Herne. . Die Behrensstraße in der Herner Innenstadt ist eine Mini-Meile mit Fachgeschäften und Gastronomie. Doch zurzeit hat sie ein paar Probleme.

  • In den Problemen auf der Behrensstraße in Herne-Mitte spiegelt sich die Situation der Herner City insgesamt
  • Laden-Inhaber machen unter anderem die geringe Kaufkraft in Herne verantwortlich für Situation
  • IG-City-Vorsitzender Norbert Menzel sieht auch Stadt und Vermieter in der Pflicht

Die Lage des Einzelhandels in der Herner City ist in einer zwiespältigen Situation. Der Abschnitt zwischen Kreuzkirche und altem Hertie-Haus ist lebhaft. Allerdings lässt die Entwicklung der Neuen Höfe, aber auch eine Reanimierung des City Centers auf sich warten. Schon diese Konstellation wirkt wie eine Bremse bei Neuvermietungen. Filialisten, die ein Auge auf Herne geworfen haben, warten offenbar, bis klar ist, wer in die Neuen Höfe einzieht, um dann zu entscheiden, ob es sich lohnt, selbst in Herne zu eröffnen. Hinzu kommt die Konkurrenz durch die Oberzentren und das Internet. Diese Lage kann man quasi wie unter dem Brennglas in der Behrensstraße beobachten: Zwei Ladenlokale stehen leer, das Straßenfest ist abgesagt.

Geringe Kaufkraft ist ein Problem

„Kein Grund zur Panik“, sagt Martina Vössing, Inhaberin des Feinkostladens. Die Kauflust sei zurzeit etwas verhalten, aber sie ist sich sicher, dass das Geschäft wieder anziehe. Ganz anders sieht das Christina Müller: „Es lief nicht mehr, meine Artikel waren wohl vielen Verbrauchern zu hochpreisig “, sagt die Chefin des Geschenkartikelgeschäfts Mikado. Ende des Monats ist Schluss für die Hernerin, es habe sich zu ihrem großen Bedauern nicht mehr gelohnt. Eine Kundin ist entsetzt, dass ihr Lieblingsladen schließt: „Das darf nicht wahr sein. Hier konnte man immer schöne und hochwertige Dinge kaufen und nicht das übliche Einerlei.“ Sie kommt gerne auf die Behrensstraße, vor allem wegen der Qualität der Geschäfte. Und nun ist sie besorgt über die Entwicklung, das sei sehr bedenklich. Das Thema Kaufkraft spielt in Herne tatsächlich eine Rolle. Vor Monaten war das Brillengeschäft Konstandt mit dieser Begründung nach Bochum abgewandert.

Geschlossen warben die Geschäftsleute der Behrensstraße im vergangenen Jahr für das Straßenfest. In diesem Jahr fällt es aus.
Geschlossen warben die Geschäftsleute der Behrensstraße im vergangenen Jahr für das Straßenfest. In diesem Jahr fällt es aus. © Rainer Raffalski

Und eine weitere Schließung sorgt für Frust: Den Umzug der Familie Kopitz mit ihrem Geschäft „Hotzenplotz“ nach Witten bedauerten viele Kunden in den sozialen Medien. Die Miete sei auf Dauer zu hoch gewesen, dies habe sich nicht mehr mit den Einkünften gedeckt, erklärt Inhaberin Patricia Kopitz. Sie bedauert den Weggang, habe aber keine andere Wahl gehabt. Auch dieses Problem ist nicht unbekannt: dass Hausbesitzer ihre Mieten nicht der Realität anpassen.

Nähe zu Markt und Rathaus machen Straße attraktiv

Laut Maklerin Sonja Neugebauer handelt es sich bei der Behrensstraße aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Fußgängerzone um eine sogenannte 1b-Lage, man müsse mit einer Miete von bis zu zehn Euro pro Quadratmeter rechnen. „Die Straße ist gerade aufgrund der Nähe zum Markt und Rathaus sehr attraktiv“, so ihre Einschätzung.

Um weitere Geschäftsaufgaben zu vermeiden, seien Stadt und Vermieter gleichermaßen gefragt, meint Norbert Menzel, Vorsitzender der IG City: „Ein Nachteil für die Gastronomie etwa ist die Auflage, dass die Inhaber Parkplätze für ihre Gäste nachweisen müssen.“ Und das sei mit Kosten verbunden. Die Wirte sehen wie Menzel ein hohes Potential für Cafés und Kneipen. „Wir sind sehr zufrieden hier mit dem Standort, hier könnte eine kleine Gastromeile entstehen“, meint Julia Dicks, Betriebsleiterin des Restaurants Burgerado. Sie freut sich schon auf das Café Extrablatt, das im kommenden Jahr an der Ecke Bahnhofstraße/Viktor-Reuter-Straße eröffnen soll.

Astrid Uittien, Inhaberin des Textilgeschäfts Ben Seeberg, betont, dass die Gemütlichkeit in der Behrensstraße aufrecht erhalten werden müsse. Dass die Geschäftsleute das Straßenfest, das sie vor sechs Jahren mit initiiert hat, pausieren lassen, findet sie nicht so schlimm.

In einer Hinsicht sind sich alle Beteiligten einig: Die kleine Meile habe viel Potential.