Herne.. Das Herner Softwarehaus Isap treibt die digitale Revolution voran und berät Firmen auf dem Weg zur vernetzten Produktion. Das Wichtigste: Daten.

Es ist seit einiger Zeit eins der ganz großen Schlagworte in der Wirtschaft: Industrie 4.0. Es ist das Synonym für die vierte industrielle Revolution und bezeichnet die zunehmende Digitalisierung. Und einer der Revolutionäre ist das Herner IT-Systemhaus Isap. Es berät mittelständische Unternehmen bei dieser rasend schnellen Entwicklung. Die WAZ erhielt sprichwörtlich ein paar Einblicke in diese Revolution.

In vielen Betrieben ist die Revolution allerdings noch nicht angekommen. Laut einer Umfrage fühlen sich mehr als 70 Prozent der Unternehmen nicht auf die Digitalisierung vorbereitet, weiß Daniel Drissler, Isap-Berater. Dabei steht für ihn fest: „Die Digitalisierung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.“

Vorausschauende Wartung

Um die Umwälzung zu verstehen, hilft ein Blick in die alte Produktionswelt. Die funktionierte – skizzenhaft ausgedrückt – so: Die Ingenieure entwickelten ein neues Produkt, ohne jedoch andere Abteilungen einzubeziehen. So musste die Fertigung erst einmal Wege finden, wie das Produkt hergestellt werden kann, die Einkaufsabteilung musste schauen, wo sie das Material beschafft - und der Vertrieb musste sich gedulden, bis er mit einem Preis zu den Kunden gehen konnte.

Im Zuge der Digitalisierung werden alle Abteilungen mit ihren Daten zusammengeführt und vernetzt. Das heißt: Sobald die Entwickler sich an die Arbeit machen, erhalten Einkauf und Vertrieb die Informationen, die sie benötigen.

Ein „Zauberwürfel“ der anderen Art -  gedruckt in 3D.
Ein „Zauberwürfel“ der anderen Art - gedruckt in 3D. © Rainer Raffalski | FUNKE Foto Services

Da der Beratungsbedarf in dieser Hinsicht riesig ist (siehe die 70 plus X Prozent), hat Isap in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum ein sogenanntes Reifegradmodell entwickelt. Die Isap-Berater durchforsten alle Bereiche eines Unternehmens und wissen dann, wo noch Lücken klaffen. Eine dieser Lücken sind Daten aus der Produktion. Die Hälfte aller Isap-Kunden verfüge nicht über diese Daten, doch gerade die seien wertvoll, so Drissler. Lieferten Maschinen Daten, sei zum Beispiel eine vorausschauende Wartung möglich. Das heißt: Bevor die Maschine mit einem Fehler ausfällt, meldet sie sich rechtzeitig und ein Techniker rückt aus. Diese Art der Zuverlässigkeit ist für Maschinenbauer auch ein gewichtiges Verkaufsargument.

Ein Unternehmen, das sich der digitalen Reifeprüfung mit Hilfe von Isap unterzogen hat, ist die Rippert Anlagentechnik GmbH in Herzebrock-Clarholz. Rippert entwickelt und baut Anlagen unter anderem zum Lackieren oder Pulverbeschichten von verschiedenen Materialien. „Wir haben schon noch Potenzial“, erläutert IT-Leiter Bernhard Empting das Ergebnis im Gespräch mit der WAZ. Noch liefen nicht alle Prozesse durchgängig. Als Beispiel für Fortschritte in der Digitalisierung nennt er den Aufbau einer zentralen Datenbank, in der jedes einzelne Bauteil - auch jene von Zulieferern - erfasst ist. Und für die Anlagen, die Rippert baut, habe man mit Hilfe von Isap eine Art Baukastensystem entwickelt. Das diene als Basis, um die Maschinen mit ihren spezifischen Anforderungen für die Auftraggeber zu bauen.

3D-Druck für Kleinserien

Ungleicher Zwilling: Das linke - leichtere - Bauteil wurde 3D-gedruckt.
Ungleicher Zwilling: Das linke - leichtere - Bauteil wurde 3D-gedruckt. © Rainer Raffalski | FUNKE Foto Services

Doch die Möglichkeiten reichen inzwischen viel weiter. Um eine Maschine oder eine ganze Produktionsanlage auf ihre Funktionsfähigkeit zu testen, kann man zunächst ein Computermodell erschaffen und es im virtuellen Raum bis in den letzten Winkel erkunden. Julia Klein und Friedrich Zysk entwickeln bei Isap diese Modelle, deshalb wissen sie, dass die auffälligen 3D-Brillen alles andere eine Spielerei sind. Im virtuellen Raum ist es möglich, jede einzelne Schraube anzufassen.

Immer stärker rückt - auch bei Isap - das dreidimensionale Druckverfahren in den Vordergrund. Die Vorteile: Kleinserien oder Unikate entstehen viel schneller als auf herkömmlichen Weg, manche Bauteile können leichter produziert werden - die Kosten für Fertigung und Transport sinken.

Hinter all jenen Anwendungen steht eine Vielzahl von Daten. Daniel Drissler zitiert Stefan Gross-Selbeck, den ehemaligen Chef des sozialen Netzwerks Xing: „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts.“ Und Isap hilft dabei, dieses Daten-Öl zu fördern.

>> ISAP FEIERT SILBERJUBILÄUM

  • Norbert Assen hat die Isap AG vor 25 Jahren gegründet, vor wenigen Wochen feierte das Unternehmen sein „Silberjubiläum“.
  • Zunächst vermarktete Isap mit Sitz an der Robert-Bosch-Straße in Baukau eine Konstruktionssoftware, entwickelt sich aber seit einiger Zeit immer stärker Richtung Beratung.
  • Neben dem Firmensitz in Herne verfügt Isap über Standorte in Ulm, Bad Zwischenahn und Werl und betreut rund 1400 Unternehmen, hauptsächlich Mittelständler.