Herne. . Beim Herner Schiffskupplungs-Produzenten geht es nach der Krise 2016 wieder aufwärts. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, der Umsatz über Plan.
- Weltmarktführer bei Schiffskupplungen verzeichnete 2016 einen Umsatzrückgang von zwölf Millionen Euro
- Über ein Freiwilligenprogramm verließen mehr als 50 Mitarbeiter das Unternehmen
- Das Kupplungs-Sortiment wurde modernisiert, neue Maschinen sollen die Effizienz steigern
Die Vulkan Kupplungs- und Getriebebau GmbH (VKG) hat überraschend schnell die Krise hinter sich gelassen. Mehr noch: Nach dem Gesundschrumpfen ist die Auslastung laut Unternehmen teilweise so hoch, dass die Mitarbeiter Überstunden machen müssen. „Durch die umgesetzten Maßnahmen und einen Umsatzanstieg steuert VKG auf das beste Ergebnis in den vergangenen zehn Jahren zu“, teilt Inhaber Sebastian Hackforth mit.
Im Juni 2016 stellte sich die wirtschaftliche Situation beim Weltmarktführer für Schiffskupplungen deutlich problematischer dar. Das Unternehmen hatte in Boomzeiten Überkapazitäten aufgebaut, diese aber nie konsequent zurückgebaut. „Das war ein Fehler“, hatte Hackforth 2016 in einem WAZ-Interview eingestanden. Auch mit dem Know-how bei Produkten sei man über das Ziel hinausgeschossen. Das Ergebnis war 2016 ein Umsatzrückgang von zwölf Millionen Euro.
Deshalb schnürte Hackforth ein umfassendes Maßnahmenpaket. Ein zentraler Bestandteil war Personalabbau. Über ein Freiwilligenprogramm haben mehr als 50 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, hinzu kommt eine Reduzierung durch die normale Fluktuation. Außerdem wurde eine Leistungsprämie abgeschafft. Dies sei alles nicht einfach, aber alternativlos gewesen, so Hackforth. Statt der Leistungsprämie sollten in Zukunft Teile des erwirtschafteten Gewinns an die Belegschaft ausgezahlt werden – und dies könnte auf Grund des erstaunlich guten Ergebnisses bereits in diesem Jahr der Fall sein. Dabei gibt Hackforth zu bedenken, dass der Schiffsbau nach wie vor nicht boomt, die gute Entwicklung und hohe Auslastung sei auf die sehr vorsichtige Planung und die reduzierte Kapazität zurückzuführen.
Neue Maschinen sollen die Effizienz steigern
Doch Hackforth hat auch an anderen Stellschrauben gedreht. So modernisierte VKG das Kupplungssortiment, speziell mit Blick auf Kosten und Zeit. Erste Ergebnisse seien schon sichtbar, so Hackforth: „Wir bekommen vom Auftragskuchen nun ein größeres Stück ab.“ Daneben investiert das Unternehmen in den kommenden drei Jahren bis zu zehn Millionen Euro in neue Maschinen. Allerdings gehe es nicht darum, alte durch neue zu ersetzen, es werden Maschinen angeschafft, die mehrere Arbeitsschritte in der Fertigung verrichten können. Hackforth erhofft sich von diesen Maschinen eine Effizienzsteigerung von bis zu 30 Prozent. Dass das Unternehmen diesen Schritt erst jetzt vollzieht, ist ein Indiz dafür, dass Vulkan in der Vergangenheit recht behäbig agiert hat.
Doppelfunktionen wurden abgeschafft
Zudem wurden zum Juli die Pläne für Vulkan Deutschland umgesetzt, das heißt: Die drei Unternehmen VKG, Vulkan Lokring Rohrverbindungen sowie die Hackforth Holding wurden zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammengeführt, Doppelfunktionen und doppelte Arbeit fallen nun weg. Allerdings gebe es keine Reduzierung beim Personal.
Trotz der überraschend guten Entwicklung gibt sich Hackforth zurückhaltend und bleibt quasi auf der Hut vor einer neuen Behäbigkeit: „Wir werden uns auf dem kurzfristigen Erfolg nicht ausruhen und arbeiten weiter konsequent daran, strukturelle Defizite abzubauen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.“
>> KOMMENTAR: OPTIMIERUNG ENDET NIE
Es mag ein gutes Gefühl sein, als Weltmarktführer quasi von der Spitze zu grüßen, doch dies birgt auch immer eine Gefahr: dass man sich seines Erfolgs zu sicher ist und bequem wird. Denn in der Unternehmenswelt gilt folgender Leitgedanke ganz besonders: Stillstand ist Rückschritt.
Genau das hat man bei Vulkan in den vergangenen Jahren nicht beherzigt. Weil die Reserven offenbar so groß waren, dass sich das Unternehmen diese Untätigkeit eine Weile hat leisten können. Doch wohin Stillstand führen kann, hat das Beispiel Schwing gezeigt.
Insofern war es nur konsequent, dass Inhaber Sebastian Hackforth durchgegriffen und alle Unternehmensbereiche einmal auf links gezogen hat. Beendet sein darf die Optimierung der Strukturen allerdings nie. Ein Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten – womöglich als Weltmarktführer – ist ein stetig andauernder Prozess.