird sich zeigen, ob die neuen Roaming-Regeln für das Ausland eingehalten werden.

„Intensive Gespräche“ zu neuen Räumen

Dass die Verbraucherzentrale Hernern einen Mehrwert bringt, macht Hensing an folgenden Zahlen deutlich: Die Fälle, um die sich die Beratungsstelle gekümmert hat, hatten einen Gesamtstreitwert von rund 39 000 Euro. Mit dem Ergebnis, dass die Ratsuchenden eine Summe von 29 000 erstattet bekamen. Und dies schließe nicht einmal die Energieberatung und die Beratungen der Honorarkräfte ein. Hensing: „Unsere Aktivitäten sind echte Daseinsvorsorge für die Stadt.“

Diese Zahlen sind ein weiteres Argument bei der Suche nach neuen Räumen und personeller Verstärkung. Um das Team auszubauen, müssen Stadt und Land an einem Strang ziehen, bei der Suche nach neuen Räumen (die bisherigen sind nicht barrierefrei und verfügen über keine Diskretions-Zone), gebe es „intensive Gespräche“, so Hensing.

>> DIE BERATUNGSSTELLE IN ZAHLEN

Mit 24 Prozent lagen Telefon und Internet an der Spitze bei Verbraucherproblemen. Es folgen allgemeine Dienstleistungen (18 %), Konsumgüter (13 %), Finanzen (12 %) und Energie (9 %).

Von den 7804 Anfragen von Ratsuchenden entfielen 628 auf die Energieberatung, von den 4417 Veranstaltungskontakten entfielen 2254 auf die Energieberatung.

Die Beratungsstelle zählte 2364 Zugriffe auf ihre Homepage.

97 Prozent der Besucher waren mit der Geldanlageberatung der Verbraucherzentrale zufrieden.